Zwischendurch: Der diskrete Charme französischer Komödien

„Sind Franzosen lustiger, oder warum machen die immer noch die besten Komödien?“
Eine etwas überspitzt formulierte Frage, aber es lässt sich nicht abstreiten, dass französische Komödien einen markanten Stil besitzen und internationale Erfolge feiern.

Schon die sogenannten Erfinder des Kinos – die Brüder Lumière und George Méliès – stammten aus Frankreich und benutzten das taufrische Medium sogleich, um Menschen zum Lachen zu bringen. Ein Witz ist schließlich simpel wie effektiv und erfordert auch keinen Ton. Der Ton im Film musste damals, um 1900 herum, erst noch erfunden werden. Logischerweise beschränkten sich die Witze zu jener Zeit auf Slapstick, sprich Körperhumor. Diese Tradition nahm Jaques Tati auch mit in die Tonfilmära hinein. In den 50er und 60er Jahren schlüpfte Tati in die Rolle des wortkargen Monsieur Hulot und war für Frankreich etwa das, was Charlie Chaplin als ‚The Tramp‘ für Amerika war.

Slapstick in Kombination mit Wortwitz machte den cholerischen Louis de Funès („Fantomas“, „Brust oder Keule“) zur Legende. Mittlerweile sind französische Komödien insbesondere für ihre findigen Dialoge bekannt. Nun aber lassen sich Wortspiele, wie die Franzosen sie lieben, nur schwer bis gar nicht übersetzen. Worin liegt also das Geheimnis für die weltweite Beliebtheit französischer Filme?

Ein Markenzeichen, das sich durch das französischsprachige Kino zieht, sind soziologische Themen mit länderübergreifender Relevanz. Den Filmen gelingt es immer wieder, gesellschaftliche Missstände auf charmanteste Weise der Lächerlichkeit preiszugeben. Das Publikum fühlt sich umso stimulierter, wenn die Unterhaltung auch mit einer politischen Botschaft verbunden wird. Luis Buñuels Klassiker „Der diskrete Charme der Bourgiosie“ (1972) etwa verspottet die High Society. In der aktuellen Welle französischer Erfolgskomödien generiert sich der Humor vor allem aus dem Aufeinandertreffen von Gegensätzen – verschiedene Kulturen, soziale Schichten etc.

Die zwei mit Abstand erfolgreichsten Filme der französischen Kinogeschichte gehören ebenfalls dem Komödiengenre an: „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008) und „Ziemlich beste Freunde“ (2011) – auch im Ausland phänomenale Kassenschlager. Die Ähnlichkeit: auffällig. Die Botschaft: universell und warmherzig. Gegensätze prallen aufeinander; Fremdenhass wird aus der Welt geschafft, weil das Lernen voneinander wesentlich mehr bringt. Alles garniert mit reichlich Humor. So funktioniert der sogenannte ‚Crowdpleaser‘. Diesen hat Frankreich mit „Willkommen bei den Sch’tis“ und „Ziemlich beste Freunde“ perfektioniert. Und der Trend hält an, siehe „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014) oder „Verstehen Sie die Béliers?“ (2014).

Neben politischer Relevanz ist es in der Regel auch die familienfreundliche Art des Humors, der die Massen in die Lichtspielhäuser zieht. Französische Komik hat es einfach nicht nötig, unter die Gürtellinie zu zielen und öffnet sich somit einem sehr breiten Publikum. Ein Sinn für Romantik, irgendwie authentischer als aus Hollywood, trägt sicherlich auch seinen Teil bei. Doch das französische (und belgische!) Völkchen kann auch mal ganz anders. Das bewiesen die bitterbösen Komödienhits „Delicatessen“ (1991) und „Mann beißt Hund“ (1992).

Mit „Mama gegen Papa“ startet am 9.7.2015 ein weiteres Exemplar in den Kinos, das thematisch viele französische Stärken vereinen dürfte: Gegensätze, Familie, aber auch ziemlich schwarzer Humor. Es geht nämlich um zwei sich trennende Elternteile, die beide das Sorgerecht für die Kinder um jeden Preis nicht wollen. Das muss ja heiter werden.

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