Ich habe vorhin mit SF2000 telefoniert und er hat mir freies Feld gegeben, in unserem von Werten wie Ehrlichkeit, Anstand und Redlichkeit geprägten Politikblog den Rücktritt von Karl Theodor Guttenberg zu kommentieren. Fange ich also folgendermaßen an:
Als ich heute morgen erfahren habe, dass jetzt eine Biografie über Guttenberg rauskommt, wollte ich eigentlich nichts darüber lesen. Seinen Wikipedia-Artikel kenn ich schon. Von der Neugier gepackt konnte ich dann doch nicht anders und so erfuhr ich, dass seine Mutter ihn früh verlassen hat, der Vater – ein Dirigent – oft auf Reisen war, der Guttenberg und sein Bruder wie Märchenprinzen auf dem Schloss groß geworden sind, er aber dennoch als Heranwachsender von seinem Vater dazu genötigt wurde, oft vor großen Versammlungen zu reden. Also bei Begräbnissen, im Bierzelt und vor Feuerwehrfesten. Der Vater vom Karl meinte dazu: "Ein Guttenberg schafft es, ein Bierzelt zum Schweigen zu bringen."
Ein dressierter Hund
Ich glaube, jetzt sollte auch dem letzten klar sein, was das Phänomen Guttenberg eigentlich ausmacht. Er ist sein Leben lang darauf vorbereitet worden, eine Sonderrolle zu spielen. Den anderen um ihn herum überlegen zu sein. Sich über sie zu erheben. Oder wie ein dressierter Hund hübsch Pfötchengeben und Ballfangen zu spielen, damit er auch seine Belohnung bekommt. Die Belohnung laut der Biografie ist für Guttenberg immer die Beliebtheit gewesen. Guttenbergs Popularität fällt ihm also nicht zu wie einem körperlich gut gebauten Menschen das Gewichtheben, sondern wie einem Labrador die Freude des Herrchens und des Herrchens Umgebung.
Weil Labradore nämlich so lieb sind und so ein schönes Fell haben und sie obendrei so kinderlieb ist. Ist der ehemalige Verteidigungsminister auch. Trotzdem werden dem Labrador deswegen nicht Lobeshymnen in allen Medien über sein tolles Auftreten gesungen, und bis zum Erbrechen wird auch nicht wiederholt wie schön der doch mit seiner Gefährtin harmoniert.
Es gibt aber einen Unterschied zum gut erzogenen Labrador. Der Labrador kann nicht anders. Er ist zum Größtenteil so genetisch gezüchtet, uns zu gefallen. Aus diesem Gefallen heraus würden wir ihn aber nicht die Verantwortung für die Bundeswehr gebe...
Moment ... da muss ich mich korrigieren. Ich nehm das zurück. Die letzten anderthalb Jahre hatten wir doch mehr ein Maskottchen für die Bundeswehr als einen Herrchen das sich wirklich Oberbefehshaber nennen darf. Lesen Sie sich mal die Rede genau unter diesem Blickwinkel durch. Da spricht wirklich mehr das Maskottchen.
Der Labrador ist auch nur ein Mensch
Karl Theodor Guttenberg ist doch aber ein Mensch möchten Sie jetzt mir entgegenrufen! "Dieser Mensch hat ein Staatsexamen in Juristerei, sofort danach eine Familie gegründet und sich später beim Schreiben seiner Doktorarbeit verhoben." Und genau da liegt der Knochen vergraben! Guttenberg hat mit seinem tollen Auftreten (ich merke, ich sollte mir die Biografie wirklich mal durchlesen) vor allem den Schein erzeugt, dass er anders ist. Er schien so, als ob er ein Gewinner-Typ ist! Ein Mensch mit besseren Genen! Der Unfehlbare! Der perfekte Star! Der Jugend ein Vorbild!
Nein, gerade das ist er nicht. Er ist nur ein armes Würstchen und genauso mit Fehlern behaftet wie wir alle auch. Er war in seinem Jurastudium nicht mal durchschnittlich, seine Doktorarbeit hat er zusammengeklaut und er lügte und widersprach sich gerne und oft in den Zeiten wo er Verteidigungsminister war. Er ist ein einfacher Politiker. Wie alle anderen auch. Nur schlechter. Weil richtigen Profis wie Merkel, Westerwelle, Seehofer etc. passiert soetwas dummes wie eine abgekupferte Doktorarbeit nicht. Denn die können mehr als nur Schauspielern.
Abschließend nochmal zur Medien- und Kritikerschelte
In seiner Rücktrittsrede meint Guttenberg, dass es ungerecht von uns Beobachtern und Kritikern ist, die Debatte über ihn, einen entlarvten, unehrlichen Betrüger einer Berichterstattung über den ehrlichen und aufrichtigen Tod von Bundeswehrsoldaten vorzuziehen. Diese Haltung erinnert mich sehr an die Rücktrittsrede von Horst Köhler als der meinte, dass durch die Kritik an ihm das Amt des Bundespräsidenten beschädigt würde, und er das damit unterbinde, indem er sich jetzt opfert und sofort zurücktritt. Und so die Debatte über den Grund, warum wir in Afghanistan rumbomben, Menschen töten und Deutsche sterben lassen beendet.
Danke Arroganz-Horst! Das hast du wirklich vortrefflich gekonnt. Guttenberg hat das aber genau andersrum gemacht. Erst weil er nicht sofort sein Fehlverhalten zugeben und zurücktreten wollte, haben die Medien eher ihn beobachtet als die Politik beobachtet wie sie diese Afghanistantoten kommentiert und heuchlerisch betrauert.
Danke, Karl-Theodor. Danke für deine neuerlichen Verschleierungsübungen. Dein letzter Auftritt als Kriegsminister hat das Theaterpublikum wirklich gerührt. Ich geh jetzt mir einen Labrador suchen. Der ist nämlich so wie er ist und versucht gar nicht erst uns Menschen zu täuschen.
(Oder vielleicht etwa doch?)
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