Zum Nachdenken: Lieber halbherzig Öko als gar nicht?

Zum Nachdenken: Lieber halbherzig Öko als gar nicht?

Posted by Marlene on März 15, 2015 · Hinterlasse einen Kommentar 

Nachdenken

Sonntag Vormittag auf einem schicken Spielplatz, dessen Klettertürme die wichtigsten Türme der Stadt nachbilden, im Kopenhagener Szene-Stadtteil Østerbro: Es ist bewölkt, kalt und auf dem Spielplatz halten gleich zwei kleine Kaffee-Mopeds, die den Eltern aus den gehobeneren Kopenhagener Hipster-Schichten teuren Bio-Fairtrade-Kaffee in Pappbechern verkaufen. Rund um den eingezäunten Spielplatz parken die teuren Christiana-Lastenräder, in denen man bis zu vier Kinder transportieren kann.

Der Mülleimer voll Pappbecher vom Bio-Fairtrade-Kaffee to go

Wir waren ausnahmsweise einmal gut vorbereitet und hatten unseren eigenen (Bio-Fairtrade)-Kaffee in der Thermoskanne und zwei Keramikbecher dabei. Mit Blick auf den mit Pappbechern gefüllten Mülleimer musste ich nachdenken. Alle diese Leute hier bemühen sich ihren Familienalltag nachhaltig zu gestalten. Sie fahren viel Rad, kaufen die teureren Bioprodukte und parfümfreie Pflegeprodukte mit Bio-Siegel (für die ich Dänemark liebe).

Bio-Fairtrade-Coffee to go auf dem Großstadtspielplatz.

Bio-Fairtrade-Coffee to go auf dem Großstadtspielplatz.

Spätestens beim Coffee to go erliegt man aber im Alltag der Versuchung. Oder vielleicht beim Griff ins Supermarkt-Regal, wo jetzt im Winter die Bio-Blaubeeren aus Chile stehen. Oder beim Kauf eines Flugtickets für die nächste Berlinreise, weil es die Reisezeit so unglaublich verkürzt.

Sind wir pseudo-nachhaltig?

Oder, oder, oder. Man kann die Liste noch ewig weiter führen und ich nehme mich da nicht aus. Im Alltag treffen immer wieder nachhaltige Ambitionen auf die eigene Bequemlichkeit, die Liebe zum Luxus und zum Genießen. Dann kommt von manchen engagierten Mitmenschen mit hohem Umweltanspruch oft ein Aufschrei, weil man das natürlich viel besser machen kann. Weil das doch nur Pseudo-Nachhaltigkeit sei. – So war heute Vormittag auch meine erste Reaktion angesichts der vielen einmal benutzten und dann entsorgten Pappbecher.

Besser als gar nicht?

Aber ist es nicht besser, wenn viele Menschen einen ersten Schritt machen, als gar keinen? Wenn sie an sich arbeiten und ihr Verhalten langsam ändern? So eine Umstellung geht schließlich nicht von heute auf morgen und Bio-Fairtrade-Kaffee in Pappbechern ist immer noch besser als mit Pestiziden gespritzter Standard-Kaffee aus Plantagen, wo Minderjährige schuften mussten, in Pappbechern. Oder was sagt ihr?

Zum Schluss: Eigenwerbung ;-)

Für weitere Anekdoten aus dem Kopenhagener Großstadt-Alltag empfehle ich mein Buch “Ein Jahr in Kopenhagen – Reise in den Alltag” (Verlag Herder 2014, ISBN 978-3-451-06734-1).


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