Ihre schärfste Kritikerin ist sie selbst; meistens. Vor Jahren, als sie ihrer Schreibe schon ziemlich sicher war, bat sie den Weimarer Lyriker Wulf Kirsten um seine Meinung. Er riet ihr von einer Veröffentlichung ab. Damals nahm sie ihm das übel, heute weiß sie, dass er recht hatte. „Ich habe noch zwei Jahre gewartet, und das war gut.“ In dieser Zeit entstanden neue, immer bessere Texte, zum Beispiel „niemandem gleich“. Dieses Gedicht gab 2005 ihrem ersten Buch den Namen.
Jetzt hat Liane Bosse ihren zweiten Lyrikband veröffentlicht, am Dienstagabend stellt sie ihn inWeimar vor. „Die Wahrheit der Jahreszeiten“ ist ein beinahe programmatischer Titel, denn im Jahreslauf der Natur entdeckt sie Wahrheiten, die das Stadtleben zu übersehen und zu verdrängen gelernt hat. …
„Ich kann nicht jedem Menschen etwas sagen“, betont die Lyrikerin, „aber ich denke, dass jeder dazu in der Lage ist, Bilder umzusetzen.“ / Frauke Adrians, Thüringer Allgemeine 24.11.