Features
Veröffentlicht am 6. Dezember 2013 | von Christoph Stachowetz
Was bisher bei der Berichterstattung zum Start der neuen Konsolengeneration gefehlt hat? Eine kurze, übersichtliche und sinnvolle Zusammenfassung, was da so veröffentlicht wurde. Bitteschön.
Die Hardware:
Überraschung: Die Xbox One präsentiert sich in einem schwarzen, kaum in einem Regal oder TV-Möbel sonderlich auffälligen eckigen Gehäuse. In Sachen Größenverhältnis ist die neue Microsoft-Konsole wuchtiger und in jede Richtung größer dimensioniert als alle Varianten des Vorgängers und so konzeptioniert, das sie nicht aufgestellt werden soll – Platz muss allerdings geschaffen werden. Die “harten” Ecken und Kanten zusammen mit dem glänzenden “Liquid-Black”-Anstrich sind kein sonderlicher Augenschmaus, aber zumindest läuft das System vergleichsweise leise(r) bei stärkerer Auslastung als noch die Xbox 360. Der Wärmeentwicklung entgegen wirken die oberen und seitlichen Lüftungslamellen; ein einzelner USB-Port seitlich deutet zusätzlich auf die strikt horizontale Nutzung hin (die restlichen sind auf der Rückseite); der Power-Button in Form des Xbox-Logos und der Disc-Einzug auf der Vorderseite runden das Gerät ab. Rein optisch bleibt ein zwiegespaltener Eindruck übrig – nicht nur aufgrund der quasi Zweiteilung der Konsole in einen mit Lüftungslamellen ausgestatteten und einem glänzend-schwarzen Teil.
Das Interface:
Microsoft bedeutet Windows, was nun wiederum Kacheln bedeutet. Bunte, große Kacheln. Begrüßt wird der Nutzer mit einer großen Vorschau des Spiels oder der zuletzt genutzen App, darunter finden sich vier weitere der zuvor verwendeten Apps. Auf der linken Seite finden Informationen zum Profil und Gamerscore sowie ein Link zur Freundesliste, rechts sind kleinere Kacheln mit Verweisen zur im Laufwerk befindlichen Disc, einer Auflistung aller vorhandenen Apps und Spiele und zu “Snap”. Letzterer Modus ermöglicht das schnelle Umschalten (via Xbox-Button auf dem Controller) zwischen zwei beliebigen Anwendungen, also z.B. während eines Spiels schnell auf eine andere (runtergeladene) App wechseln – oder man lässt während einer Spiel-Ladezeit am Bildschirmrand angedockt ein Video oder eine andere App (z.B. GameDVR) laufen. Scrollt man nach rechts zeigt sich der Store-Bildschirm mit Sektionen für Spiele, Apps und dergleichen; beim scrollen nach links kommt man zu den bis zu 25 Pins, die favorisierten Content (wie etwa einzelne Musiktracks) zeigen. Am oberen Bildrand findet sich eine Benachrichtigungsleiste, die das Icon des jeweiligen Nutzer und etwaige Nachrichten zeigt.
Der Fokus liegt auf:
Kinect. Microsoft wurde vorab schon stark kritisiert für die Implementierung des Sprach- und Bewegungserkennungs-Gimmicks, bei der Xbox One zeigt sich nun das volle Ausmaß. Nicht nur bei der Preisgestaltung der Konsole spielt das neue Kinect eine große Rolle, sondern vor allem bei User-Interface: “Xbox One” aktiviert das Gerät, nach mehrmaligem Benutzen erkennt die 1080p-Kamera gleich wer sich davor befindet und loggt automatisch den User ein. Auf Sprachsteuerung wurde der Fokus gesetzt, mit dem Vorwort “Xbox” lässt sich nun etwa eine Internet-Suche starten, ein Spiel aufrufen oder zu einer App wechseln. Durch das Anstecken eines Kabel- oder Sat-Receivers lässt sich mit der Konsole auch gleich das Fernsehprogramm steuern bzw. aktivieren – vorausgesetzt das System erkennt den Befehl gleich. Die Gestensteuerung ist auch noch möglich, aber wie bei Vorgänger eine wilde Fuchtelei vor dem Fernseher, oftmals ohne erkennbare Wirkung. Kinect lässt sich übrigens ohne weiteres abstecken. Ebenso wie auch die PS4 sollen zudem Videomitschnitte und Screenshots direkt auf diversen Plattformen veröffentlicht werden können und die eigene Spielebibliothek ist zudem auf anderen Konsolen über die Cloud abrufbar.
Der Controller:
Ein klassischer Fall von Überarbeitung statt Neuerfindung: Größere, griffigere Analogsticks; ausladendere, abgerundete Schultertasten mit Vibrationsmotoren und einem nun als solches zu bezeichnenden Steuerkreuz bringen zusätzlicheren Komfort. Ein weiterer guter Gimmick ist die automatische und energiesparende “Low-Power”-Funktion etwa während einer Filmsichtung, bei der das System (via Kinect) erkennt, das der Controller abgelegt wurde. Der grausam abstehende Akkuaufsatz des Vorgänger wurde nun auch eleganter in das Gehäuse eingelassen, betrieben wird das Gerät dennoch mit zwei AA-Batterien.
Die ersten Spiele zum Start:
Wer eine neue Spielkonsole auf den Markt wirft, braucht (im besten Fall) natürlich auch ein ordentliches Spiele-Line-Up mit exklusiven Titeln. Hier bietet die Xbox One zumindest Abwechslung: Neben einem ansehnlichen, von der internationalen Kritik aber gescholtenen (aufgrund banalem Gameplays und der Devise: Style over Substance) Schlachtengetümmel aus dem Hause Crytek mit Namen Ryse: Son of Rome; dem wiederum optisch wenig eindrucksvollen Zombie-Metzler Dead Rising 3 und einer weniger umfangreichen, aber gelungenen Neuauflage der Rennsimulation Forza Motorsport 5 können Spiele wieLocoCylce, Crimson Dragon, Powerstar Golf und Zoo Tycoon vor allem den Hardcore-Gamern wenig mehr als dezentes Interesse abringen. Die diversen Multiplattform-Spiele wie Call of Duty: Ghosts, Battlefield 4,Assassins Creed IV: Black Flag oder Need for Speed: Rivals locken mit aktualisierter Optik, einigen zusätzlichen Map Packs und exklusiven Add-Ons, stellen aber wohl weniger einen Kaufgrund für die teure Konsole selbst dar. Insgesamt stellt das Line-Up von Microsoft aber zu Beginn eine weitaus breitere Auswahl in Sachen Genre dar, was sicherlich eher dem Idealzustand entspricht.
Preis und Lieferumfang:
Hier ist wohl einer der größten Knackpunkte für die Entscheidung zwischen PS4 und Xbox One zu finden: Aufgrund der tiefen Vernetzung des neuen Kinect mit der Konsole wird die Kamera im Gesamtpaket mitgeliefert – zu einem um 100,- Euro höherem Preis zur Konkurrenz, versteht sich. Ein Controller ist natürlich auch dabei, ebenso ein Headset, eine nicht austauschbare 500 GB Festplatte, ein HDMI-Kabel und eine 14-tägige Xbox Live Gold-Probemitgliedschaft (danach: 4,99 Euro pro Monat) – zu einem stolzen Preis von insgesamt 499,- Euro.
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Unser Fazit:
Anders als Sonys Konkurrenzprodukt steht bei Microsofts neuer Xbox One Multimedialität im Sinne eines Entertainmentcenter eher im Mittelpunkt. So soll nicht “nur” Gaming der Hauptverwendungszweck des Gerätes sein, sondern eben auch Musik, Fernsehen und diverse Anwendungen als Applikation wie Skype oder soziale Netzwerke. Ein Fokus auf ungewöhnliche Bedienung ist ganz klar zu erkennen – ob dies die Käuferschicht eher als Gimmick oder wegweisende Innovation für den Home-Entertainment Bereich akzeptiert, wird sich erst nach einiger Zeit auf dem Markt zeigen. Problematisch erscheint jedoch die Tatsache, dass außerhalb der USA eine Vielzahl an Möglichkeiten, die die Xbox One bietet, schlichtweg nicht verfügbar sind, was die Nutzbarkeit stark einschränkt. Das bei der optimal intendierten Nutzung der Konsole die Kinect-Kamera im Vordergrund steht, kann für manche natürlich auch angesichts aktueller Aufregung rund um die Privatsphäre ausschlaggebend sein. So ist die Xbox One zum Start zwar Hardware-seitig ein tolles Produkt, das erst nach und nach über Software-Updates und Anreicherung verfügbarer bzw. nutzbarer Anwendungen sein Potential erfüllen dürfte. Für Gamer gibt es zwar noch wenige unbedingt notwendige Kaufgründe, dies stellt jedoch bei fast jeder neuen Konsole die Regel dar. Die kommenden Wochen und Monate mit Releases wie etwa dem gehypten Titanfall werden zeigen, wie hoch die Nachfrage nach dem System auf Dauer sein wird.
Die Hardware:
Optisch ansprechender als sein Vorgänger und zudem ungemein schlank bzw. “handlich” präsentiert sich Sonys Playstation 4: Zwar sind hier scharfe Kanten ersichtlich, durch den Look zweier übereinander gelegter, verschobener Elemente wird etwas mehr Wert auf Stilbewusstsein als bei Microsofts Konkurrenz entwickelt. Die blau, gelb oder weiß schimmernde “Trennlinie” zwischen der mattierten und der glänzenden Oberfläche ergibt einen netten Designer-Touch, um auch beim sichtbaren Aufstellen nicht negativ aufzufallen. Die Vorderseite offenbart erst bei genauerer Betrachtung die beiden USB 3.0 Anschlüsse sowie den Power- und Disc-Auswurf Knopf – hier muss mit Ertasten in abgedunkelten Räumen der richtige Button aber erst mal gefunden werden. Die Rückseite bietet einen gewohnten Anblick üblicher (rein digitaler) Anschlüsse, ein wuchtiges Netzteil wie bei der Xbox One wurde aber ausgespart. Sowohl Lautstärken- und Temperaturentwicklung bewegt sich auf akzeptablem Niveau, Das Laufwerk ist wie bei der PS3-Slim hörbar.
Das Interface:
Eine lange horizontale Reihe, darüber eine an die PS3 erinnernde zweite Menüleiste, sonst ist kaum etwas ersichtlich. Bei näherer Betrachtung offenbaren sich neue Features in der Profilgestaltung, der Freundeslistenverwaltung oder bei den Spielen selbst. Letztere werden übrigens automatisch beim Einlegen der Disc installiert und präsentieren sich dabei/danach mit einem angehängten Optionsmenü. Gleich als Einstiegsmenüpunkt zeigt sich eine Liste vergangener Aktivitäten des Users und dessen PSN-Bekanntschaften, eine weitere Option ist das Sharing-Menü des Playstation Netzwerkes, im Anschluss finden sich dann die installierten Spiele selbst. Erst danach finden sich andere multimediale Auswahlmöglichkeiten, etwa der Browser, eine Download-Bibliothek sowie ein TV/Video-Feld, das dank der geringen Auswahl an Apps deplatziert wirkt. Die zweite Menüleiste bietet neben Profil, PSN-Store und Trophäen nun auch eine Party-Chat-Funktion, die spielunabhängiges Chatten verspricht. Erst nach einige Suchläufen finden sich in den Menüs die Verbindungsmöglichkeiten zu Peripheriegeräten. Sony verspricht zudem eine Re-Integrierung zusätzlicher Multimedia-Optionen wie etwa dem Abspielen von MP3s oder der Wiedereinführung von DLNA-Medienwiedergabe.
Der Fokus liegt auf:
Spiele. “Play”-Station. Es zeigt sich schon ab dem Zeitpunkt des Einstiegs, das die PS4 eine (fast) rein auf Gaming ausgerichtete Maschine ist. Ohne großen Aufwand, ohne viel zusätzlicher Konfiguration steht die Konsole zuallererst fürs spielen bereit. Mit genügend Hardware-Power und einer PC-ähnlichen Systemstruktur für eine weniger umständliche Spieleentwicklung steht einer Masse an Software in der Theorie nichts im Weg, auch der oftmals erwähnte und bei diversen Spielemessen immer wieder beteuerte Verweis auf eine stärkere Einbindung von Indie-Games lässt aufhorchen. Das automatische Aufzeichnen der letzten fünfzehn Spielminuten inklusive intuitiver Veröffentlichungsmöglichkeiten via Twitter und Facebook oder Live-Streaming auf Twitch bzw. UStream dürfte auch eine kleine Revolution darstellen: Man denke hierbei etwa an kommentierbare Walkthroughs, Let’s Play-Videos und dergleichen. Zurück zu den Spielen: Das zum derzeitigen Zeitpunkt kein wirklicher sogenannter “System-Seller”, also bekannte Blockbuster-Titel auf höchstmöglichem spielerischen Niveau mit großer Breitenwirkung, vorhanden sind, trübt die Aussichten für Spielefans etwas – Geduld ist daher noch angebracht.
Der Controller:
Schon beim ersten Ertasten fällt das verbesserte ergonomische Design auf: Der Controller ist nun breiter, liegt dank griffiger Beschichtung wesentlich sicherer in der Hand, die Trigger auf der Schulterseite wurden umgestaltet und auch die analogen Sticks wurden abgeflacht und wie die Trigger konkav gewölbt. Ein großes, verschiedenfarbig leuchtendes LED-Feld ziert die Rückseite, zwischen Steuerkreuz und Buttons findet sich nun auch ein kapazitives und klickbares Touchpad. Der Select- und Start-Knopf wurde zugunsten eines Share- und Options-Button entfernt – beides allerdings recht gewöhnungsbedürftig. Eine weitere Besonderheit stellt der eingebaute Lautsprecher und ein Stecker für Headsets bzw. Kopfhörer dar – ungestörtem Spielen steht nun dank einer kompletten Audiowiedergabe via Dualshock 4 auch nichts mehr im Weg.
Die ersten Spiele zum Start:
Es zeigt sich, das bei der Veröffentlichung von Spielekonsolen ein wichtiger Aspekt in der Regel kaum beachtet wird, nämlich das Veröffentlichen von “starken” Titeln passend zum System-Launch. Das auch die PS4 hier keine Ausnahme ist, wirkt dabei noch verwunderlicher: Kaum zugkräftige, herausragende Exklusivtitel bietet die Konsole für ihre Nutzer, erst im Frühjahr 2014 sind Blockbuster in der Spielebibliothek verfügbar. Wobei natürlich zu erwähnen ist, das die Third-Party-Titel zusammen mit den Exklusiven doch eine gewissen Bandbreite an Genres abdecken, um bis zur Veröffentlichung wahrer System-Seller die geneigten Spieler bei Laune zu halten. So locken auch hier Bestseller-Serien mit Einträgen wie Battlefield 4, Call of Duty: Ghosts, LEGO Marvel Super Heroes, Assassin’s Creed IV: Black Flag, Need for Speed: Rivals und diversen Updates von Sportspielen – natürlich aber auch bei der Konkurrenz. Sony selbst setzt mit Killzone Shadow Fall seine Sci-Fi Ego-Shooter-Reihe ohne großartige Gameplay-Neuerungen fort und liefert mit Knack einen bemühten, etwas uncharmanten Eintrag im Plattformer-Genre. An der Indie-Front bieten sich momentan nur der unterhaltsame Shooter Resogun sowie der stilvolle, aber kaum überzeugende Plattformer Contrast an.
Preis und Lieferumfang:
Hundert Euro Preisvorsprung beim Europastart am 29.11. waren auch in Österreich Grund für tumultartiges Treiben in diversen Elektrofachmärkten. Mit dem Komplettpaket um € 399,- konnte Sony trotz eines um eine Woche späteren Starttermins (in Europa) für eine Ausverkauf bis Jänner 2014 sorgen. Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Grundgerät mit der 500 GB umfassenden, austauschbaren Festplatte ein DualShock 4 Controller mit USB Ladekabel, ein HDMI-sowie ein Stromkabel, ein Mono-Headset (mit Mikro) und ein Gutschein für einen Zugang zum Playstation Netzwerk für zwei Wochen. Optional erhältlich ist die Playstation-Kamera für Videochats, Spiele und Bewegungssteuerung.
Unser Fazit:
Die Playstation 4 ist ein merkwürdiges Biest: Hardware-seitig wie die Xbox One bestens gerüstet für die nächsten Jahre, ein nun sehr gut abgestimmter Controller für alle Bedürfnisse und eine funktionale Bedienoberfläche – aber gerade für den hauptsächlichen Verwendungszwecks – Spiele – ist das System noch sehr verhalten ausgestattet. Sicher: Blockbuster werden mit der Zeit auch hier verfügbar sein und die neue Kostenverpflichtung für die Nutzung von PSN-Online-Diensten (Playstation Plus: €49,99 pro Jahr, €6,99 für ein-, €19,99 für 3 Monate,) stellt wenig mehr als eine Angleichung an die Konkurrenz dar. Die Remote-Play Variante via PS Vita, die Second-Screen-Funktion für Tablets bzw. Smartphones und die Veröffentlichungsoption via Share-Taste dürften ebenso wichtige Tools für eine vielfältig gestaltete Zukunft sein, Vorschusslorbeeren für Anpassungen und Erweiterungen darf man aber schon mal für deren Integration streuen. Das aber noch viel Nachholbedarf bei der multimedialen Nutzbarkeit besteht und neue Gimmicks wie die Playstation Kamera, das Touchpad bzw. der Lautsprecher am Gamepad noch einen wirklichen Beweis für deren Zweckmäßigkeit abliefern müssen, steht außer Frage. Rollt die erste Welle an kleineren oder großeren Software-Updates etwa für das User-Interface an und sind dann auch genügend erstklassige Exklusivtitel vorhanden, steht auch kommenden PS4-Rekorden sicherlich kaum etwas im Weg.
Tags:PS4Xbox One
Über den Autor
Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.