Nach langem Vorhaben haben sich Matthias, Torsten und ich auf den Weg zum höchsten Gipfel Deutschlands gemacht. Der Auf- und Abstieg sollte 3 Tage dauern und es galt, einige „Abenteuer“ zu überstehen. Aber wir waren erfolgreich!
Die erste Hürde wurde mir bereits am Heimatbahnhof in Leipzig gestellt, als der Zug nicht kam, welcher mich nach Saalfeld und von dort aus über München nach Garmisch-Partenkirchen bringen sollte. Nach versuchter „Aufholjagd“ habe ich meine Züge zwar noch gesehen, aber leider nicht erreicht. Das Unternehmen „Zugspitzbesteigung“ musste also mit zweistündiger Verspätung starten.
Wir trafen uns auf dem Münchner Hauptbahnhof, jeder mit guter Laune und ca. 25kg Gepäck - Essensvorräte, Kleidung, Zelte, Wanderausrüstung. Nicht zu vergessen: Die Nikon D90. Oft ein Segen, aber gerade gegen Ende der Wanderung habe ich mir oft gewünscht, sie möge doch bitte etwas leichter sein
Das Olympia-Ski-Sprung-Stadion
Wir wählten für den Hin- und Rückweg die Route von Süden durch das Reintal über die Knorrhütte zum Gipfel. Am ersten Tag wollten wir bereits einige Kilometer zurücklegen. Und so kamen wir nach der Besichtigung des Olympia-Ski-Sprung-Stadions in Garmisch-Partenkirchen gut voran, auch wenn uns die Bremsen mitunter ziemlich zusetzten. Nach einer kurzen Pause schlugen wir unser Nachtlager in der Nähe der Partnach auf, einem kleinen Fluss, der sich durch das Reintal und anschließend durch den Spitz- und Schachenwald erstreckt.
Die Bockhütte
Am zweiten Tag war die Durchquerung des Reintals und der Aufstieg auf mindestens 2000m das Ziel. Kurz bevor wir in das Tal einbiegen konnten, kostete uns eine Fehlinterpretation von Karte und Schildern gut 2 Stunden Zeit und eine Menge an Kraft, da wir bereits ca. 300 unnötige Höhenmeter überwunden hatten, bevor wir unseren Irrtum bemerkten. Nach dem Abstieg schlugen wir jedoch die richtige Route ein und konnten gemütlich am Fluss entlang bis zur ersten Pause an der Bockhütte laufen. Die zweite Rast - und das begehrte warme Mittagessen - erwartete uns ca. 2 weitere Stunden später an der Reintalangerhütte. Gut gestärkt nahmen wir anschließend den knapp 700m-Aufstieg in Angriff und erreichten kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Knorrhütte auf 2051m. Nach einem kühlen Bier in warmer Stube suchten wir die vom freundlichen Wirt beschriebene Stelle, an der wir unsere Zelte aufschlagen durften. Nachdem wir fündig geworden waren, mussten wir unsere Schlafstätten im starken Regen aufbauen. Leider hielt die Schlecht-Wetter-Front an und bescherte uns eine extrem nasse und ungemütliche Nacht. An Schlaf war kaum zu denken: Starker Wind machte nicht nur der Stabilität der Zelte, sondern auch unserer Physis zu schaffen. Selbst Telefonate nach Hause waren nur schwer möglich, da der Regen so stark war, dass man den Gesprächspartner kaum verstehen konnte.
Unser Zeltlager an der Knorrhütte
Am nächsten Morgen waren große Teile unserer Ausrüstung nass. Die Kommunikation über 2 Zelte funktionierte nur durch Zurufen, verlassen konnten wir unsere Zelte wegen des ununterbrochenen Regens nicht. Glücklicherweise haben wir zu Hause Vorkehrungen getroffen und die wichtigsten Dinge in Plastesäcke gepackt - die D90 sowie alle anderen technischen Geräte, einige Anziehsachen und zumindest die Schlafsäcke konnten wir trocken wieder in unsere Rucksäcke packen. Nach dem Frühstück - als meinte es jemand gut mit uns - nieselte es nur noch und wir beschlossen wegen unseres straffen Zeitplans, weiterzugehen und die restlichen 1000 Höhenmeter bis zum Gipfel hinter uns zu bringen. Der anfangs recht leichte Aufstieg streckte sich lediglich zeitlich, man konnte seine Kraft durchaus sparen. Nach der Durchquerung einiger Schneefelder und Temperaturen von ca. 3-5 Grad Celsius gelangten wir an die Schlüsselstelle des Aufstieges am Schneefernerhaus auf 2656m. Die restlichen knapp 350m bis zum Gipfel mussten über ein steiles Geröllfeld und einige Kletterabschnitte überwunden werden. Schwindelfreiheit ist an dieser Stelle unbedingt von Nöten - gut war jedoch, dass aufgrund des schlechten Wetters überall Nebel war und wir so nicht in die Tiefe schauen konnten. Ein manchmal nicht zu unterschätzender, psychologischer Vorteil.
Das Zugspitzkreuz
Dann war es endlich so weit: Nach anderthalb Tagen Anstrengung haben wir den Gipfel auf 2962m erreicht und standen auf dem Dach Deutschlands. Leider war es nach wie vor neblig, weswegen uns die von Postkarten bekannte, grandiose Aussicht leider verborgen blieb. Als Fotomotiv blieb daher lediglich das Gipfelkreuz, viel weiter konnte man auch nicht sehen.
Nach Stärkung im Münchner Haus wollten wir bis mindestens wieder zur Bockhütte, idealerweise ganz bis ins Tal hinabsteigen. Gut im Zeitplan liegend entschlossen wir uns - nach einem Zusammentreffen mit auf den Wegen stehenden Schafen - an der Bockhütte, doch noch ins Tal hinabzusteigen. Die insgesamt ca. 1700m Abstieg mit immerhin noch gut 20kg Gepäck machten sich auch in den Knieen bemerkbar. Doch es sollte sich lohnen.
Auf dem Weg zur Reintalangerhütte
Frühstück an der Reintalangerhütte
Nachdem wir die Nacht weitaus trockener als die vorherige verbringen durften, zeigte sich uns am nächsten Morgen ein grandioser Sonnenaufgang im Reintal, welcher für alle Mühen entschädigte. Das Frühstück an der Partnach bei der Reintalangerhütte dehnten wir aus und genossen die aufgehende Sonne und die mit ihr kommende Wärme. Wir trockneten unsere Sachen und begaben uns durch das Reintal und die Partnachklamm auf den Rückweg.
Die Partnachklamm
Die Klamm ist ebenfalls ein erstklassiges Fotomotiv, doch Vorsicht: Betreten Sie das Naturdenkmal von Süden, seien Sie sicher: Man wird von Ihnen an der Nordseite eine saftige Bezahlung erwarten. Transparente Preispolitik wird hier nicht betrieben, wenn an nur einem Eingang die deutlich sichtbare Aufforderung zur Geldentrichtung angebracht ist. Ansonsten ist die touristische Erschließung im Zugspitzgebiet einwandfrei.
Nachdem wir Garmisch erreichten, teilte sich unsere Gruppe, da Torsten dringend nach Hause musste, Matthias und ich jedoch wegen bereits gekaufter Fahrkarten erst einen Tag später fahren konnten. So entschlossen wir uns, zu Zweit noch die AlspiX-Plattform und den Osterfelderkopf (2033m) in die Tour einzubauen.
Am Gipfel des Osterfelderkopfes
Bereits sichtlich von der Anstrengung geplagt, kamen wir nur sehr langsam vorwärts und hatten Glück, die letzte Bergfahrt mit der Alpspitzbahn zu erreichen. Nachdem wir am Gipfelkreuz des Osterfelderkopfes waren, einen Schlafplatz gefunden und zu Abend unsere restlichen Essensvorräte aufgebraucht hatten, wurden wir am nächsten Morgen mit einem unbeschreiblichen Sonnenaufgang über den bayerischen Alpen belohnt.
Sonnenaufgang über den bayerischen Alpen
Auf dem Weg zurück zur Plattform konnten wir gutes Wetter, Weitsicht und ein Frühstück an einem Tisch mit Sitzbänken genießen.
Insgesamt kann man sagen: Eine tolle Tour, ein tolles Team, ein toller Berg. Und für mich steht fest: Ich werde die Zugspitze ein weiteres Mal besteigen, dann allerdings über die Nordseite durch das Höllental.