Der Gardasee gehört gewiss zu den touristischen Hotspots in Europa. Egal, ob Pauschalurlauber oder Mountainbiker. Egal, ob Kitesurfer oder Gleitschirmflieger. Kaum ein Reisender, der am Gardasee nichts ihm Genehmes finden kann.
Für mich eines der schönsten Plätzchen, die Nord-Italien zu bieten hat. Aber: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Um keinen Reinfall zu erleben, bedarf es im Vorfeld möglichst vieler Einfälle – und Informationen. Was den Radfahrer glücklich macht, kann für den Komfort-Urlauber reine Pein sein. Was Wellness-Fans selig macht, wird anderen als höchst überflüssig und zu teuer erscheinen.
Bevor blind eine oder mehrere Wochen Aufenthalt zwischen Riva del Garda und Sirmione gebucht werden, sollte man bei Gelegenheit erst einmal schnuppern. Möglichkeiten dazu gibt es genug. SÜdtirol ist nicht weit, Verona ebenfalls. Und der Hin- oder Rückweg in die Toskan bietet ebenfalls die Chance, einen ein- oder zweitägigen Zwischenstopp einzulegen.
Je weiter das Frühjahr der Ferienzeit rückt, umso ungemütlicher wird es zwischen Torbole und Sirmione. Menschenmassen, wohin das Auge blickt. Und nicht immer bleibt vom „dolce vita“ etwas übrig. Apropos „dolce“: Ein gutes Eis zu essen ist deutlich einfacher als ein traditionelles italienisches Ristorante zu finden! Vielfach hat einfach der Kommerz gesiegt. Auf gut Deutsch: Liebloser Fraß auf dem kalten Teller, Billig-Wein, der garantiert länger anhaltendene Kopfschmerzen verursacht – und alles serviert von lustlosen Kellnern. Man muss wirklich suchen, um die wenigen noch verbliebenen kulinarischen Diamanten zu schürfen. Es gibt sie aber!
Die Altstadt von Sirmione ist tagsüber völlig überlaufen. Durch die engen Gassen winden sich endlos erscheinende Massen. Die Scaligerburg (Castello Scaligero) mit einem großen Hafenbecken und einer Ringmauer schließt das Städtchen vom Festland ab. Ruhe findet man erst ab dem späten Nachmittag.
Den Gardasee erlebt man vom Schiff nachhaltiger als von Land. Zig Anbieter bieten Fahrten unterschiedlicher Länge und Routen an. Preisvergleiche sind unabdingbar.
Für alle, die am Gardasee mit dem Wohnmobil unterwegs sind: Die Campingplätze direkt am See sind meist sehr voll – und meistens stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht: Mehr als 400 Euro für 7 Tage (2 Personen mit Wohnmobil in der Hochsaison) halten wir für unverschämt! Ein wenig „tricky“ muss man sich schon anstellen, um einen seenahen kostenlosen „Stellplatz“ zu finden. Besser: Vom See ein paar Kilometer wegfahren, und ein Schwätzchen mit dem Besitzer eines Ristorante halten, um als Stellplatz-„Gebühr“ ein gutes Abendessen zu zahlen. Funktioniert fast immer.„Spaghetti alla carbonara“: Mein Pasta-Liebling. Spaghetti, Salz, Pancetta oder Speck, Eier, Parmesan oder Pecorino, Olivenöl, Pfeffer. Fertig! Sahne, Zwiebeln, Pilze oder gar Kochschinken haben darin nichts zu suchen!
So etwas bieten nur Dilettanten an.
„Carne Salada“ ist eine Spezialität vom nördlichen Gardasee. Lecker, aber wohl auch nicht jedermanns Sache. Das Rezept.
PS: Wer sich unbedingt als Teutone outen möchte, der bestelle nach 11 Uhr Cappuccino (trinkt der Italiener zum Frühstück und dann nimmermehr) oder Wein zur Pizza (ist verpönt).