100 Meter über dem Boden, nur auf einem schmalen Steg, 1500 Meter am Stück in den Fels montiert, mit weitem Blick in die bis zu 200 Meter tiefe Schlucht, eine Stahlbrücke zum durchgucken und eine Terrasse mit gläsernem Grund… nein, wir sind nicht als Pioniere in den Bergen unterwegs, sondern auf dessen Spuren: auf dem Caminito del Rey in Málaga. Einst Arbeitsweg des angrenzenden Wasserwerkes in El Chorro und Transit- sowie Passierweg der Einheimischen, wird der Caminitio mit seiner Neueröffnung im März 2015 zu einem eindrucksvollen und einzigartigen Wanderweg. Wo Anfang des 20. Jahrhunderts einfache Stahlträger und BetonbalkoneArbeitern des Wasserwerker und später mutigen Kletterern an Ösen und Seilen den Weg weisten, laufen wir heute bequem und fast gemütlich auf einem 1,5 km langen Holzsteg die Felswand entlang. Fast gemütlich, aber nur fast, denn am heutigen Tag windet es ganz schön. Die Tourguides scheuchen uns fast ein bisschen: „We may close shortly!“ Und das gerade zu Beginn unserer Tour am Eingang Süd! Der Grund der Warnung erleben wir nach unserem Marsch über den ersten Holzsteg auf der wörtlich atemberaubenden Hängebrücke. Der Wind pfeift so heftig in den zu überquerenden Felsspalt, dass ich meinem Helm und Sonnenbrille krampfhaft festhalten muss, damit sie nicht weg fliegen. Selbst die beiden Guides hinter uns staunen nicht schlecht über die Windstärke und bleiben in unserer Nähe. Und bei dem Wind soll ich über die Hängebrücke? Über das bisschen Stahlgitter mit freier Aussicht nach unten? Oh mein Gott! Hilft nur geradeausschauen, einen Fuß vor den anderen, atmen und los!
Fakten & Details
Nach 14 Jahren aufwendiger Renovierung wurde der Caminito del Rey Ende März 2015 neu eröffnet. Seitdem kann man den beeindruckenden insgesamt 7,7 km langen Weg besuchen und entweder vom Eingang Süd (Nähe El Chorro) oder Eingang Nord (Nähe Ardales) ausgehen.
- 7,7 km Länge (1,5 km Felswand, 1,4 km Wander-/ Forstweg, 4,8 km Zugangsweg)
- maximal 600 Gästen pro Tag
- Einlass im halbstündigen Takt
- Tickets müssen vorher online kaufen: die ersten 6 Monat sind kostenlos!
- Geöffnet: November bis März 10-14 Uhr & April bis Oktober 10-17 Uhr
- gedacht als Zielwanderung (von Nord-Süd oder Süd-Nord)
- man kann aber innerhalb des Geländes umkehren (wenn das Wetter es zulässt)
- öffentlicher Shuttle-Bus zwischen Nord-Eingang (Ardales) und Süd-Eingang (El Chorro)
- Toiletten je nur an den beiden Ausgängen
- Verpflegung und Wasser selber organisieren
- kleiner Supermarkt in El Chorro (ab 9 Uhr geöffnet)
- Restaurant „El Kiosko“ (Nähe Stausees Conde del Guadalhorce)
- Anreise auch per Zug möglich, aus Málaga oder Sevilla (Haltestelle “El Chorro”)
- Unser Unterkunft Tipp: “La Garganta” in El Chorro
Von El Chorro bis zum Stausee Conde del Guadalhorce
(7,7 km in 3 Stunden)
Fast irreal und nahezu instabil wirken die Holzstege an den Felswänden aus der Ferne. Sobald man darauf läuft ist das Gefühl anders: man blickt nach vorne und ahnt nur wie weit es in die Tiefe geht. Erst ein Blick von den gegenüberliegenden Seite der Felswand macht einem die Tiefe und dieses unglaubliche Bauwerk bewusst. Immer wieder entdecken wir Spuren des „alten“ Weges, ob in Form der Betonbalkone unter dem “neuen” Holzsteg, Kletterösen in der Wand oder alte Staumauern am Rande der Felswände. Die Aussicht von hier oben ist spektakulär; ein Wort, das an diesem Tag vielfach auch in Spanisch fällt. Mit uns sind überwiegend Spanier auf dem königlichen Weg unterwegs. Wir scheinen hier (noch) die Ausnahme an ausländischen Touristen zu sein. Dementsprechend ungewohnt scheint unser Nachfragen auf Englisch zu sein, doch mit Worte raten und aktiver Gestik schlagen wir uns erfolgreich durch.
Unser persönlicher Tipp: sich Zeit nehmen und die Aussicht genießen! Man sollte sich nicht von dem Besucherstrom treiben lassen, auch wenn die Tourguides einen darauf hinweisen „im Fluss“ zu bleiben und nicht zu lange an einer Stelle stehen zu bleiben. Da wir anfangs nicht einschätzen konnten wie lang der Weg insgesamt ist, waren wir auf dem beeindruckenden Klettertsteig recht schnell in 2 Studnen durch und konnten aufgrund des Windes nicht mehr den selben Weg zurücklaufen. Ein weiterer Grund sich Zeit zu nehmen.