100 Jahre älter als gedacht: Forscher bestimmen mittels C14 das Alter des Voynich-Manuskripts

Tucson/ USA – Ein vermeintlich 400 Jahre altes Buch, angefüllt mit botanischen, astronomischen und anatomischen Abbildungen und in einer bislang unbekannten Schrift verfasst, sorgt seit spätestens 1930 unter Historikern, Kryptografen und Laienforschern für Rätselraten über den Sinn des sogenannten Voynich-Manuskript. Jetzt haben sich US-Wissenschaftler erneut dem Schriftstück angenommen und dessen Alter mittels Radiokohlenstoffdatierung bestimmt.

Wie Greg Hodgins von der “University of Arizona” berichtet, stammen die Pergamentseiten des 250 Seiten starken Manuskripts laut der C14-Datierung aus dem frühen 15. Jahrhundert. Damit wäre das “unlesbare Buch” gute 100 Jahre älter, als dies viele Forscher bislang vermutet hatten.

100 Jahre älter als gedacht: Forscher bestimmen mittels C14 das Alter des Voynich-ManuskriptsZahlreiche Forscher haben das Manuskript bereits untersucht, ohne jedoch einen Sinn in dem Werk und den dargestellten Abbildungen ausmachen zu können. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt es bei vielen Wissenschaftlern als mittelalterliche oder gar neuzeitliche Eulenspiegelei ohne erkennbaren Sinn. Andere Forscher glauben hingegen, dass es sich um eine kodierte Geheimschrift handelt. Als mögliche Autoren geistern der Universalgelehrte Roger Bacon aus dem 13. Jahrhundert, der Alchemist Edward Kelley, der Mediziner und Chemiker Jakub Horcicky de Tepenec oder sogar der junge Leonardo da Vinci durch die unzähligen Theorien rund um das Manuskript.

Eine zukünftige direkte Analyse der verwendeten Tinte, soll weitere Aufschlüsse über das Alter der Schrift und Zeichnungen selbst bringen – schließlich könnte auch eine spätere Fälschung auf altem Pergament erstellt worden sein. “Es ist aber leider sehr schwer, die Tinte selbst einer Radiokarbondatierung zu unterziehen, da sie lediglich auf der Oberfläche der Seiten sitzt und dies auch nur in kleinsten Mengen. Zudem ist der Kohlenstoffanteil in Tinte für gewöhnlich sehr gering”, erläutert Hodgins. “Die Entnahme einer Tintenprobe ohne verunreinigende Anteile des Pergaments liegt derzeit außerhalb unserer Möglichkeiten.” Hinzu gebe es Tinten, die gänzlich frei von Kohlenstoff sind und satt auf pflanzlicher Basis auf Mineralien basieren.

100 Jahre älter als gedacht: Forscher bestimmen mittels C14 das Alter des Voynich-ManuskriptsDie Ergebnisse der US-amerikanischen Forscher stützen allerdings frühere Analysen von Wissenschaftlern der “Beinecke Rare Books Library” an der Yale University und österreichischer Forscher. Diese hatten 2009 mittels materialwissenschaftlicher Untersuchungen die Entstehung der Schrift ebenfalls auf zwischen 1404 und 1438 eingegrenzt. Anhand architektonischer Eigenschaften der Abbildung einer Burg, glauben die Forscher zudem die Provenienz des Autors auf den Alpenraum eingrenzen zu können (…wir berichteten).

Sollte das neu ermittelte Entstehungsdatums zutreffen, wären alle bisherigen Spekulationen über postkolumbianische Autoren überflüssig und auch Leonardo (1452-1519), Kelley (1555-1597) oder Tepenec (1575-1622) also aus dem Rennen.

- Hochauflösende Aufnahmen der Seiten des Voynich-Manuskripts finden Sie HIER

- Ein deutschsprachiges Online-Lexikon zum Voynich-Manuskript finden Sie HIER

- Ein deutsche Übersetzung und Informationen von Erhard Landmann zum Voynich-Manuskript finden Sie HIER

via 100 Jahre älter als gedacht: Forscher bestimmen mittels C14 das Alter des Voynich-Manuskripts.


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