Originaltitel: Between the world and me
Autor: Ta-Nehisi Coates
Genre: Sachbuch
Verlag: Hanser Verlag
Format: Hardcover, 240 Seiten
ISBN:978-3446251076
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Inhalt:
Das Thema erreicht momentan wieder traurige Aktualität: ein weißer Polizist erschießt einen schwarzen Menschen in den USA. Langsam kann man nicht mehr von Einzelfall sprechen, liegt es an den Verfehlungen der Personen? Nein, rassistische Gewalt gehört zu der amerikanischen Identität – das Land ist darauf aufgebaut. Ta-Nehisi Coates ist schwarz und kann wohl am ehesten berichten, wie es sich anfühlt, in einen Land zu wohnen, wo man das Gefühl nicht loswird, immer noch Sklave zu sein. In seinem Manifest stellt er schmerzhafte Fragen und versucht ein Land aufzurütteln, Fragen, die auch Europa betreffen, weil Rassismus keine Grenzen kennt.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt als langer Brief an Ta-Nehisi Coates 14-jährigen Sohn, er erzählt seine Geschichte, wie er in einem Ghetto von Baltimore in einer intellektuellen und politisch aktiven Familie aufwächst. Sich seinen Weg erkämpft und auch schon mit den Schwierigkeiten fertig werden muss, die seine „Herkunft“ mit sich bringen. Vor allem liest man jedoch Furcht heraus, Furcht um seinem Sohn, denn er zwar beschützen möchte, doch in diesem System unmöglich ständig beaufsichtigen kann. Auch Desillusion macht sich breit, keine falsche Hoffnung, dass sich so schnell die Furcht vertreiben lässt, ist sie doch schon jahrlang vorhanden.
250 Jahre von Sklaverei, eigentlich Vergangenheit, doch ihre Wurzeln sind noch im Boden, die Gesellschaft fällt immer noch darüber, kommt ins straucheln, doch niemand sieht sich verantwortlich, sich der Geschichte zu stellen. Nach dem Motto: „Was Vergangenheit ist, soll man ruhen lassen.“ Ein netter Gedanke, doch es ruht nicht, es brodelt unterhalb, bis es wieder einmal wie ein Vulkanausbruch zu Tage tritt, die ganze Welt betroffen ist, nur um eine Woche später wieder die Augen davor zu verschließen.
Kommt ein weißer Mensch in eine Verkehrskontrolle, fühlt er sich mulmig, weil von der Polizei zu kontrolliert zu werden, immer ein wenig bange macht, doch als Afroamerikaner ist es nicht nur ein mulmiges Gefühl, nein, man muss auch Angst haben, mit den Leben zu bezahlen, nicht weil man tatsächlich zu schnell gefahren ist, sondern einfach nur, weil man schwarz ist. Ta-Nehisi Coates versucht ein wenig rüberzubringen, wie es sich anfühlt, ständig in Angst zu leben. Eine „auffällige“ Geste kann ausreichen, da ist es schon absolut egal, ob man eine Waffe hat oder wie kürzlich, ein Buch. Traurig ist in meinen Augen, nur trotz all dieser Vorfälle ändert sich nichts. Die Leute gehen auf die Straße, es endet in Schlachten, man versucht Brutalität mit Hass zu bekämpfen und auch wenn es friedliche Demonstrationen sind, früher oder später verlieren sich die Menschen.
Es sind jedoch nicht nur Morde, es sind auch tägliche Schikanen, die Afroamerikaner über sich ergehen lassen würden, von dem ein weißer nicht einmal erahnen kann, dass es diese gibt. So war es für mich extrem erschreckend zu lesen, welche Auswüchse das Ganze tatsächlich annimmt.
“Zwischen mir und der Welt“ ist ein wichtiges Buch, eines, was Fragen stellt, die längst überfällig sind, doch ist es auch ein schweres Buch. Was ich damit meine? Ta-Nehisi Coates ist einer der angesehensten Intellektuellen der USA und so schreibt er auch. Es ist keine Kritik und doch, die Worte sind philosophisch gewählt, oft wie durcheinandergewürfelt und ich muss ehrlich sein, oft habe ich nicht verstanden, was ich da las. Ich denke, so viel muss ich mir eingestehen, dass es daran liegt, dass ich ein durchschnittlicher Mensch bin, kein Gelehrter. Der Schreibstil war mir zu hoch und ich denke, genau das hat mir an dem Buch überhaupt nicht gefallen, dass es nicht für Menschen geschrieben ist. Für den Durchschnitt, der Interesse an den Thema zeigt, sondern für eine Oberklasse.
So interessant das Buch sein mag, so denke ich, dass es nicht für jedermann lesbar sein wird, was keine Schande ist, doch alternativ möchte ich deswegen Bryan Stevensons „Ohne Gnade: Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA“ empfehlen, weil es verständlicher ist, weil es eben nicht extrem intellektuell geschrieben ist, sondern nachvollziehbar und ohne, dass man sich nach der Lektüre irgendwie dumm fühlt.