Zwischendurch: Warum Kinohelden um ihr Leben zocken

Erstellt am 4. Oktober 2014 von Philipp

Was auf Hochmut folgt, ist uns durch ein Sprichwort hinreichend bekannt. Nicht nur Menschen im wahren Leben, auch unsere Helden im Kino fallen immer wieder kräftig auf die Schnauze. Die Frage ist, was sie daraus lernen, und ob sie wieder aufstehen. Aufstieg-und-Fall-Geschichten bilden, wenn man so will, ein eigenes Subgenre. Die Hauptfiguren klettern eine steile Karriereleiter hoch, häufig mit unlauteren Mitteln. Dass ihnen das Glück nicht dauerhaft lacht, ist kein Spoiler, sondern gehört eben einfach dazu.

Zahlreiche Filme folgen diesem Schema, und die Geschichte ist so alt wie aktuell. Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ setzt bereits im 18. Jahrhundert an und berichtet von einem jungen Abenteurer, der sich über Jahre hinweg einen Platz in der Adelswelt ergaunert. Mitten im Hollywood-Adel hingegen spielt „The Artist“, wo ein verwöhnter Stummfilm-Star zwar nichts Unrechtes tut, aber vom Wandel der Zeit in die Knie gezwungen wird, weil er nicht mitziehen will. Auch im glamourösen Pornofilmgeschäft der 70er Jahre platzt die Seifenblase, wie Paul Thomas Andersons Epos „Boogie Nights“ zeigt. Ähnlich wie Barry Lyndon, nur rund 100 Jahre später, verhält sich Henry Hill aus „GoodFellas“, der schon immer ein Gangster sein wollte und dafür alles aufs Spiel setzt. Spiele sowie die Frage, was wir für Geld zu tun bereit sind, stehen im Mittelpunkt der Quasi-Fortsetzung „Casino“.

Als neuestes Beispiel bleibt Johnny aus „Sin City 2: A Dame to Kill For“ zu nennen, der beim Poker gegen den mächtigsten Mann der Stadt wortwörtlich alles auf eine Karte setzt. Das Leben ist etwa wie Super Lenny, eine Glücksspielsammlung, auch im Kino. Andernfalls würden die Geschichten der Charaktere doch arg eintönig verlaufen. Warum sehen wir Aufstieg-und-Fall-Geschichten so gern? Weil sie einen dramaturgischen Bogen spannen, der für packendes Erzählen sehr effektiv ist. Weil sie uns lehren, wo wir Grenzen setzen sollten. Und mit dem richtigen Maß an Vernunft, Erfahrung und Fingerspitzengefühl sowie natürlich etwas Glück könnte es ja doch klappen mit dem Jackpot, den man dann auch behalten darf. Das Zocken wird nie langweilig.

Es gibt noch viele weitere Filme zum Thema. Welche mögt ihr am liebsten?

Zum Stöbern:

  • Barry Lyndon

    7/10 Originaltitel: Barry Lyndon GB | 1975 | 184 Min. | FSK: ab 1 ...

  • Sin City 2: A Dame to Kill For

    7.5/10 Originaltitel: Sin City 2: A Dame to Kill For USA | 2014 | ...

  • GoodFellas

    7/10 Originaltitel: GoodFellas USA | 1990 | 146 Min. | FSK: ab 16 ...

  • Casino

    6.5/10 Originaltitel: Casino USA | 1995 | 177 Min. | FSK: ab 16 ...

  • Boogie Nights

    9/10 Originaltitel: Boogie Nights USA | 1997 | ca. 149 Min. | FSK: ...