Lúm
zwei wie Licht und Dunkel
Eva Siegmund
cbt, 2014
978-3570163078
16,99 €
In der Trümmerstadt Adeva entscheidet sich für alle 15-Jährigen in der Nacht der Mantai, welche Gabe sie haben. Ein Mal, das auf dem Handgelenk erscheint, zeigt an, ob man telepathisch kommunizieren, unsichtbar werden oder in die Zukunft sehen kann. Doch bei Meleike, deren Großmutter eine große Seherin war, zeigt sich nach der Mantai – nichts. Erst ein schreckliches Unglück bringt ihre Gabe hervor, die anders und größer ist als alles bisher. Als Meleikes Visionen ihr von einem Inferno in ihrem geliebten Adeva künden, weiß sie: Nur sie kann die Stadt retten.
Meleike hat eine große Bürde zu tragen. Die Gabe ihrer Familie, das noch junge Alter und die vielen Entscheidungen, die auf sie warten. Kein Wunder, dass sie etwas verkniffen wirkt, wenn sie sich mal freuen soll oder eine ruhige Minute für sich hat. Meiner Ansicht nach entspannt sich dieser Charakter nie. Sie ist immer auf dem Sprung, wirkt immer sehr hart, obwohl sie oft traurig ist. Berührt hat sie mich mit dieser Härte und Spannung nicht. Es war eher anstrengend ihr folgen zu müssen.
Ihre Freunde oder die, die es am Anfang noch sind, empfand ich als wesentlich interessanter. Ihre Gaben wurden beschrieben, ihre Arbeiten, die sie verrichten müssen und ihre Familien. Da spürte ich so etwas wie Verbundenheit, denn ich mochte ihre Arbeit im Wald, wie sie sich gegenseitig halfen und zusammen lachten.
Der männliche, wichtige Part wird von einem Jungen besetzt, der auch ziemlich in der Tinte sitzt. Aber bis die beiden aufeinander treffen, musste ich erst einmal 170 Seiten lesen und das war manchmal ein hartes Stück Arbeit. Ich möchte hier nicht allzu viel über den Jungen verraten, aber auch bei ihm hatte ich das Problem, dass ich nicht richtig an ihn heran kam.
Adeva ist eine Enklave im Nirgendwo. Viele Anhaltspunkte gibt es nicht. Wo könnte sie sein? Wann hört der Wald auf? Was ist da hinter ihm? Diese Fragen stellen sich nicht nur die Figuren, sondern auch ich als Leser. Die Kulisse ist interessant. Zwar ist die Idee der heruntergekommenen Stadt nichts ganz neues, aber sie wird gut eingeführt und toll beschrieben. Auch das Kastensystem in dieser Art war mir noch nicht bekannt. Mit der Kulisse fing also alles prima an.
Ein Mädchen mit einer besonderen Gabe, ein Junge, der irgendwie mit ihr verbunden ist und eine Stadt, die fast vor dem Ende steht. Hört sich an wie ein guter Plot, oder?
Leider konnte mich die Idee nicht mitreißen. Meleike war eine harte, eigensinnige Person, die sich oft erst finden musste. Ihr Leben hat mir gefallen, war aber streckenweise wirklich langatmig dargestellt. Bis sie sich entschieden hatte, wirklich etwas zu unternehmen, hatte ich das Buch schon viermal zur Seite gelegt. Ich hatte das Gefühl, dass nichts passiert und ich nur Seite um Seite leere Wörter las, über Figuren, die mich nicht ansprechen konnten.
Lag es an mir? Ich weiß es nicht, denn immer wieder das Buch weglegen, weil einfach nichts passiert, ist sonst eigentlich nicht meine Art. Es liegt auch gar nicht am Schreibstil, der sich wirklich gut lesen lässt. Auch das Setting ist, wie ich schon schrieb, sehr gut und passt mit allem, was die Autorin erzählen möchte, zusammen.
Aber am Ende fesselte mich das Gesamtkunstwerk einfach nicht. Da die Figuren keine Beziehung mit mir eingingen und Meleike recht anstrengend war, muss ich leider sagen: Dieses Buch war nichts für mich.
Wer kann diesem Blick widerstehen? Das Mädchen ist einfach toll. Ihr starker Blick, ihre blasse, makellose Haut – alles ließ mich zu diesem Buch greifen.
Was lange währt … oder auch nicht. Ich habe an diesem Buch zu lange gesessen, um ihm jetzt eine gute Bewertung zu geben. Es bekommt drei Bücherpunkte. Eine famose Idee, ein wunderhübsches Cover, aber zum Teil gähnende Langweile fesselten mich nicht.