Ist der nett. Denkt man sich – jedes Mal, wenn man etwas von ihm zu hören bekommt. Natürlich ist er das, und zwar besonders, aber nicht nur. Ben Gibbard, hauptberuflich der Kopf von Death Cab For Cutie, einer Band also, die Gitarrenpop nicht nur macht, sondern ist, quasi als Inbegriff – der Mann aus dem Staate Washington hat also wieder eine Soloplatte vorgelegt und “Former Lives” hält wie erwartet genau das, was man sich davon versprochen hatte.
Schon das letzte Album seiner Band, “Codes And Keys”, war voll von diesem verträumten, hochmelodischen Stoff – immer berückend, nie schlecht gelaunt, wenn auch desöfteren etwas bedrückt und ratlos wirkend, Gibbard wäre verrückt, wenn er seine Erfolgsformel einfach so aufgäbe. Aus diesem Grunde variiert er sein Repertoire auch solo nur in Nuancen, es gibt wieder ein paar mehr Gitarren, sogar deutlich elektrische, im Studio (“Oh, Woe”, “Duncan, Where Have You Gone”), hier eine Hinwendung zum Folk (“Lily”), da zum Countrypop (“Lady Adelaide”, “Broken Yolk In Western Sky”). Es gibt die Songs, die ihm so unglaublich schön gelungen sind, dass man sich unweigerlich fragt, wem er seine Seele dafür wohl verkaufen mußte – “Dream Song” und “Bigger Than Love” perlen in bester DCFC-Manier. Zuweilen schießt er auch schon mal über’s Ziel hinaus, da will er dann zuviel des Guten (“Something‘s Rattling”) und man selbst ist nahe daran, sich am Zuckerguß den Magen zu verderben.
“The night is only a temporary absence of light” singt Gibbard im letzten Stück “I’m Building A Fire”, dazu rauscht es gar mächtig im Hintergrund und zum live aufgenommenen Gesang wird beschaulich die Akkustische gezupft – manche nennen es Kitsch, ungehörige Vereinfachung, was immer. Man kann es sich aber auch als trostreichen Augenblick einfach mal unter die Mütze stecken, denn die Zeiten, in denen solche Worte Verwendung finden, sie kommen schneller als man meint. Für’s Herz also, das schon.
Komplettstream des Albums bei valve.
Ben Gibbard live unterwegs:
29.11. Hamburg, Kulturkirche30.11. Berlin, Passionskirche