Zwischenruf: “Keinen Cent den faulen Weißen!”

Von Politropolis @sattler59

Es ist wie eh und je. Aus der Geschichte lernen heißt, sich die Methoden anzuschauen, mit denen man zum Ziel kommt. Der Glaube, das Lernen aus der Geschichte habe etwas mit der Besserung des Menschengeschlechts zu tun, ist ehrbar, aber er geht an der Realität vorbei. Auch die deutsche Gesellschaft hat nicht aus dem Schrecken zweier Weltkriege und dem Terror nach Innen gelernt. Immer noch wirken die Mechanismen, die zu den Katastrophen geführt haben. Falsche Behauptungen, Stimmungsmache und ein Appell an die eigene Überlegenheit reichen anscheinend aus, um den germanischen Mob in Wallung zu bringen. Woran es auch immer liegen mag: Die Ratio ist und bleibt ein Fremdwort.

Protest mal ganz anders – Foto: © Gerd Altmann / pixelio.de

Da ist die wachsende Bewegung in Ostdeutschland gegen die Überfremdung. Geschürt wird sie durch Vorurteile und Gerüchte, die sich halten können, je weniger das tatsächliche Leben dazu beiträgt, sie zu entkräften.
Das ist ein altbekannter Wirkungszusammenhang. Je weiter der Gegenstand der Furcht entfernt ist, desto schrecklicher wird er ausgemalt. Nirgendwo fürchtet man die nordafrikanischen Einwanderer mehr als im Elsass, nirgendwo wirkt Italiens Süden bedrohlicher und barbarischer als im nebeligen Mailand und die größten Überschriften über Gräueltaten erhalten afrikanische Fremdarbeiter, die sich in Andalusien verdingen, im katalanischen Barcelona. Warum, so könnte man fragen, sollen nicht die Sachsen genau die sein, die der Mystifikation aufgrund ihrer geographischen Lage und ihrer thematischen Jungfräulichkeit am stärksten erliegen? Ungeübt in diesem Metier sind sie jedenfalls nicht.

Schlimmer sind jedoch die, die das beschriebene Phänomen ausnutzen und die Ängste schüren vor dem Muselmann. Schon zu Nazizeiten musste dieser auch in Sachsen herhalten, um vor Kaffeekonsum zu warnen. Und heute, da ist es die Karikatur des Muselmanen, der die Gefahr auslöst, dass die Transferleistungen und Subventionen nicht mehr so fließen wie gewohnt. Das politische Elend dieser Tage entpuppt sich als das Ergebnis einer Entwicklung, die so fatal wie sie heute steht noch fataler enden muss. Es ist der schon vor Jahrzehnten vorgenommene Abschied von der Leistung als Maß für Toleranz wie Konsequenz. Irgendwann hörte es auf, Menschen nach ihren Fähigkeiten, Fertigkeiten Leistungen und Verhaltensweisen zu begutachten. Stattdessen galt die Herkunft an sich schon als Verdienst und das stellte alles auf den Kopf. Und diejenigen, die in unser Land gekommen sind, vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren, die sich eingebracht haben, die geschuftet haben bis zum Umfallen und die es zu etwas gebracht haben, diejenigen erfuhren nie die Würdigung, die sie sich verdient hatten, weil Leistung mittlerweile zu einem Verdachtsmoment degeneriert war.

Und so ist es eigentlich kein Wunder, dass es schlimmen Spekulanten irgendwann einfiel, man könne den Spieß doch auch tatsächlich einmal umdrehen und ganz frei von Leistung das Renommee auch einfach einmal für sich reklamieren. Die Revenue aus den Depots fremder Leistung gewöhnt, lebt sich auf jeden Fall schon einmal ganz ungeniert. Und so glaubt man zu kaschieren, was da politisch an Ungeheuerlichkeit in dieser Republik gerade in den letzten 25 Jahren noch weiter kultiviert wurde. Es ging immer weiter weg vom Recht und hin zum Blut und es entfernte sich immer weiter von der Leistung hin zur Rasse. Drehen wir den Spieß doch einfach einmal wieder um: Kein Transfercent den faulen Weißen! Abschiebung aller Transferempfänger, deren Leib und Leben in der Fremde nicht in Gefahr ist! Wie viele gingen für diese Forderungen wohl auf die Straße?

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  Foto/Grafik: © Gerd Altmann / pixelio.de