Irgendwann trifft es auch mal den fittesten Freelancer: Plötzlich ist der Akku leer, nichts geht mehr. Damit dieses Gefühl der Antriebslosigkeit nicht in einen handfesten Burn-out mündet, solltest du rechtzeitig die Reißleine ziehen und diese zehn Notfalltipps beherzigen.
1. Gib zu, dass du erschöpft bist
Und zwar vor dir selbst. Freelancer sind Macher. Anpacker, die es gewohnt sind, ihr Leben aktiv zu gestalten. Schwäche, Müdigkeit oder Erschöpfung sind da ziemlich ungebetene Gäste. Aber du bist nicht nur Freelancer, sondern in erster Linie ein Mensch. Der ein Ruhebedürfnis hat, schlafen muss und Kraft im Nichtstun tankt.
Wenn du also erschöpft bist, dann gestehe dir das auch ein und zu. Übergehe die Symptome deiner Erschöpfung wie innere Unruhe, Kopfschmerzen oder Gereiztheit nicht einfach, sondern nimm sie als ernste Anzeichen dafür wahr, einen Gang zurückzuschalten.
2. Sprich mit einem Freund
Hast du einen wirklich guten Freund bzw. eine wirklich gute Freundin? Dann sprich mit dieser Person über deine Erschöpfung und du wirst dich schlagartig besser fühlen. Manchmal brauchen vom Stress geplagte Freelancer nur ein offenes Ohr, um ihr Leid über den nervigen Kunden oder die viele Arbeit zu klagen.
Wenn möglich, greife zum Hörer oder triff dich auf einen Kaffee mit einem vertrauten Menschen. Du kannst natürlich auch mit deinem Partner über deine Belastungen sprechen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn du niemanden in deiner Nähe hast, dann scheue dich nicht davor, die Telefonseelsorge oder eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Dazu gleich mehr.
3. Schraube deine Erwartungen herunter
Gehörst du auch zu den Menschen, die oft zu viel von sich verlangen? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du dich permanent überlastest und genau deswegen erschöpft bist. Schraube daher deine überhöhten Erwartungen an dich herunter. Du musst es nicht allen recht machen und auch nicht perfekt abliefern.
Zwinge dich zum Beispiel nicht, permanent gesund zu essen und jeden Tag Sport zu treiben. Heutzutage neigen wir dazu, heftige Stressoren in unser Privatleben einzubauen. Alles unter dem Schlagwort Selbstoptimierung. Das führt nur zu unnötiger Anspannung und Zwängen in der Freizeit.
Mache dir diesen Druck nicht. Dann wird es eben mal der Abend mit Chips auf der Couch statt Zumba-Kurs und selbstgemachter Quinoa-Gurkensalat. So what?
4. Suche dir professionelle Unterstützung
Immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft: der Gang zum Therapeuten. Wenn du merkst, dass du total erschöpft bist und nicht mehr weiterweißt oder sogar Suizidgedanken hast, ist es jedoch dringend an der Zeit, dir professionelle Hilfe zu holen.
Es gibt inzwischen so viele Trainer, Therapeuten und Coaches mit den unterschiedlichsten Ansätzen, dass du mit Sicherheit jemanden findest, der dich unterstützen kann. Achte hierbei vor allem auf dein Bauchgefühl und die passende Chemie zwischen dir und der Fachperson.
5. Lasse alles (Unwichtige) stehen und liegen
Trotz Erschöpfung weiterzuarbeiten ist einer der fatalsten Fehler, den du begehen kannst. Stelle dir mal einen Autofahrer vor, der seit Ewigkeiten nur noch auf Reserve weiterfährt, anstatt kurz ranzufahren und vollzutanken. Nicht gerade vernünftig, oder?
Wenn wirklich gar nichts mehr geht, dann lasse alles stehen und liegen, was nicht unmittelbar mit deinen elementaren Alltagspflichten zu tun hat. Auch der Kunde muss dann mal warten, du kannst ihn in den meisten Fällen mit einer E-Mail in Kenntnis setzen. Deine Gesundheit geht vor!
6. Fahre in den Urlaub
Mir schlackern jedes Mal die Ohren, wenn ich von Freelancern höre, dass sie seit fünf Jahren oder länger nicht mehr in den Urlaub gefahren sind. Dabei sind Auszeiten und Ortswechsel enorm wichtig, um Abstand vom Alltag zu haben und sich zu entspannen.
Und komme mir jetzt nicht mit fehlendem Urlaubsbudget: Ich habe für einen Campingplatz direkt am Meer 75 Euro für eine Woche bezahlt. Das sollte bei den allermeisten Freelancern drin sein. Natürlich kommt auch noch etwas Urlaubsgeld hinzu, aber bereits mit 200-300 Euro kannst du hierzulande oder sogar im Ausland einen fantastischen Urlaub genießen.
7. Sage „Nein!“
Und zwar zu allem, was dir Aufmerksamkeit, Zeit, Gesundheit oder Nerven stiehlt. Gib ätzenden Kunden den Laufpass, lasse dreiste Kooperationsanfragen einfach im Sande verlaufen und sei bei unverschämten Gefallen rigoros.
Tipp: Lies auch den Artikel: „Kannst du mal schnell?“ Über den Umgang mit ‚Gefallen‘
Du darfst und musst mit zunehmendem Erfolg wählerisch sein. Das betrifft sowohl deine Auftraggeber als auch deinen Freundeskreis. Mache ab sofort einen Bogen um Leute, die dich runterziehen oder ausnutzen wollen.
8. Finde heraus, was dich schwächt
Erschöpfung ist nicht nur das Ergebnis von (zu viel) Arbeit, sie wird auch durch einen ungesunden Lebensstil begünstigt. Diese Faktoren schwächen dich zusätzlich:
- zu wenig Schlaf
- mangelnde Bewegung
- einseitige Ernährung
- Alkohol
- Rauchen
- unbefriedigende Aufträge
- Sorgen um die Zukunft
- negative Glaubenssätze
Versuche daher, so viele dieser Faktoren wie möglich aus deinem Leben zu verbannen und du wirst weitaus seltener erschöpft sein.
9. Plane weniger
Wenn du jede Stunde deines Tages verplanst, bist du ein Sklave deines Kalenders. Wer sich keine Luft zwischen Terminen lässt, der muss früher oder später ausbrennen.
Achtung, Paradoxon: Plane genügend Freiräume ein, in denen du ein Mittagsschläfchen machst oder einfach mal aus dem Fenster schaust und deine Gedanken treiben lässt.
10. Mache Schluss mit Zielen
Von Zielsetzungen halte ich wenig bis gar nichts. Warum? Weil Zielsetzungen genauso einengend sind wie die Frage, wo ich mich in fünf Jahren sehe. So linear läuft das Leben meiner Erfahrung nach nicht.
Viel sinnvoller und entspannter ist es, deiner Intuition zu folgen. Frage dich also insbesondere in Zeiten großer Erschöpfung:
- Was brauche ich?
- Was tut mir gut?
- Was kann ich tun, um meine Situation zu verbessern?
- Wer könnte mir weiterhelfen?
- Was macht mir so richtig Spaß?
Wenn du etwas mit Freude tust, ist das Risiko wesentlich geringer, auszubrennen. Bei Zielen, die wenig mit Intuition, sondern eher mit dem Kopf zu tun haben, sieht die Sache anders aus. Dann willst du etwas vom Leben erzwingen, anstatt es entspannt fließen zu lassen. Du verkrampfst, setzt dich unter Druck.
Und was geschieht, wenn du dein Ziel nicht erreichst oder du dir im Laufe der Zeit eingestehen musst, dass du es gar nicht mehr erreichen willst? Dass es womöglich nie das war, was dein Herz wollte? Beides ist äußerst schmerzhaft und zieht runter.
Deine Intuition aber leitet dich immer zur Freude und zur Erfüllung. Und sie zeigt dir auch unmissverständlich, wann es an der Zeit ist, die Füße hochzulegen und Fünfe gerade sein zu lassen.
Fazit
Erschöpfung ist ein Zustand, der in unserer Leistungsgesellschaft nicht gern gesehen wird. Ich empfehle dir aber, diesen Zustand ernst zu nehmen und die obigen Tipps zu beherzigen. Dann kannst du schnell wieder mit frischer Energie an dein Tagwerk gehen. Oder etwas völlig Neues ausprobieren.
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