Neuer Sport, viele Fragen. Mit diesen Tipps kannst du beim Skitourengehen voll durchstarten.
Eine Skitour stellt den Sportler nicht nur vor körperliche Herausforderungen. Genaue Planung, Wachsamkeit während der Tour und die ständige Auseinandersetzung mit dem Material sind nur wenige Aspekte, mit denen wir uns im Winter wöchentlich beschäftigen. Kein Wunder, dass man als Skitouren-Einsteiger anfangs nicht weiß, wo einem der Kopf steht. Wir haben 10 Punkte zusammengetragen, die du als Anfänger beherzigen sollst.
1. Skifahren lernen
Unverspurte Pulverhänge im Schneepflug hinunterrutschen? Die unvergessliche Skitour sieht anders aus. Zumindest in der Berghasen-Welt. Denn die beste Skitour ist nur halb so schön, wenn die Abfahrt grauenhaft ist. Und wer jetzt von den perfekten Bedingungen träumt, dem sei verraten: Nur selten trifft man diese vom Gipfel bis zurück zum Auto an. Die Schneebeschaffenheit ändert sich ständig. So auch die Anforderungen an den Skifahrer. Pulver, Harsch, windgepresster Schnee, Eisplatten, gefrorene Lawinenkegel – ein komplexer Skifahrer kann sich diesen Bedingungen anpassen. Es ist schwierig, hier pauschal für jeden zu beantworten, was genau du können musst, um einer Abfahrt im freien Gelände gewachsen zu sein. Einige Punkte aber gibt es, die du ganz einfach vorweg auf der Piste, oder abseits von derer trainieren kannst.
- Alpines Fahrverhalten
- Carving-Schwung
- Rhythmische Kurzschwünge
- Buckelpiste
- Hoch- und Tiefentlastung
- Fahren unter schwierigen Bedingungen (schlechte Piste, schwerer Rucksack)
2. Die Materialfrage
Wenn du dein skifahrerisches Können soweit geschult hast, um dich auf deine erste Skitour zu wagen, bleibt zu klären, welche Ausrüstung du dir anschaffen möchtest. Stelle dir selbst die Frage, ob du eher ein aufstiegs- oder abfahrtsorientierter Tourengeher bist. Aufstiegsorientierte Tourengeher zählen gerne die Sekunden bis zum Gipfel und setzten deshalb auf möglichst leichtes Material: Skier mit meist weniger als 70 mm Mittelbreite, darauf montiert eine Pin-Bindungen (oft ohne Steighilfen) und Carbon-Schuhe.
Mit den schmalen Skiern fallen zwar Spitzkehren und das Gehen im Allgemeinen leichter, dafür muss man Abstriche bei der Abfahrtsperformance machen. Ist die Zeit zum Gipfel für dich zu vernachlässigen und die Abfahrt die eigentliche Krönung der Tour, kannst du beim Material ein paar Gramm zulegen und zu einem breiteren Ski oder einer Rahmenbindung greifen.
Was du unabhängig von deinen Vorlieben für den Aufstieg im Gelände benötigst sind:
- Tourenski
- Tourenskischuh
- Tourenbindung
- Felle
- Tourenstöcke
Wir sind seit letzdem Winter beide auf Atomic unterwegs und fahren den Backland UL 85. Bei den Schuhen greift Susi zum etwas steiferen Backland Carbon und Vroni zum Damenmodell des Backland. Bis jetzt sind wir sowohl von Ski und Schuh schwer begeistert. Und das sagen wir nicht, weil wir das Material von unserem Partner Atomic kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.
3. Üben auf Pistentouren
Pistentouren sind die ideale Möglichkeit, an deiner Gehtechnik zu feilen und eine sportartspezifische Ausdauer aufzubauen. Sie eigenen sich für Anfänger deshalb, weil du dir keine Gedanken über Lawinensicherheit machen musst, solange du dich auf markierten Pisten bewegst. Dadurch bleibt der Rucksack leicht und der Aufstieg ist weniger anspruchsvoll, weil du auf Pisten meist auf Spitzkehren verzichten kannst.
Leider werden Pistentourengeher nicht überall gerne gesehen. Wir haben für dich recherchiert, welche Skigebiete rund um Salzburg Tourengeher willkommen heißen. Hier geht’s zum Artikel.
4. Die richtige Gehtechnik
Bei den meisten Anfängern, aber auch bei Fortgeschrittenen, beobachten wir beim Gehen einen zentralen Fehler: Die Skier werden angehoben. Das kostet zusätzlich Kraft, weil Schuh und Ski sowohl nach vorne, als auch nach oben beschleunigt werden müssen. Hebt man den Ski bei jedem Schritt an, kann er außerdem nicht präzise an der Schneeoberfläche geführt werden. Das macht den Aufstieg besonders in schwierigem Gelände heikel oder sogar gefährlich.
Willst du es richtig machen, ziehst du den hinteren Ski locker nach. Den Widerstand solltest du dabei auf deinem Fußrist spüren. Die modernen Tourenbindungen besitzen einen so guten Abrollpunkt, dass das Fell immer in Kontakt mit dem Schnee bleiben kann.
Mehr zur richtigen Gehtechnik findest du hier!
Das Aufsteigen mit Tourenskiern mach dann richtig Spaß, wenn du durchgehend deinen persönlichen Rhythmus gehen kannst. Vielen stellt sich dabei die Spitzkehre in den Weg. Beherrschst du sie nicht, kommst du beim Richtungswechsel immer wieder aus deinem Geh- und Atemrhythmus. Beschäftige dich deshalb mit der korrekten Spitzkehren-Technik. Sitzt sie einmal, bist du auf einem guten Weg zum Vollbluttourengeher.
Noch etwas: Verzichte soweit es geht auf Steighilfen. Zum einen besitzen moderne Tourenskischuhe eine derart große Bewegungsfreiheit, dass sie häufig überflüssig ist. Zum anderen verändert das Höherstellen der Ferse das Gangbild. Im Flachen zwingt dich die Steighilfe zu kürzeren Schritten, in steilerem Gelände verleitet sie dazu, das Gewicht auf die Zehen zu verlagern. Ein Wegrutschen der Skier kann die Folge sein.
5. Was auf Skitour mit muss
Eine Skitour ist eine Unternehmung im alpinen Gelände. Dafür will man gerüstet sein. Neben der Basisausrüstung, die wir oben beschrieben haben, müssen deswegen noch einige Dinge mit. Sie sorgen nicht nur für ein entspanntes Bewältigen der Tour, sondern auch für die nötige Sicherheit. Besorge dir einen robusten, hochwertigen Tourenrucksack, in dem du deine Ausrüstung verstauen kannst. Hinein kommen unbedingt eine Lawinenschaufel und eine Sonde, ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät) schnallst du um deinen Oberkörper. Im Falle einer Verschüttung durch eine Lawine können sie dir und deinem Bergkameraden das Leben retten. Bei anspruchsvolleren Touren empfehlen wir außerdem, einen Helm und Harscheisen einzupacken.
Hier findest du Vronis Skitourenpackliste für jedes Wetter!
6. LVS-Training: üben, um Leben zu retten
Die beste LVS-Ausrüstung hilft dir oder deinen verschütteten Partner nichts, wenn du sie nicht einsetzen kannst. Wir empfehlen dir, die Ausrüstung vor dem Kauf auszuprobieren. Womöglich ist dir ein System sympatischer, als das andere. Technisch gesehen macht es keinen großen Unterschied, ob du dir ein modernes 3-Antennen-Gerät von Pieps, Mammut oder Ortovox zulegst. Du musst dich bei der Bedienung wohl fühlen.
Bist du Zeuge eines Lawinenabganges und beobachtest die Verschüttung eines Bergsportlers, kommt es auf jede Sekunde an. Um im Ernstfall möglichst schnell und korrekt zu handeln, solltest du die Verschüttetensuche am besten mehrmals in der Saison üben. Wir tun dies regelmäßig gemeinsam mit den Menschen, mit denen wir für gewöhnlich am Berg unterwegs sind. Vergrabt einfach im verspurtem Gelände einen Rucksack mit eingeschaltetem LVS-Gerät, übt das Suchen, Einkreuzen, Sondieren und Ausgraben. Für neue Perspektiven sorgt häufig ein professioneller Lawinenkurs.
7. Genaue Tourenplanung
Eine sorgfältige Planung deiner Tour erhöht die Wahrscheinlichkeit für genussvolle Aufstiege und Abfahrten. Bevor du dir die Skier anschnallst und wild losrennst, gibt es also einige Dinge zu bedenken: das Studieren des Lawinenlageberichts und der Wettervorhersage oder des entsprechenden Kartenmaterials etwa.
Wie du deine Touren richtig planst, zeigen wir dir hier in 5 Schritten.
8. Gefahrenzeichen für Lawinen erkennen
Das Risiko einer Lawinen können wir nie gänzlich ausschalten. Wir können lediglich versuchen, es durch Know-how und unseren Verstand zu minimieren. Grob gibt es sechs Gefahrenzeichen, die darauf hindeuten, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Lawinenabgang steigt. Bist du wachsam unterwegs, kannst du sie mit bloßem Auge erkennen, oder hören.
- Große Neuschneemengen
- Triebschnee
- Setzungsgeräusche
- Rissbildung
- Frische Lawinen
- Starke Durchfeuchtung
Wie du Lawinen links liegen lässt, zeigen wir dir in diesem Artikel.
9. Spielregeln für das Aufsteigen und Abfahren
Beim Aufstieg und beim Abfahren am Berg gibt es einiges zu beachten. Die Wahl des Geländes in dem man sich bewegt, spielt eine entscheidende Rolle, will man einen Gipfel sicher hoch und hinunter kommen. Das „Lesen“ der Berge setzt langjährige Erfahrung voraus. Im Grunde geht es darum, den für die jeweilige Situation besten Weg auf den Gipfel und wieder zurück zu finden, beziehungsweise die Spur in Abhängigkeit der Lawinengefahr richtig zu wählen. Dazu wird die Hangneigung als elementare Reduktionsmethode für Lawinen eingesetzt.
Wie genau du das anstellst, kannst du hier nachlesen.
10. Nicht vergessen: Essen und Trinken
Kühle Außentemperaturen, vielleicht noch ein frisches Lüftchen – beim Skitourengehen vergisst man gerne darauf, regelmäßig zu trinken. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, aufgrund der Kälte wenig zu schwitzen. Nimmst du nicht genügend Flüssigkeit auf, sinkt deine Leistungsfähigkeit rapide. Idealerweise hast du beim Aufsteigen eine Trinkflasche oder -schlauch griffbereit und trinkst alle 15 Minuten einige Schlückchen Wasser, Tee oder ein isotonisches Getränk.
Zusätzlich solltest du auf eine ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten achten. Wir packen uns dafür gerne selbstgemachtes Bananenbrot oder Energieriegel ein.