In den letzten Tagen ist meine Hochachtung vor Alleinerziehenden noch einmal immens gewachsen. Denn ich war vier Tage lang auch “alleinerziehend”. Und krank. Mit einem ebenso kranken Kind. Und ich war kaum in der Lage für mein Kind richtig da zu sein. Das brach mir fast das Herz, aber ich konnte mich aber ja selbst kaum auf den Beinen halten.
Es ging schon vor dem Wochenende los. Wir hatten erste Anzeichen einer Grippe. Alle auf einen Schlag. Samstag sind wir für Herrn Sohn noch zur Notapotheke gefahren und haben Schmerz- und Fiebersaft besorgt. Dann noch schnell das Nötigste eingekauft und ab auf’s Sofa. Papa musste aber am Sonntag Morgen seine Geschäftsreise antreten – vier Tage zur Messe. Als er das Haus verließ, die Haustür ins Schloß fiel, in dem Moment ging das Drama los. Herr Sohn lag eigentlich noch schlummernd im Bett, trotzdem ist ihm nicht entgangen, dass Papa nicht mehr da ist. Über das Babyphone hörte ich sein Weinen und wie er rief “Papa, Arm! Papa!!”
Aber sein Held war weg und ich versuchte, ihm zu erklären, dass Papa mit dem Auto weggefahren ist und auch ein paar Tage unterwegs sein würde. Aber das machte seinen Kummer natürlich nur noch schlimmer und er wollte sich gar nicht mehr beruhigen lassen. Also haben wir beide erstmal eine halbe Stunde geweint (ich konnte mich leider auch nicht zusammenreißen), doch irgendwann ging es und dann konnte ich ihn überreden, frühstücken zu gehen. Aber er weinte den ganzen Tag über sehr viel und das war für uns beide sehr kräftezehrend. Er hustete unaufhörlich, die Nase lief und offensichtlich hatte er auch Ohrenschmerzen. Ich selbst hatte (habe immer noch) die Nasen- und Nebenhöhlen total zu, eine Halsentzündung und starke Kreislaufbeschwerden. Da wurde Alltägliches wie Spielen oder Windeln wechseln zum echten Kraftakt.
Sonntag Nachmittag holten Oma und Opa den kleinen Mann zu einem Spaziergang ab. Frische Luft tut ihm sicher gut – und mir die Ruhe. So bekamen wir den Tag noch recht gut rum, doch die Nacht wurde dafür umso schlimmer. Sechs Mal wurde mein süßer Schatz schreiend wach und ließ sich nicht so leicht beruhigen, weil er immer wieder nach Papa verlangte. Ich versuchte immer wieder beruhigend auf ihn einzureden, doch irgendwann verabschiedete sich dann meine Stimme. Ich bekam kaum mehr ein Wort raus, nur noch ein leises Krächzen… und beruhigte er sich dann endlich, stand ich spätestens zwei Stunden später wieder an seinem Bett. So ging es die ganze Nacht. Und um 06.30 war es dann ganz vorbei.
Der Tag danach war einfach grauenvoll. Wir waren beide total gerädert. Herr Sohn wollte drei Mal tagsüber ins Bett, aber sein Schlaf war immer schon nach einer halben Stunde vorbei, weil er so mit seinem Husten zu kämpfen hatte. Und bei mir ging gar nichts mehr. Ich konnte mich kaum vom Sofa weg bewegen. Am späten Nachmittag kam meine Schwiegermutter vorbei und brachte mir einen Inhalator und diverse Erkältungstees mit. Den Tee durfte ich aber leider nicht trinken – nicht erlaubt in der Schwangerschaft!! Hätte ich mir ja denken können. Wo man ja auch sämtliche pflanzliche Medikamente nicht nehmen darf, laut Packungsbeilage. Und das Inhalieren hat es eher schlimmer gemacht als besser. Danach waren die Halsschmerzen noch heftiger und Luft bekam ich auch nicht besser.
Herr Sohn schlief in dieser Nacht schon viel ruhiger. Ich hatte ihm von Opa einen anderen Hustensaft besorgen lassen, und der verschaffte endlich Linderung. Ich schlief trotzdem nicht, weil ich einfach keine Luft bekam. Und ohne Schlaf auch keine Erholung.
Am Dienstag ging es weiter bergab mit mir. Herrn Sohn ging es zum Glück schon wieder besser – was aber auch bedeutete, dass er von mir mehr Action wollte. Wozu ich kaum in der Lage war. Es scheiterte ja schon daran, ihm etwas vorzulesen mit meiner kaum vorhandenen Stimme. Zum Glück kündigte meine Schwiegermutter sich erneut an. Sie hatte mir einen riesigen Topf Hühnersuppe gekocht und machte einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Zwerg und ich ruhte mich aus.
Heute geht es mir nur ganz dezent besser. Die Halsschmerzen sind fast weg, dafür habe ich jetzt aber Husten. Ist auch nicht wirklich toll. Und ich schmecke und rieche gar nichts mehr. GAR NICHTS. Nicht mal Stinke-Windeln! Und Herr Sohn hat auch nicht erwähnt, dass er eine neue Windel braucht (was er sonst eigentlich tut)! So erwartete mich eine böse Überraschung, als es Zeit für eine neue Pampers war. Ein komplettes frisches Outfit musste her. Es war so widerlich!!! In dem Moment hatte es dann auch seine Vorteile, dass ich nichts riechen kann. Denn ich will gar nicht wissen, wie bestialisch DAS gestunken haben muss!
Auch heute wurde ich wieder ein wenig entlastet und meine Mutter drehte draußen eine kleine Runde mit dem Stinker.
Früher als erwartet war Papa dann auch endlich wieder da! Die Freude war groß! Herr Sohn war selig. Und ich auch. Denn zu zweit ist doch alles viel schöner. Und einfacher.
Gut, dass es die Großeltern gibt! Ohne sie wäre ich in den letzten Tagen echt aufgeschmissen gewesen. Der Alltag mit Kind ist ja so schon anstrengend. Zweifellos wunderschön – aber eben anstrengend! Und wenn es einem dann nicht gut geht und man kaum mit sich selbst klarkommt… Trotzdem musst Du für Deine Kinder da sein. Immer. Irgendwie. Auch wenn Du es gerade eigentlich nicht kannst.
In dem Moment ist man für jede Entlastung dankbar. Sehr dankbar.
Aber nicht jeder hat das Glück mal eben so auf Papa oder Oma und Opa zurückzugreifen. Es gibt Eltern, die so gut wie immer auf sich allein gestellt sind, die rund um die Uhr da sind und dafür sorgen, dass es den Kindern an nichts fehlt – obwohl etwas (oder jemand) ganz Wichtiges in ihrem Leben nicht vorhanden ist!
All Ihr Alleinerziehenden da draußen: Ich ziehe meinen Hut vor Euch! Ihr macht das großartig! Wie Ihr alles für Eure Kinder tut, auch wenn Ihr vielleicht gerade selbst nicht mehr könnt… Ich bewundere das! Und gerade im Moment frage ich mich: Woher nehmt Ihr die Kraft?