Zum 50. Todestag von Clara Haskil

Von Urzeit
Ein heller Stern am Himmel der Musik
Zum 50. Todestag von Clara Haskil
27.1.1895 Bukarest - 7.12.1960 Brüssel
Clara Haskil gehört zu den größten Pianistinnen und Pianisten des 20. Jahrhunderts. Anfänglich eher verkannt, tritt sie schließlich in den letzten zehn Jahren ihres Lebens auf der ganzen Welt auf. Mehrere Platten werden mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet. 1963 wird in Vevey, Schweiz, wo sie während ihrer letzten Lebensjahre wohnt, der Clara-Haskil-Wettbewerb für junge Pianistinnen und Pianisten begründet.
Die Rumänin Clara Haskil, Tochter eines Mathematikers und einer Schneiderin, zeigt sich als begabtes Kind, erhält ein Stipendium und studiert Klavier. Sie lernt – noch in der Kindheit und unter Aufsicht von Onkel Avram, da der Vater früh stirbt – ab 1902 bei Richard Robert in Wien und ab 1905 bei Joseph Morpain, Alfred Cortot und Lazare Lévy am Konservatorium von Paris. 1909 gewinnt sie den ersten Preis für Geige und den zweiten Preis für Klavier, 1910 den ersten Preis für Klavier. Aber ihr Leben ist schon früh von Einsamkeit und Krankheit gezeichnet. Eine schwere Skoliose behindert sie bis 1920 erheblich. Trotz Unterstützung wird sie zunächst kaum beachtet, da ihr zurückhaltendes, uneitles, nur der Komposition verpflichtetes Spiel dem damaligen Geschmack nicht entspricht.
Mit ihrer Sensibilität durchlebt sie ein wahres Fegefeuer bei ihren Auftritten. Sie bewältigt sie mit großer innerer Kraft. Sie ist sich oft nicht sicher, ob der Beifall ihrem Vortrag gilt oder ob man ihr Mitleid entgegenbringt, denn sie ist von kleiner Gestalt, verwachsen, mit langen Armen.
In den Jahren 1927-1940 lebt sie in Paris. Ab den 1930er Jahren gibt sie in der Schweiz, in Belgien und in den USA Konzerte. Immer noch unterschätzt, produziert sie eine erste Platte, die von den Kritikern nicht beachtet wird. 1942 flüchtet sie in die Schweiz. Nach dem Krieg spielt die Pianistin im Duo mit Arthur Grumiaux. Erst mit der Holland-Tournee von 1950 und ihrem Auftritt in Paris 1951 wird die 56-Jährige endlich berühmt.
Ihre Musik entrückt die Menschen in eine andere Welt, in ein Reich jenseits von Raum und Zeit. Ihr Spiel, einfühlsam und intelligent, versucht nie den Komponisten oder ihren musikalischen PartnerInnen den Rang streitig zu machen. Clara Haskil ist Dienerin der Musik, nicht persönlicher Mittelpunkt. Doch ihr Vortrag strahlt Energie und Vitalität aus. Als Beispiel sind die überragenden Aufnahmen der Violinsonaten von Mozart und Beethoven (mit Grumiaux) hervorzuheben.
Clara Haskil gilt als führende Mozart-Interpretin. Große Achtung gebührt aber auch ihren Interpretationen von Beethoven, Schubert, Schumann und Chopin. Zu ihren häufigen Konzertpartnern zählen der Geiger Arthur Gumiaux, der Cellist Pablo Casals sowie der Pianist Géza Anda.
Sie stirbt am 7. Dezember 1960 an den Folgen eines Sturzes auf einer Bahnhofstreppe in Brüssel.
Wolfgang Lempfrid über Clara Haskil: „Robert Schumann, Kinderszenen op. 15: Fast zu ernst – diese Klavierminiatur aus Robert Schumanns Kinderszenen könnte geradezu als Motto über dem Leben der Pianistin Clara Haskil stehen. Denn Ernst, Schwermut und Zurückhaltung waren die bezeichnenden Charaktereigenschaften dieser großen Pianistin. Aber nicht nur die Persönlichkeit Clara Haskils spiegelt sich in diesem kurzen Stück Musik wider. Auch ihr Klavierspiel wurde bisweilen als "fast zu ernst" beschrieben – vor allem von jenen Musikkritikern, die dem spätromantischen Virtuosen-Kult nachtrauerten und von Begriffen wie "musikalischer Werktreue" noch nie etwas gehört hatten.“
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Evelyn Thriene
Original-FemBiografie zu Clara Haskil von Jürgen Speckmann auf http;//www.fembio.org.