Zum Tod von Maurice Sendak (1928 – 2012)

„Die Kindheit ist kein Paradies, sondern ein schrecklicher Zustand: man kann sich nicht wehren … Es sollte mehr ernsthafte Bücher für Kinder geben. Es ist erniedrigend für Kinder, wenn man so schreibt wie für Idioten.“
Zum Tod von Maurice Sendak (1928 – 2012)

Maurice Sendak
(10. Juni 1928 – 8. Mai 2012)

Maurice Sendak, der Illustrator und Autor von Kinderbüchern wie „Wo die wilden Kerle wohnen“, seinem wohl bekanntesten Werk, ist am Dienstag, den 8. Mai 2012 im Alter von 83 Jahren verstorben. Als Ursache wurden Komplikationen einer kürzlichen Herzattacke genannt. Sendak lebte in Ridgefield, Connecticut und starb in einem Krankenhaus in Danbury, Connecticut.

Seine Bilderbuchgeschichte „Wo die wilden Kerle wohnen“, die im Dezember 2009 als Verfilmung des amerikanischen Regisseurs Spike Jonze („Being John Malkovich“) in den deutschen Kinos lief, erschien in Deutschland zum ersten Mal 1963 im Diogenes Verlag. Von dem Buch wurden etwa sieben Millionen Exemplare in dreizehn Sprachen verkauft. Im englischen Original umfasst die Geschichte gerade einmal 385 Wörter, die deutsche Übersetzung enthält nur 333 Wörter, was eine Verfilmung umso mehr erschwerte. In dem Buch, wie auch im Film, geht es um den kleinen Max, der im Wolfskostüm seine Mutter in den Wahnsinn treibt. Sie schickt den ungehorsamen Jungen ohne Abendbrot ins Bett. In der Nacht wächst in dessen Zimmer ein geheimnisvoller Wald und plötzlich segelt der Junge mit einem Schiff davon. Sein Ziel ist ein Ort, an dem die wilden Kerle wohnen, furchterregende Monster, die von Max gezähmt werden können. Er wird zu ihrem König ernannt, fühlt sich aber schon bald einsam und kehrt nach Hause zurück, wo sein warmes Abendessen auf ihn wartet. Das produzierende Studio entschied sich, „Wo die wilden Kerle wohnen“ nicht als Kinderfilm zu vermarkten und fokussierten 70% ihrer Werbemittel auf ein erwachsenes Publikum. Das Einspielergebnis des Films lag nur wenig höher als das Budget von $100 Millionen.


Deutscher Trailer zu “Wo die wilden Kerle wohnen” von Spike Jonze (2009)

Als das gleichnamige Bilderbuch 1963 erschien, galten die Illustrationen zwar als herausragend (das „Time“-Magazin betitelte Sendak als „Picasso der Kinder“), aber zu furchterregend um ein Kinderbuch zu sein. Von den Literaturkritikern als ein umstrittenes Werk diskutiert, erhielt Maurice Sendak aber bereits ein Jahr später die Caldecott-Medaille, mit der jährlich die besten Bilderbücher für Kinder prämiert werden. Seine Bücher sollten, so formulierte Sendak es selbst, den Kindern die Möglichkeit geben, ihre alltäglichen Ängste und Sorgen mit der Hilfe von Fantasie zu bekämpfen. Damit wollte er sie auf das Leben als Erwachsener vorbereiten.

Maurice Bernard Sendak wurde am 10. Juni 1928 in Brooklyn geboren. Er besuchte nie ein College, sondern widmete sich direkt nach seinem High School Abschluss seiner Künstlerkarriere. Dabei brachte er sich die Bildillustration größtenteils selbst bei und behauptete oftmals, dass er niemals gelernt habe, Füße zu zeichnen. Die Entscheidung diesen Lebensweg einzuschlagen erlangte er nachdem er im Alter von zwölf Jahren Walt Disneys „Fantasia“ sehen durfte. Bereits während seiner High School Zeit arbeitete er für All-American Comics, wo er Hintergründe für die Buch-Versionen des Comicstrips „Mutt and Jeff“ ausfüllte. Seine ersten professionellen Illustrationen machte er für „Atomics for the Millions“, einem 1947 publizierten Physikbuch. In dem New Yorker Spielzeugladen F.A.O. Schwarz durfte er die Schaufensterauslagen gestalten. Seine erste Geschichte, die er sowohl selbst schrieb als auch zeichnete war „Kenny’s Window“ von 1956, die in einer düsteren, traumgleichen Stimmung gehalten ist und von dem Gefühlsleben eines einsamen Jungen handelt. Gemeinsam mit „Wo die wilden Kerle wohnen“ bilden die beiden Geschichten „In der Nachtküche“ (1971) und „Als Papa fort war“ (1984) eine Art von Trilogie, die sich allesamt mit einer abenteuerlichen Reise eines Kindes beschäftigen: Max, der dorthin geht, wo die wilden Kerle wohnen, ein Junge, der sich auf eine Reise durch eine surreale Bäckersküche begibt um bei der Herstellung einer Torte zu helfen, die bis zum nächsten Tag fertig sein muss („In der Nachtküche“) und Ida, einem jungen Mädchen, dass ihre kleine Schwester aus den Händen von Goblins retten möchte, die das kleine Schwesterchen entführt haben („Als Papa fort war“).

Zum Tod von Maurice Sendak (1928 – 2012)

"Wo die wilden Kerle wohnen" (1963), "In der Nachtküche" (1971), "Als Papa fort war" (1984)

Sendak lebte fünfzig Jahre mit dem Psychoanalytiker Eugene Glynn zusammen, bevor dieser im Mai 2007 verstarb. Seinen Eltern erzählte er nichts von seiner Homosexualität. Er wünscht sich Heterosexuell zu sein, damit seine Eltern glücklich sein konnten. Aber sie haben nie etwas von seiner wahren sexuellen Gesinnung erfahren, erzählte er der New York Times in einem 2008er Interview.


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