107. Sielaffs Tonspur

Es wäre nicht nur bei diesem Dichter interessant zu ergründen, in welcher Beziehung der Stadtalltag mit dem Schreiben korrespondiert. Erschienen ist das Buch im mittlerweile anerkannten Verlag luxbooks Wiesbaden. Die Gedichte stehen in mehreren Sektionen, denen Leitmotive vorangestellt sind. Das Verbindende der Abteilungen ist unter anderem Sielaffs eigene lyrische Tonspur, wie auch schon im ersten Buch, allerdings ist ein Vielfaches an inhaltlichen Sequenzen und philosophischen Strukturen hinzugekommen, ohne das man es sofort registriert. Da bemerkt man ein tiefes Staunen über die Welt in den Texten, die dem Leser die Möglichkeit eröffnen, ein anderes Verhältnis zu den Dingen zu entwickeln. Ob es in den Gedichten der Ausstellungsbesuch mit Kind ist oder die Frau mittags mit dem roten Plasteeimer, die Mondnacht oder das älteste Lichtbild der Welt, es ist in den Texten eine seltsame Transformation des Augenblicks zu spüren. Verse und Worte, die einen Überschuss an Bedeutung freisetzen. So auch im Gedicht „Anmerkung zu Platon“, das mit der wundervollen Zeile „ Ich habe nie eine Form für das Glück gehabt“ beginnt. Oder auch der schöne Schlussvers vom Gedicht „Die Wiese“: „ Die Tage endeten ohne zu vergehen“. Mit wenigen Worten trifft Sielaff hier Kindheitsempfindungen der meisten Menschen in der inneren Wahrnehmung. Er erinnert uns an den damaligen unerschöpflichen Zeitvorrat. Diesen Zustand der quengelnden Ungeduld auf Ereignisse, das mühsame Nachdenken über das Ticken der Uhrzeit, die in der Welt der Erwachsenen eine unabdingbare Rolle zu spielen schien. Aber es sind nicht lapidar beschriebene Textbilder, die sich verflüchtigen und einen bloßen Wiederholvorgang im Gedächtnis abrufen, sondern die Verse funktionieren im Verborgenen weiter in einer inneren Klarheit. Notwendig dafür sind Worte, die so und nicht anders auf einer Zeile komponiert sind und literarische Spannungswerte erzeugen. / Thomas Ernest, Dresdner Neueste Nachrichten 28.12.

Volker Sielaff: „ selbstporträt mit zwerg“, Gedichte. Verlag luxbooks Wiesbaden, 2012, 97 Seiten, ISBN 978-3-939557-98-2.



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