Zum Tode Johannes Heesters’

Totgesagte leben länger. Auf niemanden treffen diese Worte so genau zu wie auf Johannes Heesters. Seit Jahren, vielleicht sogar seit Jahrzehnten, liegt sein Nachruf sicherlich in so mancher Redaktionsschublade. Doch der Entertainer hat im Traum nicht daran gedacht, diese Zeilen wahr werden zu lassen. Noch vor wenigen Wochen feierte Johannes Heesters seinen 108. Geburtststag. Sein Ziel aber, 110 Jahre zu leben, blieb dem Ausnahmekünstler nicht vergönnt. Er verstarb an Heiligabend um 10.15 Uhr im Klinikum Starnberg, wie die Klinikleitung bekanntgab. Eine Woche zuvor war er nach einem Schwächeanfall in das Krankenhaus eingeliefert worden.

Bis zuletzt hatte Johannes Heesters noch auf der Bühne gestanden. Dort zu sterben, das hatte seine Tochter einmal gesagt, wäre sicher das Schönste für ihn. Kaum ein Künstler hat so viel Zeit seines Lebens auf den Brettern, die die Welt bedeuten, verbracht wie Johannes Heesters: 90 Jahre.

Beinahe wär er ein Comedian Harmonist geworden

Dabei wollte der 1903 im niederländischen Ammersfoort geborene Heesters eigentlich Kaufmann werden. Die entsprechende Lehre hatte er bereits begonnen, da reifte in ihm der Entschluss, Schauspieler und Sänger zu werden. Nach Gesang- und Schauspielunterricht schlug er sich zunächst mehr schlecht als recht durch, ging für Auftritte nach Berlin, Wien und Prag.

In den 1920er Jahren arbeitete er mit Harry Frommermann zusammen, seines Zeichens Gründer der später weltberühmten Comedian Harmonists. Leider musste Heesters Frommermanns Angebot, in die Band aufgenommen zu werden, ausschlagen. Der damals 24-Jährige war dringend auf eine Gage angewiesen, die ihm Harry Frommermann damals noch nicht zahlen konnte. Sowohl für Johannes Heesters als auch für den Chef der Comedian Harmonists sollten bald bessere Zeiten kommen.

In den 1930er Jahren hatte Johannes Heesters erste Operettenauftritte, in Der Bettelstudent und Die lustigen Witwen. In letzterer trat er als Graf Danilo auf. Diese Rolle sollte seine Paraderolle werden. Über 1.600 Mal hat er sie mittlerweile gegeben. Bis zuletzt hat er bei den immer seltener gewordenen Fernsehauftritten gern die ersten Takte von Da geh ich ins Maxim angestimmt. Das Publikum jubelte, es gab frenetischen Beifall. Denn auch wenn Johannes Heesters mit 107 etwas wackeliger auf den Beinen geworden und inzwischen auch vollständig erblindet war, so klang seine Stimme nach wie vor kristallklar.

Auf Goebbels Gottbegnadeten-Liste

Dank dieser Stimme wurde er kurz nach seinem Durchbruch schnell zum gefeierten Star und zog dauerhaft nach Berlin, wo er auch bald begann, leichte Unterhaltungsfilme zu drehen. In seiner Heimat, den Niederlanden, verfolgte man seinen Erfolg zunächst wohlwollend. Das änderte sich mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Man warf ihm später vor, weiterhin in Deutschland aufgetreten zu sein und sich nicht gegen das Hitler-Regime gestellt zu haben. Zur Kritik beigetragen hatte auch die Tatsache, dass Heesters auf Joseph Goebbels berüchtigter Gottbegnadeten-Liste stand.

Seit den 1970er Jahren sah sich Heesters immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, er habe im Konzentrationslager Dachau für die Kommandantur gesungen. Ein Foto sollte das beweisen. Heesters Beteuerungen zum Trotz verebbte dieses Gerücht nicht, bis seine zweite Ehefrau eigene Recherchen anstellte und man sich mit einem Journalist vor Gericht in einem Vergleich einigte. Auch ein verunglücktes Interview, in dem Heesters 2008 Hitler als «guten Kerl» bezeichnete, sorgte für einigen Wirbel. Über seine Erfolge während der Nazi-Zeit sagte der Sänger und Schauspieler einmal, er habe sich nie für Politik interessiert und nur versucht, seine Familie zu schützen.

Ab dem 107. Lebensjahr Nichtraucher

Johannes Heesters war zwei Mal verheiratet. Seine erste Frau, die belgische Schauspielerin Louise Ghijs, heiratete er 1930. Aus der Ehe, die bis zum Tod von Louise Ghijs hielt, gingen zwei Töchter hervor: Wisje und Nicole. Wisje ist Pianistin, Nicole Schauspielerin. 1992 heiratete Johannes Heesters die fast fünfzig Jahre jüngere Simone Rethel, mit der er bis zu seinem Tod in Starnberg lebte.

Seit 2007 erhielt Johannes Heesters jedes Jahr einen Spezialbambi. Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel, die jedes Jahr auch für die Bambi-Verleihung zuständig ist, erklärte die besondere Auszeichnung damals so:«Johannes Heesters feiert in der kommenden Woche seinen 104. Geburtstag, ist fit wie ein Turnschuh, raucht, trinkt Rotwein, ist ein Womanizer und steht noch auf der Bühne.» Bis zu seinem Tod hat er an dieser Lebensweise übrigens nichts geändert. Lediglich mit dem Rauchen hatte er 2010 aufgehört.

Quelle:
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Nachruf – Zum Tode Johannes Heesters’


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