Zwei Hunde, zwei Burgen – ein Odenwald

Von Martinaunddayo

Die Wettervorhersage hält mehr oder weniger, was sie verspricht. Nämlich einen trocknen Sonntag ohne Regen, aber auch ohne Sonne. Wir machen uns gegen 10.30 Uhr auf den Weg in Richtung Odenwald. Bei einem kleinen Stopp am Frankfurter Stadtrand sammeln wir Reiner und seine thailändische Frau Som ein. Reiner ist nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein Burgenfachmann. Er kennt so gut wie jede Burg westlich des Mississipis … … und er wird uns die Geschichte unserer heutigen Ziele näher bringen. Gut eine Stunde später erreichen wir unser erstes Ziel. Die Burg Breuberg im hessischen Odenwaldkreis.

Na gut, wir sind noch nicht ganz auf der Burg. Da mein Vorschlag, vom mittelalterlichen Marktplatz des Breuberger Stadtteils Neustadt über den Erlebnispfad auf die Burg zu wandern, auf wenig Gegenliebe stößt, parken wir unterhalb der Burg, um wenigstens den letzten Kilometer zu Fuß zurückzulegen.

Wir folgen dem früheren Eselspfad, auf dem einst Wasser und andere Dinge ihren Weg nach oben fanden. Dayo ist wie immer, wenn wir einen Ausflug machen, außer Rand und Band. Er liebt den Wald und findet es toll, wenn die Blätter hinter ihm in die Höhe fliegen.

Während sich Dayo und Suri an den zahlreichen neuen Düften im Wald ergötzen, mal hier stehenbleiben und mal dort ein Kräutlein aus dem Boden zupfen, tauschen sich Thomas und Reiner über die Verteidigungsmöglichkeiten aus und ob diese Burg überhaupt jemals hätte eingenommen werden können (zumindest in früheren Zeiten). Die beiden Herren übertrumpfen sich sozusagen mit ihrem Wissen über längst vergangene Militärstrategien …

So bleibt auf jeden Fall ausreichend Zeit, die Umgebung zu betrachten. Direkt zu meinen Füssen liegt das Wertheim-Löwensteiner Hofgut “Wolferhof”.

Das Hofgut wurde im 12. Jahrhundert als Schafhof zur natürlichen Feihaltung des Burghanges errichtet. Nach der nächsten Wegbiegung können wir durch die winterlich entlaubten Bäumen erstmals einen Blick auf die trutzige Burg werfen.

Reiner und Som ist die Ausgelassenheit von Dayo und Suri nicht so recht geheuer …

Kurz darauf haben wir fast den “Gipfel” erreicht. Nur noch eine steile Treppe liegt zwischen uns und unserem Ziel.

Auf dem Rückweg kann man ja dann bergab den schnelleren Weg mit der Rutsche nehmen!

Die Burg Breuberg hat eine über 850 Jahre lange Geschichte und gehört zu den größten und best erhaltensten Stauferburgen im gesamten süddeutschen Raum.

Die Burg war immer bewohnt und über die Jahrhunderte hinweg erfüllte sie immer wieder andere Zwecke.

So war sie Vogteiburg und Residenz gräflicher und fürstlicher Familien …

… aber auch Landratsamt, Lager für Fremdarbeiter im 2. Weltkrieg und gar Sitz einer Spielzeugfabrik …

Heute befindet sich neben einem Restaurant und dem Breuberg-Museum eine Jugendherberge in dem alten Gemäuer.

Wenn man zu viert unterwegs ist, hat das den Vorteil, dass mal das ganze Rudel auf einem Foto zu sehen ist … … wir spazieren jedenfalls mit Reiner (Som ist irgendwie und irgendwo verschwunden) erst einmal durch die gesamte Außenburg. Und es ist doch unglaublich, was er alles so über die Geschichte der Burg weiß. Aber angeblich hat er sich nicht vorbereitet … hmmm … er verplappert sich am Nachmittag aber als er zugibt, sich auf die zweite Burg nicht vorbereitet zu haben …

Leider ist das Museum, dessen Räumlichkeiten sich auf der ganzen Burg verstreut befinden, im Januar geschlossen. Wir können daher keine Burgführung machen, die uns in den Rittersaal, in den Marstall, das Wertheimer Zeughaus, die Brunnenhalle mit tiefem Brunnen und in die Burgkapelle geführt hätte (fraglich wäre dabei natürlich gewesen, ob wir mit Hunden an einer solchen Führung hätten teilnehmen können). Aber wie bereits erwähnt: Reiner macht seine Sache als Burgenführer ziemlich gut.

An fast jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen.

Von einem Merowingergrab ..

… über die verschiedensten Grenzsteine – hoffentlich stimmt das jetzt …

… und die verschiedensten Bauepochen …

… bis hin zum Burgfried, den ich alleine erklimme … für die Hunde ist das nix … zu steil und zu schmal …

… einer muss ja auch bei den Hunden bleiben … einer hat Höhenangst … und eine ist immer noch verschwunden! Also, krabbele ich mal den Turm hinauf. Der Burgfried galt als “überwältigender Ausdruck aristokratischer Ansprüche”. Er beherrschte den Burghof und die ganze Anlage und ragte weithin sichtbar über diese hinaus. Der ursprüngliche Eingang befindet sich 12 Meter über dem Erdgeschoss und konnte über Strickleitern, die im Ernstfall hochgezogen wurden, erreicht werden.

Ein wenig außer Atem erreiche ich nun das Obergeschoss und betrete die von einem Zinnenwerk umgebene Außenplattform. Toll! Wenn jetzt die Sonne scheinen würde, wäre es ein noch großartiger Ausblick auf die Umgebung der Burg.

Und von oben sehen auch meine Ausflugsgefährten niedlich und klein aus … und die “verschwundene” Som ist auch wieder aufgetaucht …

So, jetzt ist aber erst einmal Mittagszeit, und wir haben alle Hunger. Auf geht’s zur Burgschänke. Ob hier Hunde erlaubt sind? Zumindest steht ein gefüllter Wassernapf vor der Eingangstüro zur Burgschänke. Leider wacht eine dicke Katze über das kühle Nass, die Dayo und Suri argwöhnisch beobachtet und ganz und gar nicht so aussieht, als habe sie eine friedliche Geisteshaltung …

Wir werden sehr freundlich mit den Worten: “Ooch, wir hatten auch schon größere Hunde zu Gast …!” begrüßt. Das Lokal ist hell und freundlich eingerichtet und passt zur Umgebung. Angeboten wird “gut bürgerliche Küche” zu moderaten Preisen. So kostet ein Jägerschnitzel mit Pommes 11,40 Euro und in der Wildsaison gibt es beispielsweise ein Rehsteak mit Pfifferlingen für 18,50 Euro. Nur der arme Dayo hat nichts vom Essen abbekommen …

Aber er kann so lieb schauen wie er will – es gibt nix!! Dann ist es Zeit, dass wir uns auf den Weg zurück zum Auto machen.

Nachdem Dayo und Suri so schön brav waren, können sie jetzt wieder schnüffeln, toben und rennen.

Am Auto angekommen, gibt es für die beiden Mäuse erst einmal reichlich Wasser und den Mittagskeks. Dann geht es weiter zur rund 15 Minuten entfernten Veste Otzberg.

Die Burg Otzberg wird erstmals 1231 erwähnt. Ab 1390 ist die Veste kurpfälzische Amtsburg. Wie auch die Burg Breuberg wurde dieses Gemäuer in den vergangenen Jahrhunderten auf verschiedenste Art und Weise genutzt und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts sogar als Gefängnis genutzt. Später wurden die Gebäude der Burg teilweise abgerissen und verkauft. Erhalten blieben nur der Turm der Veste sowie das Kommandantenhaus, das Brunnenhaus und einige andere Nebengebäude. Erst seit 1985 gibt es hier ein Museum und das Standesamt von Otzberg.

Das eigentlich Interessante an der Veste Otzberg ist jedoch, dass das Gemäuer auf einem Basaltfelsen steht. Vor 22 Millionen Jahren bahnte sich hier heiße Basaltschmelze aus dem Erdinnern an die Oberfläche und der Otzberg-Vulkan brach aus. Heute sind der Vulkankrater und die ausgeflossenen Lavaströme schon lange abgetragen. Der Nephelinbasalt im ehemaligen Schlot ist härter als das ihn umgebende Gestein. Er wittert heraus und bildet den Otzberg, wie wir ihn heute sehen (Quelle: Informationstafeln am Fuß des Basaltberges).

Wir spaziergen einen Fußweg hinauf zur Veste.

Obwohl die Burg viel kleiner als die Burg Breuberg ist und es bei weitem nicht so viel zu sehen gibt, ist hier viel mehr los. Ein Grund mag sein, dass wir hier pünktlich zur Kaffeezeit einlaufen … ;-). Von der Mauer hat man einen weiten Blick …

… trotz des etwas diesigen Wetters (immerhin schaut an diesem Nachmittag dann endlich auch einmal die Sonne raus) und mit etwas gutem Willen erkennt man in der Ferne auch die Hochhäuser von Frankfurt …

Und dass hier einst Gebäude zum Abriss freigegeben waren, erkennt man auch heute noch sehr deutlich.

Rainer weiß auch nicht so recht, was er noch erzählen soll. So beschliessen wir erst einmal, einen Kaffee trinken zu gehen (die Herren möchten Kuchen essen … ;-)). In der Burgschänke werden wir in das Selbstbedienungscafé verwiesen. Hunde sind hier erlaubt. Der Kuchen ist selbstgebacken und das Gedränge ist groß …

Auch wenn ich die Burg nicht so interessant finde – hier werden das Jahr hindurch zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. So kann man beispielsweise einen Stickkurs – ja, im Ernst – machen, um die “Hessische Weißstickerei” zu erlernen oder “Tillys Hoftage” im August besuchen und einen Einblick in das mittelalterliche Leben erhaschen. Darüber hinaus gibt es auch viele Events für Kinder – beispielsweise das Kinderburgfest, die Hobbit Tage oder die Spieletage.

Weitere Informationen:

Sowohl die Burg Breuberg als auch die Veste Otzberg liegen im hessischen Odenwaldkreis und sind von Frankfurt aus über die Autobahn (A3) rund 80 Kilometer entfernt.

Auf der Burg Breuberg finden von Mitte März bis Ende Oktober an den Wochenende zwei- bis dreimal pro Tag Führungen statt und kosten für Erwachsene vier Euro pro Person. Es gibt Familienkarten für zehn Euro für ein oder zwei Erwachsene plus (alle) Kinder. Ich gehe mal stark davon aus, dass Hunde auf den Führungen nicht gerne gesehen sind (wir konnten nicht nachfragen, da im Januar und Februar das Museum geschlossen ist und es keine Führungen gibt). Darüber hinaus können natürlich Sonderführungen gebucht werden. In der Burgschänke sind Hunde willkommen.

Das Museum auf der Veste Otzberg gibt Einblick in die hessische Volkskultur und kostet 2,50 Euro Eintritt pro Person. Kinder bis 12 Jahre sind kostenlos. Auch hier gilt: Die Hunde können mit auf die Burg und in die Burgschänke – in das Museum leider nicht!

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