Zwei Striche, ein Beetle

Von Jahen

Das wohl bekannteste Autodesign der Welt geht in die dritte Runde. Der neue Beetle kommt im Oktober 2011 auf den Markt. Es sei “das neue Original”, sagt Volkswagens Chefdesigner. Vor allem aber ist er maskuliner und sportlicher. Und ein Einstiegspreis ab knapp unter 17.000 Euro machen ihn noch attraktiver. Wir bedanken uns bei Andreas Burkert von drive-and-style.de für den Gastbeitrag.

Walter de Silva ist ein begnadeter Beobachter. Ihm gelingt es, nahezu jedes Fahrzeug mit nur wenigen Pinselstrichen zu charakterisieren. Ein Auto allerdings mit nur zwei Strichen zu deuten, ist eine Kunst wie man sie nur von einem Meister der japanischen Kalligraphie erwartet. Der neue Beetle von Volkswagen ist ein Auto, dessen Eigenschaften de Silva mit nur zwei geschwungenen Linien auf den Punkt gebracht hat. Wenn der Wagen in wenigen Wochen auf den Markt kommt, dann zeigt er sich dynamischer und maskuliner, weil flacher und erheblich breiter.

Der Überkäfer: Der Beetle der Generation 21igstes-Jahrhundert soll stärker an das Original erinnern als der New Beetle. Bild: © Volkswagen

Walter de Silva ist aber auch Chefdesigner bei Volkswagen und in dieser Funktion hat er seinem Designteam für den neuen Beetle unmissverständliche Vorgaben gegeben: “Entwerft ein neues Original!”. Zu enttäuschend waren nämlich die Reaktionen des Marktes auf den New Beetle, der 1998 die zweite Käfer-Revolution einläuten sollte. Von den mehr als 22 Millionen verkauften Fahrzeugen dieser Baureihe tragen nur knapp eine Millionen das Emblem des New Beetle. Warum aber lies sich Volkswagen für das neuen Modell mehr als zehn Jahre Zeit?

Nur der Neue ist das Original

Eine zufriedenstellende Antwort darauf ist den Verantwortlichen nicht zu entlocken. Vielleicht wollte man sich beim neuen Modell ganz sicher sein. Immerhin galt es, ein Design neu zu erfinden, das wie keine anderes derart bekannt und eigenständig ist. Und es gab keinen Zeitdruck. Denn, wem außer Volkswagen würde man es abnehmen, ein Auto zu bauen, das an den Käfer erinnert, dem bekannteste Auto-Design der Welt.

VW Beetle: 300 Liter Kofferraumvolumen und Platz für 4 Erwachsene mit Gepäck. Bild: © Volkswagen

So ähnelt der Neue dem Alten mehr als der New Beetle dem Original. “Wenn man den ersten und den neuen Beetle in einen Raum stellt, nur Licht auf das Dach gibt und die Silhouetten betrachtet, sieht man im hinteren Bereich die nahezu identische Linie”, erklärt de Silva. Sonst aber wurden völlig neue Proportionen verteilt. Durch das Plus an Länge konnte sich das Dach weiter spannen, die Windschutzscheibe nach hinten wandern. Das Platzangebot im Wagen ist somit ausreichend, dass sich vier Erwachsene getrost auf eine lange Reise begeben dürfen – mit Gepäck. Der Kofferraum schluckt etwas mehr als 300 Liter, werden die Rücksitze umgeklappt sind es 900 Liter.

Übrigens: Als eine weitere Reminiszenz an vergangene Tage des Ur-Käfer finden sich nette Details im Innenraum. Dazu gehören unter anderem das zusätzliche aus alten Zeiten bekannte ‘Käferfach’, dessen Deckel nach oben aufklappt, und die Schlaufen an der B-Säule, die unter anderem auch als Ausstiegshilfe dienen. Sonst aber wurde der Innenraum modern und mit vielen lackierten Flächen gestaltet. Über ein kleines Rändelrad, links neben dem Lenkrad, kann nach Belieben die  Ambientebeleuchtung zwischen Weiß, Blau und Rot gewählt werden.

Der schnellste Serienkäfer

Rot, für all jene, die es sportlich mögen. Wie schnell sich der Wunsch umsetzen lässt, zeigt sich beim Gasgeben. Der 200 PS starke TSI-Motor der Top-Motorisierung bringt den Wagen in nur knapp über sieben Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. Das ist ein Verdienst der 280 Newtonmetern Drehmoment die bereits ab 1.800 Umdrehungen pro Minute anliegen. Mit der Kraft schafft es der Beetle 2.0 TSI auf maximale 225 Kilometer pro Stunde – dann aber wird er elektronisch abgeregelt.

Im hochwertig gestalteten Innenraum finden sich auch das aus alten Zeiten bekannte Käferfach. Es bietet Platz für eine große Sonnenbrille oder Handy. Bild: © Volkswagen

Beim Handling zeigt sich der Wagen typisch Volkswagen – straffes Fahrwerk, präziser Lenkeinschlag. Fürs Fahrwerklayout haben die Ingenieure vorn auf eine Federbeinachse mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern und hinten auf eine neu entwickelte Vierlenker-Achse in Leichtbauweise gesetzt. Stabilität verleiht überdies der Heckspoiler, den es allerdings erst ab der Motorleistung mit 160 PS gibt. Insgesamt bietet Volkswagen für den deutschen Markt fünf Motoren an – im Leistungsspektrum zwischen 105 PS und 200 PS. Darunter sind drei Benziner und zwei Diesel. Wobei der sparsamste Motor – der 1.6 TDI mit 105 PS – laut Hersteller nur 4,3 Liter auf 100 Kilometer benötigt. Die Verbrauchswerte lassen sich dabei übrigens nicht nur in der Version mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe, sondern auch mit dem optionalen 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe erreichen.

Und er trägt vielen Namen

Die beiden Einstiegsmotoren mit 105 PS gibt es nur in Verbindung mit den Ausstattungslinien ‘Beetle’ (Grundversion) und ‘Design’ (mittlere Linie). Die 140 PS TDI- beziehungsweise 160 PS starken TSI-Motoren hingegen sind für alle Ausstattungslinien bestimmt. Nur in der Topversion ‘Sport’ wird der Top-TSI-Motor mit 200 PS eingebaut. Dafür muss dann allerdings mindestens 27.100 Euro bezahlt. Die Freude an der Auswahl fängt damit allerdings erst an. Denn es gibt eine berauschend hohe Anzahl an Möglichkeiten der Individualisierung: Vom Panorama-Aufstell-Schiebedach für 1.190 Euro, dem Fender-Soundsystem für 650 Euro oder abgedunkelte Scheiben für 215 Euro. Dies alles und noch viel mehr lässt sich zu den Ausstattungslinien hinzu buchen.

Dass damit der Basispreis von 16.950 Euro leicht um mehrere tausend Euro nach oben katapultiert, versteht sich von selbst. Schade, dass der Parkpilot, der akustisch auf Hindernisse im Front- und Heckbereich hinweist, mit 545 Euro zu Buche schlägt. Ohne ihn lässt es sich nur schwer überblicken, was beim Rückwärtsfahren passiert. Für 49 Euro gibt es hingegen einen individuellen Schriftzug auf der Heckklappe. Weil der Käfer weltweit Generationen geprägt hat und jedes Land ihm einen Spitznamen gab, darf sich jeder seinen Schriftzug aussuchen: So ist ein Käfer ein Beetle, ist ein Vocho, ein Coccinelle, Fusca oder Maggiolino. Den Ausdruck für den asiatischen Markt ‘甲壳虫’ ersparen wir uns, weil wir ihn nicht aussprechen können.

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