Wie Ihr ja sicher alle wisst, bin ich häßlich wie eine Natter. Das muss besser werden, dachte ich mir, da mache ich jetzt was!
Der feste Wille, mich und somit das Leben meines armen Mannes aufzuhübschen sowie die unleugbare Tatsache, dass ich unter hormonellem Überunternebendruck stand verleiteten mich dazu, eine Bodymilk zu kaufen.
Das passiert ungefähr alle 5 Jahre mal und endet jedes mal gleich: Ich stehe nackt und verwirrt im Badezimmer, starre die Flasche an und weiß nicht so recht, was tun.
„Zur äußeren Anwendung“ steht da und wie so oft frage ich mich, warum dann MILK draufsteht. Und KakaoMangobutter drin ist.
Überhaupt: „Körpermilch“, nee was ekelig! Was soll das überhaupt sein? Boobs-Milch kann`s nicht sein, dafür gibt es schon ein Wort, nämlich „Muttermilch“. Somit klingt „Körpermilch“ ehrlich gesagt wie eine dichterische Umschreibung für etwas ganz anderes – nichts gegen Natürlichkeit, aber einreiben wollte ich mich damit jetzt nicht …
Belassen wir es also lieber bei dem englischen „Bodymilk“.
„Beauty“ ist ein weiteres Wort, das sich sehr oft auf der Flasche wiederfindet. „Beauty“ assoziiere ich sofort mit „Sleeping Beauty“, dem englischsprachigen Namen von Dornröschen. Klingt viel schöner, oder? „Schlafende Schönheit“ – unrealistisch, aber wohlklingend. Mal ehrlich: Wer (magisch) schläft, kann sich weder zähneputzen noch sonstwie waschen (und das jahrelang im Fall der schlafenden Schönheit, bäääh!), kann nicht verhindern, dass einem Käfer in die Nase krabbeln … und mit Damenbart zupfen ist auch nichts. Kein Wunder, dass die Schönheiten der Geschichte immer blond sind, was?
Wie schön kann also unsere Sleeping Beauty noch sein, hm???? (Bevor jetzt wieder einer sagt, ich käme auf komische Ideen: Ich bin nicht die Einzige, die über so etwas nachdenkt! Wer solche Gedanken und extrem schrägen Humor mag, sollte sich das verlinkte Buch kaufen – man wird es lieben. Oder hassen. Ich LIEBE es!)
„OHNE Tierversuche getestet“ sagt die Flasche.
Heißt das, die machen keine Tierversuche? Oder heißt das, die haben schlicht und ergreifend schon alles an armen, hilflosen Tieren durchgetestet und sind jetzt einfach fertig damit?
Oder heißt das, das Zeug wurde an Menschen getestet, vorzugsweise an armen, verzweifelten in einem Entwicklungsland, wo es keiner mitbekommt?
Bah, was hab ich heute garstige Gedanken! Pfui, Zynismus-Molly, Schluß damit!
OK, weiter: Das Wort, welches am meisten ins Auge sticht, ist wohl das Wort „repair“. Die Bodymilk will mich oder etwas an mir also reparieren. Schauen wir doch mal:
Ein bisschen eingerissene Nagelhaut. Da tut`s eine Wund- und Heilsalbe oder ein bisschen Honig.
Mein Lächeln braucht ab und an Hilfe, aber darum kümmert sich meine Zahnärztin.
Ist sonst noch was an mir zu reparieren?
Ich schaue an mir runter und denke: Eher zu trainieren!
Ich denke an Herrn L. und denke: Gerne massieren!
Aber reparieren?
Ich betrachte meinen Kopf. Nein, keine freundliche Klappe mit der Aufschrift „Hier Bodymilk einfügen“; und überhaupt soll sie ja nur äußerlich angewandt werden.
Rätselhaft.
So, jetzt aber genug philosophiert, Frau Logan schreitet zur Tat!
1 Minute später
Toll. Jetzt bin ich glitschig und schleimig und rieche nach KakaoMangobutter mit nochwas.
Ich habe nicht viel genommen, trotzdem riecht das Zeug für meine feine Nase ganz schön … Nicht penetrant oder so, aber es überlagert, wonach ich sonst rieche. Ich rieche nicht mehr nach Molly, sondern nach Mango. Mango-Molly wäre ja auch OK, aber nein, keine Hauch mehr von mir. Uncool.
Wenn Liebe und Hormone Chemie sind und alles über feine Gerüche geht – wie soll Herr L. mich denn heute gut finden, wenn das alles zugemangobuttert wurde?
Unwohl.
Kleiner Exkurs:
Jeder, der schonmal schwanger war bzw. dessen Partnerin schonmal schwanger war und dessen Nase nicht gänzlich unsensibel ist, wird bemerkt haben, dass sich der Geruch einer Frau verändert, wenn sie ein Kind bekommt. Nach der Geburt wieder, nach dem Abstillen auch wieder. Das sind kleine, feine Zusatzgerüche, die erfahrenen Menschen sofort sagen: Dieses Frau ist schwanger! Oder: Diese Frau hat ein Stillbaby! (Ja, man riecht dann tatsächlich nach Milch. Nach süßer Milch irgendwie. Lecker.)
Mittlerweile ist es über ein Jahr her, dass ich nicht mehr von einer leichten Rauchgeruchswolke umgeben bin. Die war zugegebener Maßen eher fein, da wir ja Nichtraucherwohnung hatten und haben, aber sie war immer präsent, nicht nur direkt nach dem Rauchen. Eine krasse Veränderung in meiner Selbstwahrnehmung, denn: Da fehlte vermeintlich plötzlich etwas. Und jetzt das hier. Ahrg.
Nein, ich fühle mich gar nicht schön. Und wenn Herr L. jetzt reinkäme, er würde wahrscheinlich sagen: „Oh hallo, liebste Mango!“
Bäh, ist mir egal alles, weg damit!
Ich steige ein zweites Mal unter die Dusche und spüle und schrubbe das Zeug ab. Etwas wohltuend zurückhaltendes Duschgel und dann ist gut. Und ich bin wieder da. Ungemilked, unrepaired und schöner geworden bin ich auch nicht. Dafür rieche ich wieder wie ich. Zumindest für die nächsten 5 Jahre.
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