Zwischen verstopften Straßen und Zeitverlust: Die Stauhauptstädte Deutschlands

Von Augustin Friedel @augustinfriedel

Man steigt morgens ins Auto, will zur Arbeit fahren, ein Weg, der vielleicht 10 Minuten dauert, biegt um eine Kurve und dann: Stau! Das bedeutet nicht nur enormen Ärger seitens der Autofahrer, sondern auch einen massiven Zeitverlust. Lässt man mal die Autobahnbaustellen außen vor, so sind vor allem Großstädte ein großer Problemträger. Der Navigationsgeräte-Hersteller TomTom hat mittels Datensammlungen einen sogenannten Traffic Index erstellt, der zeigen soll, wie gut oder wie schlecht man verkehrstechnisch in manchen Städten vorankommt. Es handelt sich hierbei um unvoreingenommene Statistiken und Informationen, die u.a. ein "Staulevel" der Straßen aus 403 Städten in mehr als 56 Länder auf sechs Kontinenten darstellen. Diese Daten werden seit acht Jahren gesammelt und allein dieses Jahr sind auch Städte in Indien, Japan, Ägypten, Kolumbien, Peru, Ukraine, Israel und Island hinzugekommen. Die Daten sollen vor allem für Fahrer, Stadtplaner, Autohersteller und Politiker zur Verfügung gestellt werden, damit Maßnahmen ergriffen werden können, um Verkehrsinfarkte zu regulieren.

Wie funktioniert der Index?

Ausgewählt werden können die Jahre 2017 und 2018. Zunächst wird das Welt-Ranking angezeigt, aus dem man zwischen Kontinenten und Ländern filtern kann. Hiermit können also, auch live, Verkehrsaufkommen überwacht, Problembereiche identifiziert und Ursachen von Engpässen und das Verhalten von Fahrern analysiert werden. So sollen Verkehrsstaus verringert und der Verkehrsfluss optimiert werden. Mithilfe einer Prozentzahl wird das sogenannte Stauniveau angegeben. Das zeigt an, um wieviel länger eine Fahrt mit Stau in Anspruch nimmt, im Vergleich zu einer Fahrt ohne Stau.

Hier ein kleiner Überblick über verschiedene Städte der Welt und deren Staulevel.

Wo steht man weltweit am häufigsten im Stau?

Im Jahr 2018 sah das Ranking wie folgt aus:

  1. Mumbai (Indien) mit 65%
  2. Bogota (Kolumbien) mit 63%
  3. Lima (Peru) mit 58%
  4. New Delhi (Indien) mit 58%
  5. Moskau - Region (Russland) mit 56%

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376. Cadiz (Spanien) mit 7%

Wie sieht es in Deutschland aus?

Im Jahr 2017 und 2018 sah das Stau-Ranking in Deutschland wie folgt aus:

2017
  1. Hamburg (WR: 64) mit 32%
  2. Stuttgart (WR: 78) mit 31%
  3. Berlin (WR: 87) mit 30%
  4. Wiesbaden (WR: 90) mit 29%
  5. München (WR: 96) mit 28%

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25. Wuppertal mit 16%

2018
  1. Hamburg (WR: 67) mit 33%
  2. Berlin (WR: 91) mit 31%
  3. Nürnberg (WR: 102) mit 30%
  4. Bremen (WR: 106) mit 30%
  5. Stuttgart ( WR: 108)

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25. Wuppertal (WR: 334)

Die deutsche Stadt mit der höchsten Stauquote, oder wie DIE ZEIT ironisch betont, in der man die besten Chancen habe im Stau zu stehen, ist und bleibt Hamburg. Deren Quote hat sich sogar um 1% im Vergleich zum Vorjahr erhöht .

Wo liegen die Problemfelder?

Wenn wir uns durch die Großstädte Deutschlands bewegen, fallen uns viele Mobilitätsmöglichkeiten auf: Straßenbahnen, U-Bahnen, Busse, Autos, Taxis, einige Shuttle-Services, Fahrräder, bald auch E-Scooter, sowie Fußgänger. Wenn nicht durch Unfälle, so kommt es bei einer solchen Verkehrsmasse auch mal schnell zum Stillstand und man braucht für eine Strecke von 5 Minuten mit dem Auto dann vielleicht auch mal 30 Minuten. Neben der demographischen Zunahme innerhalb der Städte sowie nicht ausreichend ausgebauten Straßen wird dieses Problem immer größer und ist ein Kernpunkt deutscher Verkehrspolitik. Der Lösungsvorschlag vieler Mobilitätskonzepte: Menschen dazu zu motivieren auf das eigene Auto zu verzichten und auf Alternativen wie Ridepooling oder umweltfreundlichere Alternativen wie den ÖPNV, das Fahrrad oder E-Scooter umzusteigen. Allerdings zeigte schon die quantilope-Studie, dass der ÖPNV in deutschen Städten zwar auch sehr beliebt ist, das Auto jedoch nach wie vor Mobilitätsliebling bleibt. Dementsprechend muss noch einiges passieren, um einen umweltfreundlichen und entlastenden Verkehr in deutschen Städten zu etablieren. Die Zusammenfassung der Studie findet ihr hier.

Bild 1 (alle Rechte vorbehalten): pixabay

Bild 2 (alle Rechte vorbehalten): TomTom