Zwischendurch: Vom Rauchen in Filmen

Sowohl Tabak-Fans als auch -Feinde dürften sich einig sein: Rauchen ist hochgradig schädlich, kostet ein Vermögen, aber sieht – besonders auf der Kinoleindwand – ziemlich cool aus und dient als zentraler Bestandteil sozialer Zusammenkünfte. Wer sich mit gesunder Lunge an einem Tag über das weitgehende Rauchverbot in Restaurants freut, schaut am nächsten Tag in die Röhre, wenn Freude eine nette Runde sprengen, um mal eben vor die Tür zu gehen.

Zigarette
Rauchen gefährdet die Gesundheit, nicht den Filmgenuss.

Irgendwie werden sich die beiden Lager schon arrangieren, schließlich gab es genügend Zeit, um Wege zu finden. Die qualmende Bevölkerung hat weiterhin ihre Plätze, und der Rest nutzt Ausweichmöglichkeiten. Wenn das Rauchverbot in Filmen allerdings weiter um sich greift, hört der Spaß allmählich auf.

Es ist keine Neuigkeit mehr. Die indische Regierung beispielsweise sprach schon 2005 ein Rauchverbot für Bollywoodfilme aus, weil die Glimmstängel einen schlechten Einfluss auf das Publikum hätten. Ein paar Jahre später wurde das Verbot wieder aufgehoben, denn diese Art der Zensur war nicht nur den Filmschaffenden zu viel des Guten. Thailand und Wales sollen es allerdings immer noch durchziehen. Moviepilot nahm einen italienischen Gesetzesentwurf für filmisches Rauchverbot als Anstoß für den Aufreger der Woche.

Disney-Filme wollen ihr selbst auferlegtes Rauchverbot noch verschärfen. Die blaue Shisha-Raupe aus „Alice im Wunderland“ wäre damit ein Verbrecher. Wer privat eine gesündere, günstige Alternative zum Tabak sucht, kann sich die immer beliebtere E-Zigarette in der Schweiz kaufen, wo sie einen besonders charmanten Namen trägt. Wer ganz mit dem Rauchen aufhören möchte, kann es gerne versuchen. Nur den Charakteren in Film und Fernsehen soll man ihre glühenden Accessoires gefälligst lassen, wenn es die Drehbücher vorsehen.

Die Website scenesmoking.org beschäftigt sich allein mit dem Tabakkonsum in Filmen und zählt akribisch Zigaretten wie auch Anti-Rauch-Botschaften. So wird zum Beispiel bewusst, dass in „Nightcrawler“ nicht eine einzige Kippe zum Einsatz kommt, obwohl der Film eine coole, düstere Atmosphäre versprüht. Qualmen und Coolness gehören also nicht unbedingt zusammen. Doch was wären Klassiker wie „Außer Atem“, „Coffee and Cigarettes“ oder „Fear and Loathing in Las Vegas“ ohne Zigaretten? Schlicht unmöglich.

Unterhaltung für Kinder darf gerne auf Drogenverherrlichung verzichten. Aber ein generelles Rauchverbot in Filmen stellt nicht nur einen massiven Eingriff in künstlerische Freiheit dar, sondern bevormundet auch erwachsenes Kinopublikum. Nur durch Gucken hat noch niemand Krebs bekommen.

Zum Stöbern:

  • Zwischendurch: Vom Rauchen in FilmenCoffee and Cigarettes

    7/10 Originaltitel: Coffee and Cigarettes USA | 2003 | ca. 96 Min ...

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    6/10 Originaltitel: Alice in Wonderland USA | 2010 | ca. 108 Min. | ...

  • Zwischendurch: Vom Rauchen in FilmenNight on Earth

    8.5/10 Originaltitel: Night on Earth USA, DE, FR, GB, JP | 1991 | ...

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    8.5/10 Originaltitel: Coraline USA | 2009 | 101 Min. | FSK: ab 6 A ...

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