Zum Sonnenuntergang auf den Hohen Göll

Ein glühender Kristall und eine Skitour aus der Vogelperspektive.

Meine GPS-Uhr zeigt 16 Uhr, als ich auf „Start“ klicke, um einen neuen Move aufzuzeichnen. Eine Tageszeit, bei der man im Frühjahr für gewöhnlich längst die Skier abgeschnallt und die Felle in der Sonne zum Trocknen aufgehängt hat. David und ich fixieren stattdessen die Bretter auf unsere Rucksäcke; stapfen vom Parkplatz Hinterbrand bei Berchtesgaden in den Wald. Kurz vor Sonnenuntergang wollen wir am Gipfel des Hohen Göll stehen.

Die ersten 400 Höhenmeter schleppen wir die Skier. Nach der zweiten Felsstufe verdichtet sich die Schneedecke – wir können anschnallen. Dafür setzt uns jetzt die Sonne arg zu. Mit aller Kraft, die sie im Frühjahr aufbringen kann, heizt sie in die Rinne, durch die wir ins Alpetal aufsteigen. Die Hosenbeine bis zu den Knien hochgekrempelt, die Socken über die Skischuhe gestülpt; wir spielen jeden Trumpf aus, um uns abzukühlen.

Während ich schwitzend weitergehe, packt David sein neues Baby aus. Er ist jetzt offiziell Drohnen-Pilot und will unsere Tour aus der Vogelperspektive aufzeichnen. Entstanden sind diese spektakulären Aufnahmen, die uns wieder einmal verdeutlichen, in welcher gewaltigen Naturlandschaft wir uns bewegen. Vielleicht helfen sie, unser verzerrtes Weltbild geradezurücken und uns klarer als das zu sehen, was wir sind – Besucher auf Zeit.

Am Kuchler Kreuz halte ich inne und lasse die Umgebung auf mich wirken. Wir sind die letzten am Berg. Tief steht die Sonne über dem Watzmann. Sie schickt warmes Licht. Die Gipfel um uns werfen lange Schatten über das Berchtesgadener und Salzburger Land.

Zum Sonnenuntergang auf den Hohen Göll

Zum Sonnenuntergang auf den Hohen Göll

Am Grat, völlige Stille. Nicht einmal das obligatorische Göll-Lüftchen weht. Es ist halb Sieben, als wir den Gipfel erreichen. Der Kristall im wohl schönsten Gipfelkreuz auf Erden glüht in der Abendsonne. Die Umgebung wirkt im dumpfen Licht weich und sanft. Ein magischer Moment und sicher die beste Art, den Tag ausklingen zu lassen.

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Kurz bevor die Sonne hinter den Gipfeln untertaucht machen wir uns auf den Rückweg. Wir wollen nicht im Dunklen durch den Wald zurück zum Auto irren. Wer glaubt, am Abend könne man im Spätwinter keine geniale Abfahrt erwischen, der irrt. David und ich sind uns einig: das war eine der besten Abfahren vom Hohen Göll, die wir je hatten. Und wohl auch einer der schönsten Gipfelsiege.

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Tourdaten

  • Aufstieg: 1.450 Höhenmeter
  • Dauer: 2 bis 3,5 Stunden für den Aufstieg
  • Distanz: 6 Kilometer
  • Für Einsteiger ungeeignet
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