Fünf Jahre können sehr lang werden, wartet man auf ein Lebenszeichen, auf einen Hinweis, dass es voran, dass es weitergeht. Die Nachrichten, die von Gallon Drunk in den letzten Jahren zu hören waren, gaben zur Hoffnung wenig Anlaß, man würde die Londoner Band bald wieder auf der Bühne begrüßen können – Terry Edwards und James Johnston schlugen sich die Zeit bei Faust und Lydia Lunchs Big Sexy Noise um die Ohren, Simon Wring, der Bassist der Gruppe, verstarb noch dazu im Mai vergangenen Jahres – es sah nicht gut aus. Und trotzdem hat das Trio, ergänzt um den Studiomusiker Leo Kurunis, ein neues, das siebte Album gezwungen und nach den ersten Durchläufen darf man mutmaßen, dass es nicht das schlechteste geworden ist.
Aufgenommen im Studio des jungen Hamburger Produzenten Johann Scheerer, bekanntgeworden durch seine Arbeiten mit Stella, Frank Spilker, Phantom/Ghost und 1000 Robota, ist den dreien ein ziemlich krudes, vielgestaltiges Werk gelungen. Der markige, dunkle Swamprock wie zuvor, bereichert um jede Menge klug gestreute Effekte und Schichtungen, geloopte und verfremdete Gitarren sogar – es hat dem Sound nicht geschadet. Die Voodoomesse “You Made Me” zu Beginn setzt das Maß, kreischendes Riff zu Ian Whites sattem Gepolter, “Hanging On” nimmt einen Chor dazu und “A Thousand Years” läßt mit der Titelzeile in die Mördergrube blicken: “It feels like a thousand years, it feels like a million miles, it feels like the end is near, the road is gets darker from here”. Wenig Platz für Besinnliches also, dafür das Killersax von Edwards – wer sagt eigentlich, dass der arm dran ist, der sich ins trübe Schicksal schickt?
Acht Songs nur für den Höllentanz, die aber geraten furioser und wuchtiger denn je. Ein fabelhaftes Gilmore-Riff für Johnstons Duett mit Marion Andrau in “Stuck In My Head”, der schmutzige Bluesrock bei “The Big Breakdown” und das schwere, verschleppte “I Just Can’t Help But Stare” – den Kulminationspunkt setzen Gallon Drunk ans Ende mit dem tiefschwarzen, schillernden “The Perfect Dancer”. Hier hört man Johnstons Zeit bei Nick Cave, hier glaubt man ihm dennoch das Eingeständnis: “I’ve played with a lot of musicians now, but absolutely nothing comes close to the feeling of the three of us playing together” (louderthanwar.com). Wenn das der Preis für die lange Abwesenheit ist, dann will man ihn gern zahlen. http://www.gallondrunk.com/
Die Hölle unterwegs:
17. September München, Ampere18. September Ulm, Roxy19. September Stuttgart, Club Schocken20. September Frankfurt, Zoom21. September Köln, Underground23. September Bielefeld, Heimat & Hafen26. September Bremen, Tower Musikclub27. September Hamburg, Hafenklang28. September Berlin, Cassiopeia