Krakau08. by L. Charlotte Danielzik.
„Und dann schießen sie, und du brauchst gar nichts tun – ..einfach umfallen.“
Das Zimmer sieht anders aus als die anderen. Es wirkt dunkler, obwohl die Wände weiß sind.
Nur das Licht wirft rote Schatten an die Wand. Schatten, die tanzen, die sich bewegen. Dann still stehen, kurz verharren. Und sich schließlich aus ihrer Umklammerung lösen.
Schatten.
Nur Schatten.
Im Hof steht schon der Wagen, wartet auf sie.
Ihre letzte Zigarette, eigentlich seine. Er hat sie ihr in die Hand gedrückt, versöhnlich.
Als er aufsteht, wirkt er fast ein wenig beschämt.
Mit dem Gesicht nach unten, mit dem Kopf an die Wand. Sein Herz ist für den unbeobachteten Moment aus der Hose geflutscht, er kriegt es kaum wieder hineingezwängt.
Ihre Züge lösen sich in Rauch auf, Fenster verschlossen.
Schwer und dick legt sich der Staub auf ihre Lunge, während sie seinen Blick auffängt.
Einen schoßgetränkten, aufzehrenden Blick. Sie hält ihm nicht stand.
Kalte Gänsehaut.
Gleich wird er die Stiege herauftrampeln.
Schwer atmend vor der Tür stehen, klopfen, fragen, ob sie fertig seien.
Dann wird sie wieder mit ihm gehen müssen.
Das Gesicht nach unten, Kopf, brüchige Wand.
Im Körper das Gefängnis.
Im eigenen.
Sein Schnaufen.
Glasgebiss, Kussmund.
„Die kriegen dich, wenn du verwundbar bist“, flüstert sie, „die kriegen dich. Wenn du verwundbar bist.“
Er fragt: „WAS ?“ Und seine Stimme ist laut.
Trier, 08.
Inspiration: „Sex Traffic“, David Yates. Fernsehfilm, GB 2004.