Als ich am letzten Tag der Projektwoche meine SchülerInnen shoppen ließ, hatte ich Zeit, die Stadt zu zeichnen, mit dem Mozartsteg im Vordergrund.
Bei der letzten schulischen Projektwoche in Salzburg im vergangenen Juni belohnte ich mich zum Abschluss mit Heinz Dopschs kleinem, aber schön und gediegen gemachtem Buch „Kleine Geschichte Salzburgs. Stadt und Land“ aus dem Pustet-Verlag.
Und bei der vergangene Buch Wien stellte der Brandstätter-Verlag seinen neuesten Salzburg-Bildband aus, den mir meine Frau dann zu Weihnachten schenkte. Beide Bände ergänzen sich aufs Schönste, daher bespreche ich sie hier gemeinsam.
Destillat der Geschichte Salzburgs
Während einer weihnachtlichen Bahnfahrt nach Salzburg begann ich Dopschs „Kleine Geschichte“, die überaus interessant, ja spannend zu lesen ist. Eine ganze Menge Abbildungen ergänzen den Text, am Schluss gibt es eine Landkarte des Bundeslandes Salzburg (die leider nicht perfekt ist, da Salzburg ja erst seit Kurzem in genau diesen Grenzen steckt, und hier die Gebiete außerhalb – auch jene, die einst zu Salzburg gehörten wie Laufen oder Tittmoning – einfach weiß gelassen sind) und diverse Listen von Herrschern, allen voran den Erzbischöfen vom Hl. Rupert bis heute.
Das Buch ist ideal, um schnell sein Wissen aufzufrischen und in einigen Punkten zu ergänzen, es würde sich auch als Einstieg in die Geschichte Salzburgs eignen.
Dopsch ist auch Herausgeber einer viel, viel umfangreicheren Geschichte Salzburgs, die „Kleine Geschichte“ ist sozusagen das bis ca. 2009 herauf aktualisierte Destillat der großen.
Ein opulenter Salzburg-Bildband
Ein Leseerlebnis der besonderen Art bietet der opulente Bildband „Salzburg“ von Johannes Neuhardt und Wolfgang Straub. Die erste, von Johannes Neuhardt verfasst Hälfte, strotzt nämlich nur so von sprachlichen Schnitzern: In fast jedem zweiten Satz gibt es stilistische Mängel, Grammatik- oder (seltener) Zeichensetzungsfehler. Zum Teil so unfreiwillig komisch, dass man lachen muss.
Dabei ist Neuhardt eine verdiente Persönlichkeit der Stadt Salzburg: Der 1930 geborene Prälat ist u. a. Gründer des Dommuseums und Konservator der Erzdiözese Salzburg. In dieser Hinsicht mögen seine Verdienst groß sein, sprachlich jedoch hapert es bei ihm gewaltig. Damit Autoren, die die Sprache, in der sie schreiben, nicht beherrschen, dennoch nicht öffentlich blamiert werden, gibt es in Verlagen Lektoren und Korrektoren. Der Brandstätter-Verlag scheint diese Posten eingespart oder unbedarften Kräften überlassen zu haben. Die Blamage trifft also zu gleichen Teilen Autor und Verlag.
Neben den sprachlichen Überraschungen Neuhardts in dessen Darstellung der Geschichte Salzburgs von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert bietet der Band zum Glück noch eine zweite Hälfte, die sprachlich in Ordnung ist. Darin befasst sich Wolfgang Straub mit der Zeit von der Gründung der Festspiele bis heute, wobei die kulturellen Belange den Schwerpunkt bilden.
Die eigentliche Stärke dieses Buches sind aber die Abbildungen, die neben aktuellen Fotos historische Aufnahmen oder Reproduktionen von Kunstwerken umfassen. Diese Bilder machen den Band zu einem Genuss. Und – Hand aufs Herz: wer liest schon den Text eines Bildbandes?
Erfreulicher Weise reicht der Blick wirklich bis in die unmittelbare Gegenwart, bei der Beschreibung der unter der Ägide der „Salzburg Foundation“ im öffentlichen Raum aufgestellten Kunstwerke sogar bis 2013.
Tipps
Unter „Tipps“ listet der Band zum Schluss noch einige wichtige Institutionen und Lokale auf. Erstaunlicher Weise fehlt darunter das „Stefan-Zweig-Centre“, das es immerhin seit 2008 am Mönchsberg gibt und das mindestens so bedeutend ist wie die „Robert-Jungk-Bibliothek“, die sehr wohl aufgeführt ist. Aber mit Stefan Zweig hat Salzburg ja so seine Schwierigkeiten…
Heinz Dopsch: Kleine Geschichte Salzburgs. Stadt und Land. 2., erw. u. aktual. Aufl. 2009. Verlag Anton Pustet, Salzburg. 295 Seiten, viele Abbildungen.
Johannes Neuhardt / Wolfgang Straub: Salzburg. Christian Brandstätter Verlag, Wien, 2013. 287 Seiten, 513 Abbildungen.