Charles S. Prebish ist vielen als Buddhologe bekannt ("two Buddhism theory") und hat schätzenswerte Arbeit geleistet. Kaum in Rente, fühlte er sich zu einer Autobiographie namens An American Buddhist Life. Memoirs of a Modern Dharma Pioneer (Sumeru Press Inc. 2011) bemüßigt. Der Titel deutet schon an, dass Prebish nicht nur Akademiker, sondern auch praktizierender Buddhist ("scholar-practitioner") ist: "Zu den Gelübden zu werden war eine Erfahrung von 24 Stunden pro Tag. Mit anderen Worten, ich machte nur zwischendurch Sitzmeditation, wenn es nötig war, arbeitete aber eifrig daran, Lügen, Stehlen, Töten, das Verneben meines Geistes durch Rauschmittel und sexuelle Fehltritte zu meiden". Er lernte von Bope Vinita, bekam von "Schwester Palmö" seinen Bodhisattva-Namen und berichtet u.a. von einem eher banalen Erlebnis bei Chögyam Trungpa, der, als er einen Raum betritt, beim darin befindlichen Prebish einen plötzlichen Brechreiz auslöst, der genauso schnell wieder verschwindet, als Trungpa den Raum verlässt - was den Autor jedoch verwirrte.
Ein Foto von Prebishs gerade fünf Minuten altem Sohn Rob habe diesen wie einen kleinen Tibeter mit schwarzem Haar und langen Ohrläppchen gezeigt, der seine Hände zu einem Mudra geformt hatte; als man aber den Prebishs ihren Neugeborenen dann mit nach Hause gab, wären Haarfarbe und Ohrläppchen drastisch verändert gewesen. Später freilich hätte sich dem Kind bei Spaziergängen furchtlos Rotwild genähert und eine einbeinige Ente sei aus dem Wasser gekommen und ihm in den Schoß gehüpft. Auch Trungpa ahnte beim Anblick eines Photos des Kleinen, dass es sich bei ihm um einen Tulku handeln könne. Rob wurde später freilich ein erfolgreicher Ringer. Obwohl ich Prebish für seine Kritik etwa an Thich Nhat Hanh und Helen Tworkov (der Gründerin des buddhistischen Magazins Tricycle), vor allem aber für sein "Journal of Buddhist Ethics" (das er 1994 mit Damien Keown begründete) schätze, deutet sich hier eine esoterische Neigung in ihm an, die ich bei Akademikern nicht gutheißen kann.
Am Ende seiner Autobiografie empfiehlt Prebish noch, einige jüngere Akademiker und Buddhisten im Auge zu behalten, z.B. Brooke Schedneck und Danny Fisher. An einer Stelle dieses Werkes, das sich trotz aller Demut zu wichtig nimmt, greift Prebish seinem aktuellen Buch vor (mehr dazu im untenstehenden Clip). Er korrigiert da die alte Zenlehrerin Jiyu-Kennett und deutet an, dass ein Hundeleben dem Buddhisten als Vorbild taugen könnte: "Die alte Rôshi war verrückt. Sie verstand gar nichts vom Buddhismus. Lebendig zu sein bedeutete genau dies: wie ein alter Hund zu leben, der in der Sonne liegt. Wenn du durstig bist, hol dir was zu trinken. Wenn du hungrig bist, hol dir einen Happen zu essen. Wenn du kacken musst, geh aufs Klo. Und wenn du ein bisschen Aufmerksamkeit brauchst, kuschel dich einfach an deine Partnerin."