Die Swingle Singers aus London
Alljährlich verwöhnt das OPS, das Orchéstre Philharmonique de Strasbourg, sein Publikum zum Jahresausklang mit ungewöhnlichen Klängen. Diesesmal stand eine Mischung aus populärer Filmmusik und Darbietungen der Londonder A-capella-Gruppe „Swingle Singers“ auf dem Programm. Dass dies ein großes Zugeständnis an ein sich in Feierlaune befindliches Publikum darstellt, wurde rasch klar, agierte doch der große, symphonische Klangapparat über weite Strecken rein als Begleitung des 8köpfigen, jungen Chores. So agierte das OPS abwechselnd als Big-Band oder als Filmmusikorchester, lieh aber auch Beatles-Arrangements oder einer elegisch schönen Björk-Interpretation seine musikalische Energie.
Der frische Auftritt der Londoner Stimmakrobatinnen und Stimmakrobaten wurde von kleinen Choreografien begleitet, die jedes einzelne Lied auch optisch kurzweilig erschienen ließen. Die ursprünglichen Swingle Singers, 1963 von Ward Swingle gegründet, gaben ihren Namen im Staffettenlauf an die jeweils nächste Sängergeneration weiter, sodass heute bereits die „Enkel“ der Originalband auf der Bühne stehen. 50 Alben, 5 Grammy-awards und bisher rund 4000 Auftritte später, ist die Popularität der Truppe ungebrochen. Ihren Konzerteinstieg und ihren Abgang von der Bühne gestalteten sie mit ihrer berühmten Interpretation von Johann Sebastian Bachs „Badinerie“, dazwischen lag ein Beatles-Medley, eine Neuinterpretation der Zauberflöten- Ouvertüre von Wolfgang Amadeus Mozart, in welcher sich die Stimmen mit dem Orchester einen kleinen Wettstreit lieferten, aber auch Melodien von Gershwin, Bernstein sowie „Flying high“ der irischen Popsängerin Jem und „When September ends“ der amerikanischen Pop-Band „Green Day“.
Der Dirigent Karoui Fayçal (c) Paul Kolnik
Die Jüngeren im Publikum hatten sichtbar ihre Freude an der Titelmusik von Harry Potter, die Älteren wiederum an der Musik zum Zauberlehrling, die von Walt Disney eingesetzt wurde, als Mickey-Mouse vergeblich versuchte, die Wasser tragenden Besengeister, die sie rief, wieder loszuwerden. Das OPS interpretierte beide Stücke in ganzer symphonischer Breite – was fehlte, waren allein die dazugehörigen Filmausschnitte. Fayçal Karoui stand zum wiederholten Male mit Verve und Spaß am Silvesterabend am Pult des OPS, das mit dem Medley des River-Kwai und Colonel Bogey-Marsches das Publikum bei seiner Zugabe fröhlich mitpfeifen ließ.