Zwischen den Jahren

Der Baum nadelt noch nicht. Es war ein schönes Fest. Vorbei.
Wie oft wird es noch sein, fragen sich Ältere. Sentimentalität huscht heran, verschwindet aber beim Blick auf den Kalender.
Denn da steht ein Zeitraum, der verheißungsvoll ist. Ein beschränkter Vorrat an Tagen, den manche schon vor Weihnachten verplant haben, wenn's knapp geworden war mit den Terminen.
"Wir sehen uns zwischen den Jahren", hat man sich bei zwei Wangenküsschen versprochen. Und jetzt sind sie also da, diese Tage - Weihnachten vorbei, Neujahr noch nicht da und Dreikönig demnächst.
Nach der Überlieferung kam es zur Redensart "zwischen den Jahren" durch ein ständiges Hin und Her zwischen den Römern und den Christen un den Beginn des Amtsjahres und des Kirchenjahres. Und auch als im 16. Jahrhundert der Gregorianische Kalender eingeführt wurde, blieb es zunächst bei mehreren Neujahrsterminen.
Wegen der Verwirrung verzichtete man vorsichtshalber auf Geschäftsabschlüsse in diesem Zeitraum. Und eigentlich wissen wir auch heute nie so genau welches Datum gerade ist.
Die Tage sind wie Watte, weich und ohne Struktur. Bestens geeignet für eine Innenbetrachtung oder für Glücksmomente, die damit zusammenhängen, dass man glaubt, einen Zipfel vom Leben erwischt zu haben, der nicht so recht zählt.
Als ältere Herrschaften erheben wir uns aus dem Sessel, treten ans Fenster und schauen hinaus. Es ist noch hell genug, vielleicht wäre jetzt der richtige Augenblick für einen Spaziergang.
Den letzten im alten oder den ersten im neuen Jahr.

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