Zurück aus der Schweiz

Zurück aus der Schweiz Gestern war der Tag des Umzuges meiner Tochter.
Eigentlich hatte sie es richtig gut dabei. Denn sie ist mit meiner Enkeltochter ja bereits in der Schweiz und wir (mein 12-jähriger Sohn, mein Ex-Schwiegersohn, sein Freund und ich) haben das Ganze gemanagt.
Am Freitag hatte ich den Umzugstransporter von der Autovermietung geholt. Ein fast nigel-nagelneuer VW Crafter! Dazu noch einer mit Seitenfenstern, denn man kann in dieses Auto noch weitere Sitzbänke einbauen. Das heisst, dass der Innenraum wie bei einem PKW schön verkleidet ist. Ganz und gar unpraktisch für einen Umzug. Da muss man höllisch aufpassen, dass man innen an den Seiten und auch am Himmel oben nichts verkratzt oder - schlimmer noch - einreisst oder aufschlitzt mit den großen Teilen, die man zu transportieren hat.
Das Auto hatte gerade mal 7.500 km drauf. Das war mir gar nicht recht. Anfangs hatte ich große Angst, dass wir innen etwas beim Ein. und Ausladen zerkratzen oder dass ich außen beim Rangieren einen Kratzer reinmache. Gott sei Dank blieben mir die äußeren Kratzer erspart, aber innen ist schon der ein oder andere kleine Kratzer hinzugekommen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Autovermietung das nicht so eng sieht und mir nichts in Rechnung stellt. Geld ist Mangelware bei mir, wie bei fast jeder alleinerziehenden Mutter.
Am Samstag um 2.45 Uhr klingelte der Wecker für mich. Zuerst brauchte ich ganz dringend eine Dusche und einen Kaffee zum Aufwachen. Dann weckte ich Justin. Wir konnten beide zu dieser unchristlichen Zeit noch nichts essen und fuhren um 3.30 Uhr in die Pfalz nach Germersheim. Dort waren wir um 5 Uhr am Bahnhof mit meinem Ex-Schwiegersohn verabredet. Pünktlich waren wir am vereinbarten Ort und fuhren dann gemeinsam zur Wohnung meiner Tochter. Ich war so froh, dass die 2 starken Männer dabei waren. Die kamen richtig ins Schwitzen beim Wohnung ausräumen. Bianca hatte 2 Wochen zuvor bereits alles in Kisten verpackt. Möbel gab es nur wenige zum Umziehen, dafür aber Kisten über Kisten. Als ich die Menge an Kisten sah, die fein säuberlich in der 1-Zimmer-Wohnung fast bis zur Decke gestapelt waren, dachte ich: "Die passen zusammen mit den Möbeln niemals in den Transporter!" Doch ich hatte das Ladetalent der beiden Männer unterschätzt, sie schafften es ohne Probleme, bravo!!!
Um 6 Uhr kamen noch 2 Freundinnen und ein Freund von Bianca zum Helfen. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, sagt ein Sprichwort. In dem Fall wurden die jungen Leute für ihre Zu-spät-Kommen aber  belohnt, denn die Wohnung war zu diesem Zeitpunkt bereits komplett leer und das Auto bis zur Decke  voll geladen.- es gab nichts mehr zum Helfen.
Eine der Freundinnen bekam sämtliche Wohnungsschlüssel von mir. Sie hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, die Übergabe der Wohnung mit dem Vermieter zu machen. So konnte Bianca in der Schweiz bleiben und musste nicht nochmals deswegen nach Deutschland kommen.
Doch kein Umzug ohne unvorhergesehene Probleme. Im Keller befanden sich noch ein paar Kisten, die wir mit in die Schweiz nehmen sollten.Warum auch immer,  der Zugang zu den Kellern war vom Hausmeister zugeschlossen worden und wir hatten keinen Schlüssel dafür. Die Freunde erklärten sich bereit, den Keller auszuräumen, sobald er wieder offen ist. Sie lagern die Kisten nun in ihren eigenen Kellern zwischen. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann werden die Kisten entweder von Bianca abgeholt oder ihr Ex-Mann bringt sie mit, wenn er ihre gemeinsame Tochter besuchen kommt.
Es gibt auch keinen Umzug, an dem nichts kaputt geht, in diesem Fall war es das Fahrrad meiner Enkeltochter. Das vordere Licht ist abgebrochen. Zum Glück kostet so ein Vorderlicht nicht die Welt und ist schnell ersetzt.
Es war so gegen 6.30 Uhr, als wir uns von allen verabschiedet hatten und losfuhren. Ich musste wieder zurück an Karlsruhe vorbei Richtung Stuttgart und dann auf die A81 Richtung Singen wechseln. Nun hatte ich noch 5 1/2 Stunden, um zum Grenzübergang nach Bietingen-Thayngen zu kommen. Samstags werden dort die Umzüge in die Schweiz nur bis 12 Uhr abgefertigt. Für ca. 280 km war das ein ausreichend großes Zeitfenster. Die Straßen waren frei. Wir kamen zügig voran. Lediglich der starke Regen machte mir etwas zu schaffen. Um kurz vor 10 Uhr waren wir in Singen. Ich musste dort zur Bundespolizei am Bahnhof gehen. Warum? Weil der Kinderausweis meines Sohnes nicht mehr gültig ist und ich das erst einen Tag zuvor bemerkt habe. Der Grenzübergang Bietingen ist von den Deutschen nicht mehr besetzt. Daher musste ich nach Singen, um dort gegen Bezahlung von 8 EUR einen Passersatz für meinen Sohn zu bekommen. Ohne gültige Papiere hätte er ja nicht in die Schweiz einreisen dürfen.
Gegen 10.30 Uhr waren wir am Grenzübergang Bietingen-Thayngen angekommen. Nun hieß es, Transporter parken und mit sämtlichen Umzugspapieren (Antrag über Umzug/Einreise, Kopie des Arbeitsvertrages meiner Tochter, Kopie ihrer schweizerischen Meldebestätigung, Kopie ihres Personalausweises, Vollmacht für mich, dass ich für sie den Umzug in die Schweiz machen darf, lange Liste über das Umzugsgut, in der ALLES aufgeführt werden musste, selbst eine Schätzung des Gewichts des Umzugsgutes durfte nicht fehlen!) zur Zollstelle gehen. Erst beim deutschen Zoll einen grünen Laufzettel holen, dann weiter zum Schweizer Zoll. Dort traf mich der Schlag. Eine Traube von Menschen wartete auf die Abwicklung ihrer zu verzollenden Güter. Der absolut größte Teil waren Umzüge. So viele Deutsche wandern in die Schweiz aus. Die Schweiz ist für uns Deutsche das Auswandererland Nr. 1! Habt Ihr das gewusst? Nein? Ich bis vor Kurzem auch nicht. In der Schweiz herrscht Vollbeschäftigung, d.h. Arbeitslosigkeit gibt es so gut wie gar nicht und es werden dort Fachkräfte jeglicher Art dringend gesucht.
Mehr als 1 Stunde musste ich warten, bis ich überhaupt mal dran kam. Doch dann ging es erfreulicherweise recht schnell. Der Zöllner schaute sich die Papiere an und fragte, ob die Gegenstände, die wir einfuhren, älter als 6 Monate wären. Als ich das bejahte, machte er ohne weitere Kontrollen den wichtigen Zollstempel auf die Papiere und ich hatte es geschafft. Jetzt musste ich nur noch den grünen Laufzettel am Kontrollhäuschen abgeben. Das war schnell erledigt, der Zöllner räumte die Barriere weg und wir durften die Grenze überqueren und in das Land der Schokolade und der Präzisionsuhren mit dem Umzugsgut meiner Tochter einreisen.
Der Rest ist schnell erzählt. Bei meiner Tochter in der WG, in der sie bis gestern zur Zwischenmiete gewohnt hatte, angekommen, wartete erst einmal ein köstliches Mittagessen auf uns. Sie hatte für uns Hähnchen mit CousCous und Gemüse vorbereitet. wir hatten alle großen Hunger und es hat super geschmeckt. Danach sind wir zu ihrer neuen Wohnung gefahren.Eine wirklich schöne Wohnung hat sie da bekommen. Im Wohnzimmer ist ein echter Parkettboden ausgelegt, der Rest der Wohnung ist gefliest, die moderne Küche ist komplett eingerichtet (ist in der Schweiz bei jeder Mietwohnung so, die Küche ist immer eingerichtet, selbst eine Waschmaschine braucht man nicht, auch die wird vom Vermieter gestellt) und sie hat ein Tageslichtbad, dass modern und freundlich ist. Eine kleine und schöne Terrasse gehört ebenfalls zur Wohnung. Ich seh die beiden da schon bei schönem Wetter draußen sitzen und Abend essen... herrlich!
Gegen 17.30 war das Auto ausgeräumt, die Möbel aufgestellt, die Lampen angebracht und wir fuhren wieder nach Hause. Joy hat beim Abschied geweint. Aber in 3 Wochen werden wir die beiden für ein verlängertes Wochenende besuchen gehen. Darauf freut sie sich jetzt. Und außerdem ist sie in allen Ferien immer ganz, ganz herzlich willkommen bei mir :-)
Die Heimreise war beschwerlich, es regnete sehr stark und die Sichtverhältnisse waren dadurch richtig schlecht. Aus Vorsicht bin ich wegen des strömenden Regens auch langsamer gefahren. Ich musste das Auto noch betanken, bei der Autovermietung abstellen und mit dem Bus und der S-Bahn nach Hause fahren. So wurde es 22 Uhr, bis wir zuhause waren. Todmüde sind wir nur noch ins Bett gefallen. Es war wirklich ein sehr langer und anstrengender Tag gewesen.
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Mein erwachsener Sohn war die ganze letzte Woche zu Besuch bei meiner Tochter. Er hat derzeit 2 Wochen frei und was liegt da näher, als bei seiner Schwester in der schönen Schweiz Urlaub zu machen? Genau, nichts!
Es war das erste Mal, dass wir uns seit seinem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wieder gesehen haben. Alles in allem sind wir uns jetzt ungefähr 4 Monate aus dem Weg gegangen. Er bat mich vor einiger Zeit um Abstand, daher dieser lange Zeitraum. Es würde jetzt zu weit gehen, wenn ich an dieser Stelle erklären würde, warum er auf Abstand von mir geht. Es hat etwas mit dem Alleinerziehen und dem Vater meines Jüngsten zu tun. Zu gegebener Zeit werde ich beim Erzählen meiner Lebensgeschichte darauf eingehen.
Fakt ist, ich habe mich so sehr gefreut, ihn wieder zu sehen - und durfte es doch nicht zeigen, denn seine Abwehrhaltung war deutlich zu spüren. Es fiel ihm sichtlich schwer, mir zu begegnen. Am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen und ihm gesagt, wie sehr er mir gefehlt hat, aber ich glaube, damit hätte ich nur noch mehr kaputt gemacht. So blieb es bei einem freundlichen Hände schütteln. Wir haben nicht viel miteinander geredet. Und was wir geredet haben, war belangloses Zeug. Doch zum Abschied habe ich ihn dann doch kurz gedrückt - ich konnte nicht anders, er ist mein Sohn und ich liebe ihn, egal was zwischen uns steht. Marco hat diese Umarmung erwidert. Das hat mich glücklich gemacht. Ich werte es als Zeichen seiner Zuneigung zu mir. Diese Umarmung hat mir Hoffnung gemacht, dass er eines Tages sehen wird, dass ich manchmal als alleinerziehende Mutter überfordert war, Phasen hatte, in denen es nicht so leicht war und ich mit dem anstrengenden Leben mal mehr, mal weniger gut zurecht kam, dass er eines Tages verstehen wird, dass ich aber trotzdem immer versucht habe, mein Bestes zu geben, auch wenn es für ihn nicht immer das Beste war. Als Mutter weiß man das erst im Nachhinein, ob das, was man tut, letztendlich gut für sein Kind war.
Außerdem erlaube ich mir, in letzter Zeit auch häufiger zu denken, dass ich nicht die alleinige Verantwortung dafür habe, dass es im psychisch derzeit nicht so gut geht. Wo war sein Vater, als er dringend einen Vater brauchte? Italo hat sich nie um die Kinder gekümmert, ließ mich mit allem alleine. Er war nie eine Bezugsperson für Bianca und Marco, hielt sich aus ihren Leben fein säuberlich raus.
Und da ist auch die Selbstverantwortung, die Marco für sein eigenes Leben trägt. So lange er die nicht zu 100% annimmt und in der Vergangenheit immer und immer wieder die Gründe sucht, warum sein Leben nicht seinen Wünschen entspricht, so lange wird das auch nicht klappen. Wer zurück schaut kann nicht vorwärts schauen, sagt ein weises Sprichwort. Wenn ich im Leben immer nur nach hinten schaue, dann sehe ich nicht, was sich vor mir tut  Ich sehe es erst, wenn es hinter mir liegt, aber dann ist es zu spät und ich kann nichts mehr daran ändern.
Ich hoffe so sehr, dass Marco bald den Mut findet, nach vorne zu schauen.


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