Der Schriftsteller Qassim Haddad (Bahrain) im Gespräch mit Matthias Hanselmann, DLR:
Hanselmann: Ihr neuestes Buch beschäftigt sich mit einem Dichter aus vorislamischer arabischer Zeit. Er lebte im 6. Jahrhundert. Was ist für Sie interessant an diesem Dichter?
Haddad: Der Dichter heißt Tarafa Ibn El-Abd, er lebte ungefähr 70 bis 80 Jahre vor dem Islam, und er zählt zu dem berühmtesten arabischen Dichtern der vorislamischen Zeit. Er ist einer der Dichter der sogenannten Moallakat, das sind Gedichte, die auf der Kaaba aufgehängt wurden, ganz besonders schöne Gedichte. Und meine Beziehung zu diesem Dichter hat sich aufgebaut sehr früh, und zwar seit der Grundschulzeit, da habe ich ihn zum ersten Mal kennengelernt, einmal, weil ich entdeckt habe, dass er in Bahrain gelebt hat, aber nicht im heutigen Bahrain, sondern dem historischen Bahrain – das ist eine Region, die sich von Oman bis nach Basra im Irak gezogen hat, also eine sehr große Region, die die ganze Golfregion umfasst hat.
Die andere Besonderheit, die mich an ihm fasziniert hat, war sein Standpunkt gegenüber dem Stamm, dem Stammeswesen sozusagen oder der Stammesgesellschaft. Er war ein Rebell, ein eigensinniger Mensch und war sehr aufrührerisch und hatte neue moderne Ideen sozusagen. Für diese Ideen wurde er verfolgt von dem König von Hira, das war der König, der eben in dieser Zeit in Bahrain, in dieser Region, regiert hat. Er hieß Amr Ibn el-Hem, dieser König, und er hat ihn hinrichten lassen. Außerdem hat mich fasziniert an ihm eines seiner Gedichte, und ich finde, es ist eins der schönsten Gedichte, die ich gelesen habe, in der alten arabischen Dichtung.
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