Zur großen Gewalt von Tränen

Erstellt am 26. Februar 2011 von Pyri

Gelegentlich bemerke ich, dass es aus meiner Sicht eher zu wenig Gewalt in Videospielen gibt. Manchmal zwar sicherlich auch zuviel, doch besonders Leid – und da wiederum gewisse Formen davon noch weniger – scheint mir persönlich eine zu geringe Rolle in Darstellungen der Ausdrucksform zu spielen. Wie zum Beispiel die große Gewalt von Tränen: es wird eher selten geweint in Computer- und Videospielen.
Während Schmerzen womöglich auch leichter gemimt werden können erfordert Trauer dabei wohl auch mehr Zeit. Zeit welche in Games vielfach immer noch zu wenig für Gefühle vorhanden ist: in Trauer muss investiert werden, sie muss (gut) ausgebaut und auch umfangreich (vorhanden) sein um eine gewisse Eindringlichkeit zu erreichen.
Selbst in “Heavy Rain” hatte ich das Gefühl, dass entsprechende Momente gerusht waren – einer stringenten Mechanik zu Liebe. Jedes Schluchzen, jede(r Anflug von) Depression war eher flüchtig, verging schnell wieder, sodass (erneut) Konzentration in ein spielerisches Zentrum rückte, den Spielplatz einnahm – für den Spieler, die Spielerin, ergriff.

Und das finde ich überaus schade: Titel mit melancholischer Grundstimmung, wie von Fumito Ueda oder ein “Limbo”, bauen so auch eher auf einer Stoa auf, einer gewissen Ruhe. Das geht offenbar auch einfacher.
Ich wünschte mir hingegen auch (ausreichend) Raum für verzweifeltes Geschrei, Nervosität, Zittern, fürchterliche Aufregung und Unruhe. Tränenreichtum eben
Womöglich erfordern all diese Dinge aber halt wirklich komplexe soziale Beziehungen, oder zumindest eine solche Beziehung zu einer leblosen Umwelt – (immer noch) das Grundproblem gegenwärtiger Videospiele.

Die Ab- und Ausgrenzungen von Serious Games zu herkömmlichen Spielen werden dieses Problem auch kaum angehen, da sie mit ihrem oft therapeutischen und/oder erklärenden Charakter quasi naturgemäß etwas Anderes, ja davon Weggehendes, im schlimmsten Fall diesbezüglich gar Heilendes oder zumindest heilen Sollendes liefern werden. Der mehr oder weniger unerwünschte bis “kranke” Grundzustand, die – misogyn gesprochen – “Hysterie” soll so ja eher verschwinden. Leider.
Ein Dilemma das große kreative Geister erfordert, welche sich dem hoffentlich bald mal annehmen werden. Noch sehe ich sie nicht, aber vielleicht kommen diese in absehbarer Zeit auch in die Industrie. Wünschen würde ich mir dies jedenfalls.