… er flüsterte mir zu: «Du weisst doch, dass ich Bedeutung hasse.»
Ich weiss, ich wusste auch damals, dass Pastior nach einer bedeutungsfreien Dichtersprache suchte, dass er keinen Bedeutungsraum hinter oder zwischen den Wörtern gelten lassen wollte. Gelten sollte das Wort als solches, als Klangleib – nichts besagend, bloss leichthin an die Sinne rührend. …
Naturgemäss stellt sich nun im Rückblick die Frage, ob nicht überhaupt Pastiors dichterische Arbeit, die man so gern als «hermetisch», «formalistisch» oder wenigstens als «ludistisch» bezeichnet hat, darauf angelegt war, in kunstvoller Weise «nichtssagend» zu sein, und ob sein konsequentes Bemühen, seine Texte von aller Bedeutung und vorab von jeder Eindeutigkeit freizuhalten, nicht auch andere denn poetologische Gründe hatte.
Ausser Frage steht nun jedenfalls, dass die Pastior-Philologie noch einmal über die Bücher gehen und nach allfälligen Spuren verdrängter «Bedeutung» suchen muss. Womöglich steht bei diesem «dunklen» Dichter doch weit mehr zwischen den Zeilen, als er selbst es wahrhaben wollte und als die Kritik es bisher erkennen konnte. / Felix Philipp Ingold, NZZ 26.11.