Zum Pinholeday 2015 wollte ich etwas ganz besonderes machen: Trout nackt in seiner Lieblingsjeans mit einer extravaganten Pinhole-Kamera fotografieren. Da der Pinholeday nur einmal im Jahr stattfindet und ich immer zu diesem Datum eine abgedrehte Idee umsetze (wie im letzten Jahr das Ding mit der extremen Weitwinkel-Pinhole), habe ich mich in diesem Jahr für eine 3-Loch-Blende entschieden. Drei winzig kleine Löcher. Und als Motiv wollte ich Selbstportraits machen. Nackt in meiner Lieblingsjeans. So war der Plan. Zum Pinholeday 2015: Trout nackt …
Eine Grundidee
Pinholefotografie ist immer experimentell. Jedenfalls aus meiner Sicht. Zwar kann man das alles wissenschaftlich auf ein festes Fundament stellen und wie ein Ingenieur an die Sache herangehen. Aber da fehlt mir das Prickeln. Alles ganz genau zu machen ist Alltag. Am Pinholeday will ich spielen und Erholung und Entspannung finden. Also habe ich mir aus dem Alubecher eines Teelichts meine Lochblende gebastelt. Alu glatt gestrichen, Löcher mit einer Nadel rein gemacht, fertig. So mache ich es immer, wenn ich ein Pinhole baue. Aber diesmal wollte ich drei Löcher haben. Rein theoretisch entstehen dadurch drei Bildkreise, also ein in sich verschobenes Bild. Das hat mich gereizt. Gemacht habe ich das allerdings noch nie. Also sollte es zum Pinholeday 2015 werden.
Und noch etwas wollte ich haben … ich wollte mich selbst ablichten. Nackt. Nur rudimentär mit meiner Lieblingsjeans bekleidet. Es kann ja wohl nicht angehen, dass immer nur schöne Mädels nackt in meine Lieblingsjeans schlüpfen. Also ich jetzt auch.
Am Pinholeday 2015 war es so weit
Welcher Tag könnte besser für ein solches Experiment geeignet sein, als der Pinholeday. Und in diesem Jahr war es dran. Pinholeday 2015 als Eckpunkt der fotografischen Genialität. Aber schon die erste Probeaufnahme zeigte mir, dass Experimente zur Experimentellem führen. Ich hatte mich vor einem Fenster aufgebaut, als Kulisse noch einen Stuhl ins Bild gerückt und die Klappe vor der 3-Loch-Blende geöffnet. Schnell noch vor die Kamera schlüpfen und eine lässige Aktpose einnehmen. So war die Ausführung. Das bildliche Ergebnis war eine Lichtgestalt und die Abbildung des Stuhls, die mich an meine letzte Volltrunkenheit erinnerte.
Nächster Versuch. Diesmal mehr Licht. Gleiches Verfahren und ja, der Eindruck der Volltrunkenheit verstärkte sich. Aber immerhin, man kann erahnen, dass sich dort der Trout nackt vor der Kamera produziert.
Mit mehr Licht wollte ich das Ganze dann auf den Punkt bringen. Raus in den Braunschweiger Hafen! Am Pinholeday 2015 hat es dermaßen geregnet, dass in den Regenpausen keine störenden Neugierigen zu erwarten waren, wenn der Trout blank zieht. Um Licht maximal auszunutzen, kam ich auf die Idee einen Schwarzweiß-Film mit ISO 400 einzulegen. So. Jetzt kommen die Bilder:
Trout nackt vor einem etwas morbiden Industriegebäude. Abstrakt ist Dreck dagegen. Pinholeday 2015.
Enttäuschung oder nicht
So mancher eingefleischte Fotograf wird sich angesichts meiner Pinholeday-Ergebnisse kopfschüttelnd abwenden. Ich muss zugeben, auch meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Bin ich jetzt enttäuscht? Ein bisschen. Bin ich sehr enttäuscht? Nein! Spielen und experimentieren ist für mich Freiheit. Und diese Freiheit bedeutet auch, dass mir Überraschendes begegnet, Unvorhergesehenes kommt. Wenn ich vorher schon ganz genau wissen will, was am Ende rauskommt, dann mache ich keine Experimente. Aber neue Wege zu gehen, Dinge machen deren Endergebnis nicht absolut vorhersagbar sind, ist spannend. Genau diese Spannung bringt Würze ins Leben. Da kommt mir das Experimentieren am Pinholeday gerade richtig. Pinholeday 2015 war eben ein großes Experiment mit einem speziellen Ergebnis. Wer jetzt gehofft hat den Trout endlich mal knackscharf und nackt zu sehen, muss sein Hoffen weiter pflegen. Anderen können vielleicht so manches auf den hier gezeigten Bildern erahnen. Mein Fleisch war willig, der Pinholeday 2015 als Experimentierfeld hat es anders werden lassen. Anders als gedacht. Wenn ich die entstandenen Bilder jetzt betrachte, finde ich sie irgendwie interessant. Oder etwa nicht? Schaut genau hin, hier ist der Trout nackt zu sehen