10 Anzeichen, dass du auf Kosten deiner Zukunft lebst

Jeder dritte Deutsche nutzt regelmäßig Ratenkredite, um seine Einkäufe zu bezahlen.1 Mit geliehenem Geld kaufen wir Autos, Einbauküchen, Smartphones oder finanzieren den nächsten Urlaub. Dinge, die wir uns noch nicht leisten können. Jeder Dritte von uns lebt folglich auf Kosten seiner Zukunft.

Und warum? – Weil wir es können!

Die Hälfte der auf Kredit finanzierten Käufe käme ohne Finanzierung nicht zustande.2 Doch das Geld ist billig und unser Umfeld verführt uns zu einem Leben auf Pump. Je besser es dem Land und dem Arbeitsmarkt geht, desto mehr Kredit nehmen wir auf, da wir uns sicher fühlen, es zurückzahlen zu können. Später müssen wir in unserem Hamsterrad desto heftiger strampeln, um unsere Schulden der Vergangenheit begleichen zu können.

Falls du denkst, dieses Dilemma ginge dich nichts an, weil du keine Kredite aufnimmst, lies noch ein paar Zeilen weiter. In diesem Text geht es nicht um Geld. Wir beleihen unsere Zukunft nicht nur finanziell, sondern leben heute auf Kosten unserer zukünftigen Gesundheit und unserer Beziehungen – also den beiden Dingen, die wir wirklich wollen, um glücklich zu sein.

Viele von uns bauen immer mehr „Schulden“ auf und stehen bei sich selbst in der Kreide. Die bereits genannten Ursachen gelten auch hier: Wir tun es, weil wir es können und weil unser Umfeld uns dazu verführt. Hier sind zehn Anzeichen dafür, dass wir auf Kosten unserer Zukunft leben.

1. Wir ernähren uns ungesund

Fast Food ist das anschaulichste Beispiel: Es ist schnell, es ist billig, es ist überall verfügbar und mit keinerlei Aufwand für uns verbunden. Kurzfristig ist Fast Food folglich die beste Lösung (wenn man sich an den Geschmack gewöhnt hat). Aber Jahre später holen uns die Folgekosten ein. Erst kommt der Bauch, dann die Krankheiten. Wir werden darunter körperlich und psychisch leiden, viel Zeit in Wartezimmern verbringen und uns auch finanziell an der Misere beteiligen müssen.

Fast Food treibt das Problem auf die Spitze, aber auch industriell produzierte Waren im Supermarkt sind kaum besser. Auch sie sind eine einfache Lösung mit einer großen Hypothek auf die Zukunft. Aufwendiger, aber gesünder sind echte Lebensmittel.

2. Wir bewegen uns zu wenig

Der durchschnittliche Deutsche geht weniger als 5.000 Schritte am Tag. Bürojobber, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, kommen oft nicht über 3.000 Schritte hinaus. Das mag viel klingen, ist aber (viel zu) wenig. Auch wenn es keine konkrete Empfehlung gibt, so sind 10.000 tägliche Schritte eine Größenordnung, die wir erreichen sollten.

Wenn wir uns nicht bewegen müssen, wirkt Bewegung wie eine unnötige Belastung, die uns Zeit und Energie kostet. Also sitzen wir lieber vorm Computer, lümmeln auf dem Sofa herum und fahren überall mit dem Auto hin. Das ist kurzfristig die beste Lösung. Doch du weißt was jetzt kommt: Die Folgen sind dir längst bekannt. Auch diese Bequemlichkeit bezahlen wir langfristig mit einem kranken Körper. Jeder Schritt, den wir heute nicht gehen, wird uns später um ein Vielfaches mehr weh tun.

3. Wir schlafen zu wenig

Manche Menschen glauben, es sei eine gute Idee am Schlaf zu sparen. Wenn man schon müde ist und ins Bett gehen sollte, bringt sehr wahrscheinlich jemand den dummen Spruch: „Schlafen kannst du, wenn du tot bist.“ Was der Sprücheklopfer nicht berücksichtigt: Wenn wir dauerhaft weniger schlafen, sind wir mit Sicherheit früher tot. Dann können wir ja eigentlich auch gleich ins Bett gehen!

Ich verstehe den Impuls, mehr Zeit vom Tag haben zu wollen. Du bist gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen, hast ein Fertiggericht in die Mikrowelle gestellt, den Fernseher eingeschaltet und schon ist es wieder später Abend? Frustrierend. Aber meistens hat man am späten Abend nichts mehr vom Tag, da er mit Fernseher, Facebook und Youtube austrudelt.

Wer häufig zu wenig schläft, bekommt bald die Quittung. Mit einem Schlafdefizit essen wir mehr, als wir sollten (am liebsten zuckerhaltige Speisen, die uns einen schnellen Energiekick versprechen), sind weniger gelassen, schlechter gelaunt (worunter Beziehungen leiden), weniger kreativ und belastbar (wodurch die Arbeit leidet) und werden schneller krank (weshalb unsere Gesundheit leidet). Alles in allem ist das ein ganz schlechter Deal. Daher empfehle ich, lieber heute eine Stunde länger zu schlafen, als in Zukunft unter den Folgen zu leiden.

4. Wir arbeiten zu viel

Machst du häufig Überstunden, rufst nach Feierabend deine E-Mails ab, nimmst dir Arbeit mit ins Wochenende und gehst ins Büro, obwohl du krank bist? Vielleicht bist du noch jung und es macht dir wenig aus. In meinen 20ern war ich auch so. Die Arbeit schien so wichtig, dass alles andere zweitrangig war. Aber ich lebte auf Kosten meiner Zukunft, denn ich nahm mir keine Zeit für gesundes Essen, trieb keinen Sport, hatte keine Hobbys und kaum Freunde.

Die ganze Arbeit dankt dir langfristig niemand! Stattdessen bleibst du selbst auf den Kosten sitzen, wenn du dich mit einem Burnout krank schreiben lässt, einen frühen Herzinfarkt erleidest oder sich deine Familie und Freunde längst anderen Menschen zugewendet haben.

5. Wir bleiben in miesen Jobs

Wann immer mir jemand sagt, er liebe seinen Job, freue ich mich (solange er nicht alles andere vernachlässigt). Es gibt zu viele Menschen, die ihren Job nicht mögen, sinnlos oder langweilig finden, unter dem Arbeitsdruck leiden, mit ihren Vorgesetzten nicht zurechtkommen und von etwas Besserem träumen. Allerdings ohne etwas an ihrer Situation zu ändern.

Es ist kurzfristig leichter in einem miesen Job zu bleiben, denn wer weiß, ob es nicht noch schlimmer kommen könnte und schließlich können wir froh sein, überhaupt einen Job zu haben. Aber das rächt sich!

Wer jeden Tag acht Stunden unter seinem Job leidet, wird kaum sein bestes Ich sein können, sondern gereizt sein, un-gelassen, müde und sich immer wieder fragen müssen: „Warum tue ich mir das eigentlich an?!“ Bleibt diese Frage zu lange unbeantwortet, leiden auf lange Sicht sowohl die Beziehungen als auch die Gesundheit.

6. Wir leben über unsere Verhältnisse

Wie du weißt, nimmt jeder dritte Deutsche einen Kredit auf, um sich Dinge zu kaufen, die er sich nicht leisten kann. Darunter eine Menge Autos. Ich habe mich im Straßenverkehr schon oft gefragt, wie viele BMWs wirklich bezahlt sind oder ob der Fahrer nicht über seine Verhältnisse lebt.

Es ist offensichtlich, wie solche Kredite die eigene Zukunft belasten: Das Geld muss erst noch verdient werden, dadurch steigt die Abhängigkeit vom Arbeitgeber, denn arbeitslos darf man nun nicht werden. Arbeitslosigkeit ist die Schuldenfalle Nummer 1, aber nur deshalb, weil man vorher über seine Verhältnisse gelebt hat.3 Aus meiner Sicht tut man das schon, wenn man sofort alles Geld ausgibt, das man verdient hat, denn so ist man nie frei in seinen Entscheidungen. Dann ist man im Hamsterrad, das nie stillstehen darf. Dabei lässt es sich auch mit weniger Geld gut leben. Vielleicht sogar besser.

7. Wir sind nicht ehrlich

Das Leben ist kurzfristig leichter, wenn wir uns aus unangenehmen Situationen mit kleinen (oder großen) Lügen herauswinden. Jetzt einen Streit riskieren oder Gefahr laufen weniger gemocht zu werden? Mit einer Lüge ist das Problem erst mal vom Tisch.

Allerdings ist es nur auf später verschoben. Lügen machen das Leben nicht nachhaltig leichter, sondern komplizierter. Plötzlich muss man aufpassen, was man sagt, verstrickt sich in weiteren Lügen, stresst sich damit selbst und irgendwann kommt die Wahrheit doch heraus. Dann hat man mit der alten Lüge mehr eingerissen, als das Thema eigentlich hergibt. Daher belasten Lügen unsere Zukunft. Manchmal so sehr, dass Beziehungen daran zerbrechen.

8. Wir igeln uns ein

Als introvertierter Mensch ziehe ich mich häufig instinktiv in mein eigenes Reich zurück. Mein Standardmodus lautet oft: lieber zu Hause bleiben! Ein Buch lesen, etwas schreiben oder fernsehen. Für den Moment fühlt sich das besser an, als hinauszugehen und mich mit Menschen auseinanderzusetzen. Einen ähnlichen Rückzugsreflex verspüren die meisten Menschen, wenn es ihnen schlecht geht (mich eingeschlossen).

Würde ich diese Gemütlichkeit zu oft ausleben, wäre sie eine große Hypothek auf die Zukunft. Bald würden meine Freundschaften ihre Intensität verlieren, lose Bekanntschaften würden einschlafen und ich würde keine neuen Menschen mehr kennenlernen. Irgendwann wäre ich einsam und dann wird es schwer wieder Fuß zu fassen. Ein Schicksal, das ich nur heute vermeiden kann. Daher rapple ich mich auf, auch wenn mir nicht immer danach ist.

9. Wir schieben unvermeidliche Aufgaben auf

Schiebst du manchmal unliebsame Aufgaben vor dir her, von denen du weißt, dass sie unvermeidlich sind? Die Steuererklärung, ein schwieriges Gespräch, der Brief an die Versicherung. Solange man die Aufgaben schiebt, werden sie im Kopf immer größer und man schiebt sie noch weiter weg. Doch morgen stressen sie uns noch mehr, als sie es heute schon tun.

Irgendwann bleibt es nicht beim Stress. Ab einem bestimmten Punkt gibt es für unsere Trägheit ganz reale Folgen. Bei der Steuererklärung ist dieser Punkt per Gesetz festgelegt. Dann müssen wir für die Aufschieberei mit Zins und Zinseszins bezahlen. Besser wäre, die Aufgabe sofort anzugehen oder sich zumindest eine Frist zu setzen.

10. Wir konsumieren statt zu investieren

An manchen Tagen möchte ich abends nichts weiter machen, als mich von einer Comedy-Serie berieseln zu lassen, die ich schon fünfmal gesehen habe. Ich schmunzle mir meine Lustlosigkeit oder schlechte Laune weg und konsumiere einfach. Einen langfristigen Effekt gibt es nicht. Das ist okay. Kann man mal machen!

Würde ich mich hingegen jeden Abend berieseln lassen, müsste ich mich fragen, ob ich meine Zeit nicht besser einsetzen könnte. Anstatt nur zu konsumieren, könnte ich schließlich in mich selbst investieren. Ich könnte ein schlaues Buch lesen, meine Kochkünste verfeinern, mich fachlich weiterbilden, meine Sprachkenntnisse ausbauen oder Sport treiben. Es gibt genügend Gründe, nicht fernzusehen.

Die mit Konsum verbrachte Zeit gibt mir niemand wieder. Eine vergeudete Stunde bleibt für immer vergeudet. Vergeude ich zu viele Stunden, lebe ich auf Kosten meine Zukunft, schließlich habe ich in dieser Zukunft keine neuen Fähigkeiten erworben, durch die ich gesünder leben, mich weiterentwickeln oder meine beruflichen Chancen verbessern könnte.

Diese zehn Dinge sind Anzeichen dafür, dass wir auf Kosten unserer eigenen Zukunft leben, weil wir uns das Leben heute ein wenig erleichtern möchten. Schnell den Burger statt des selbst gekochten Gerichts. Den Aufzug statt der Treppe. Die Notlüge statt des Streits. Eine Stunde länger fernsehen statt schlafen zu gehen. Und so weiter. Was heute bequemer ist, wird auf lange Sicht nur immer schlimmer. Diese Hypothek schleppen wir später mit uns herum und müssen sie quälend langsam zurückzahlen.

Zur Orientierung für ein langes, gesundes Leben ohne Hypotheken empfehle ich unseren Artikel über Hundertjährige. An deren Leben kannst du ablesen, was wirklich wichtig ist, um ein hohes Alter zu erreichen und dabei fit zu bleiben. Du kannst davon ausgehen, dass Hundertjährige nicht bei sich selbst in der Kreide stehen.


Über den AutorPatrick Hundt

Patrick Hundt lebte lange Zeit auf Kosten seiner Zukunft. Er ernährte sich ungesund, bewegte sich kaum, verbrachte viel Zeit mit der Arbeit und igelte sich zu Hause vor dem Fernseher ein. Heute schreibt er gemeinsam mit Jasmin Schindler bei Healthy Habits über einen gesunden Lifestyle ohne Hypotheken auf die eigene Zukunft.


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