Interessante Geschichten sind die, die persönlich sind, finde ich. Und bei denen wir etwas lernen können. Also habe ich 9 reiseerfahrene Blogger gebeten, einmal auszupacken (und sie haben es getan!), zur Frage: Wie hast du es geschafft oder was musste passieren, um deine Angst hinter dir zu lassen & zum ersten Mal alleine zu reisen?
Ich weiß, dass viele von uns sich insgeheim danach sehnen, einmal alleine zu reisen. Auf den magischen Jakobsweg nach Santiago de Compostela oder auch irgendwo anders hin in der Welt. Der Ruf des Abenteuers.
Wir verschieben es dann oft, tun es dann mit Freunden, und es ist auch schön – aber irgendwo in uns ahnen wir: Es wird, ja es muss der Tag kommen, wo wir alleine mit unserem Rucksack durch die Flughafenhalle schreiten. Nicht, weil wir mit niemandem unterwegs sein wollen, sondern weil wir herausfinden und wissen wollen: Ja, ich traue mich, alleine zu reisen! Weil es uns verdammt stolz machen würde und ein gutes Gefühl wäre, zu wissen, ich kann jederzeit auch alleine reisen, ich komme zurecht, ich bin unabhängig. Ich hab mich überwunden.
Jeder hat wohl seine eigene Strategie, mit seinen inneren Dämonen zu „battlen“ und diese im besten Falle irgendwann niederzuringen. Doch vielleicht können wir trotzdem etwas von denen lernen, die ihre Angst vorm Alleinreisen schon überwunden haben. Uns inspirieren lassen und erfahren, dass Andere genauso mit sich gerungen haben, bevor sie sich getraut haben. Was die 9 Blogger über den – teils steinigen – Weg zu ihrer ersten Solo-Reise erzählt haben? Lies selbst!
Patrick – 101places.de
Im Nachhinein wirkt es übertrieben, diese Agentur beauftragt zu haben. Für die erste Reise gab es mir aber ein gutes Gefühl.
Katrin – bewusstsein-braucht-raum.de
Dennoch nehme ich sie ernst, wäge Risiken ab und trenne sie von gedanklichen Hirngespinsten und Ängsten, die andere auf mich übertragen. Ich mache mir bewusst, welche tollen Erlebnisse während der Reise auf mich warten. Und dass ich unterwegs meist genauso sicher bin, wie in Deutschland. Wenn ich die Regeln kenne und mich an sie halte.
Bevor ich mein trautes Heim verlasse, lächle ich mir innerlich zu, atme tief durch und gehe einen ersten kraftvollen Schritt. Manchmal dauert es einige Stunden, bis die Trauer des Abschieds verflogen ist – manchmal nur wenige Minuten, bis die Vorfreude auf das, was kommt, überwiegt. Und dann fängt alles an zu kribbeln, weil ich weiß: Das Leben ist jetzt und diese Erfahrungen machen es einzigartig lebenswert!
Christian – Feel4nature.com
Wenn es mir trotzdem einmal schwer fällt mich zu einer Entscheidung für etwas durchzuringen, obwohl ich tief in mir drin eigentlich weiß, dass es das Richtige für mich ist – dann versuche ich mich immer an die wenigen Momente in meinem Leben zu erinnern, in denen ich nicht mutig genug war, eine positive Entscheidung für etwas zu treffen und es im Nachhinein bereut habe.
Dazu gibt es auch einen sehr einprägsamen Aphorismus, den ich für mich persönlich verinnerlicht habe: „Am Ende bereuen wir ausschliesslich die Dinge, die wir nicht getan haben…!“
Anja – happybackpacker.de
Kurz nach meinem Abitur wollte ich das allererste Mal alleine die Welt entdecken und bin nach Frankreich gegangen, um dort zu arbeiten und französisch zu lernen. Das war im Jahr 2000 und damals war eine lange Reise bei vielen jungen Leute noch lange keine Normalität wie heutzutage. Die meisten meiner Freunde wollten lieber studieren, eine Handvoll träumte von einem Jahr in den USA als Au-Pair. Ich überlegte, ob ich nicht einfach das gleiche machen sollte wie alle anderen auch und meine Träume auf später verschiebe. Ich hatte Angst und malte mir alle möglichen Horrorszenarien aus.
Wenn nicht jetzt, wann dann?!”
Nach langem Hin und Her stand für mich jedoch fest, dass ich es einfach tun sollte! Lange hatte ich von einem Leben an der Cote d’Azur geträumt und dachte mir, wenn nicht jetzt, wann dann?! Sagte nein zu all den Schwarzmalern und Besserwissern und ja zu mir und meinen Wünschen.
Also schob ich mit einem lauten Nein die Bedenken von mir, packte mit einem Kloß im Hals meine Siebensachen zusammen und machte mich auf den Weg. Ohne Plan, was mich erwarten würde, ohne eine Menschenseele vor Ort zu kennen oder sonstige Notnagel. Die erste Woche war hart, ich verstand kein Wort Französisch, musste mir einen Job suchen und war anfangs als Zimmermädchen in einem kleinen Hotel völlig überfordert.
Doch dann setzte auf einmal eine wunderbare Transformation ein: Ich fing an, mich stark zu fühlen und entwickelte ein Selbstbewusstsein, von dem ich als schüchternes Schulmädchen immer geträumt hatte. Denn nichts macht dich stärker und in dir selbst ruhender als ein Trip, auf dem du ganz auf dich allein gestellt bist und merkst, dass die große weite Welt kein Ort ist, vor dem du Angst haben musst, sondern dich mit weit geöffneten Armen empfängt.
Mischa – adios-angst.de
Da ich aber im Inneren gespürt habe, dass ich diese Reise unbedingt für mich selbst brauche, war klar: Ich muss allein losziehen. Am Anfang habe ich mich mit dem Gedanken sehr schwer getan, wusste nicht, ob ich das wirklich will oder kann. Aber mit jedem Tag, den der Tourstart näher kam, habe ich mich mehr darauf gefreut. Denn ich wusste: Das ist für mich früheren Hasenfuß eine Riesenchance fürs Selbstwertgefühl und meine Zukunft, wenn ich diese Herausforderung meistere.
So eine gute Woche, bevor es losging, hatte ich aber plötzlich die Hosen voll. Nur war da mein Blog schon online und wirklich jeder, den ich kenne, wusste von meinem Vorhaben. Also gab es kein Zurück mehr, ich wollte mich ja nicht mit einem Rückzieher blamieren. Und ich habe es zu keiner Sekunde bereut.
Anne – goingvagabond.de
Ich war schon einige Jahre ein großer Südamerika-Fan. Irgendwas hat mich einfach fasziniert an diesem Kontinent, und ich wollte mich nun endlich einmal live überzeugen. Also habe ich mich als Freiwillige für ein Projekt in Peru beworben. Es tat gut ein wenig Sicherheit zu haben und zu wissen wo man hinkommt, dass man in einer Gastfamilie wohnen wird und das die NGO sich um einen kümmert. Vielleicht hätte ich es mich sonst nicht getraut. Heute sehe ich das natürlich anders und habe keine Angst einfach los zu reisen. Aber damals tat es gut ein paar Dinge klar und sicher zu haben. Jedem, der noch zweifelt, würde ich raten einfach erstmal ein paar Wochen an einen Ort zu fahren, ein paar Dinge im Voraus zu planen (zum Beispiel die Unterkunft). Der Rest regelt sich dann von allein!
Elias – lebeblog.de
Ein Jahr später sprach ich mit einem Freund von mir und er machte mich darauf aufmerksam, dass ich diesen Satz schon letztes Jahr gebracht hatte. Er machte mir meine Vermeidungsstrategie bewusst, in der ich das Reisen von einem Zeitpunkt abhängig machte, den ich selbst künstlich hinausschob.
Als mir das klar wurde, begann ich gleich diese Reise zu planen, indem ich einen Flug für den nächsten Monat buchte. Somit blieb mir genug Zeit, mich darauf vorzubereiten, denn ich fing bei Null an und hatte noch nicht mal einen Rucksack. Diese Verpflichtung mit einem Termin gab mir die nötige Motivation, in die Gänge zu kommen und die Disziplin, es auch bis zum Ende durchzuziehen.
Bei mir war es also der Spiegel meines Selbst, den ich durch einen guten Freund erhalten habe und die Deadline, die ich mir selbst mit der Flugbuchung setzte. Und ganz tief war da der Wunsch endlich mal wieder am Strand und in der Natur zu sein. So kam ich zu meiner ersten Rucksackreise und wanderte an der Atlantikküste Portugals.
Diese Reise gab mir auch zu verstehen, dass ich dem Leben vertrauen kann und dass es in jedem Moment für mich sorgt, wenn ich mich fallen lasse. Ich bin unendlich dankbar für diesen Entschluss und diese Erfahrungen. Ich kann es jedem nur empfehlen, die Welt zu bereisen und sich dabei von seiner Intuition führen zu lassen.
Bärbel – frau-auf-reisen.de
Meine Tipps: Suche Dir als erste Reise alleine eine aus, die als Herausforderung zu Dir passt. Du musst nicht gleich drei Monate durch den Dschungel, es können auch fünf Tage Wandern in der Rhön sein. Informiere Dich zuvor bei Leuten, die schon dort waren, wo Du hin willst, recherchiere Angebote vor Ort in Deiner Sprache. Alle diese Kontakte machen Riesenspaß und inspirieren Dich.
Wenn Du erstmal in der Fremde bist, verlässt Dich die Angst meist sowieso. Und es gibt überall Menschen, die helfen und Fragen beantworten! Keine Angst vor dem Scheitern! Der Weg zurück ist immer offen – und bewundert wirst Du sowieso, wenn Du alleine auf eine Reise gehst. Weckt die Heldin bzw. den Helden in Euch – es ist so bereichernd!
Ray – weltenflitzer.de
Du wirst, alleine auf deinen Reisen, feststellen, du bist nie alleine. Ich lernte viele nette Menschen kennen und oh wunder, wenn du einen Menschen etwas fragst, bekommst du sogar eine Antwort. Du wirst überall auf der Welt Menschen kennenlernen, manchmal ist es der Sitznachbar im Flugzeug oder die Familie auf dem Campingplatz.
Ich erlebte, dass alle meine Befürchtungen nur im Kopf stattfinden. Ein schönes Erlebnis ist, sich selber besser kennen zu lernen. Wenn du immer mit anderen beschäftigt bist, hast du keine Zeit dich mit dir selbst zu beschäftigen. Deine Angst blockiert dich, etwas Neues und Schönes zu erleben. Mache es und du wirst intensiver (er)leben, weil du mehr Zeit hast für dich und deine Erlebnisse. Der Mensch steht sich meist selbst im Weg. Hör nicht auf andere, mach dein Ding.
Schlussworte
Die Strategien der Blogger, sich zu überwinden, sind dabei unterschiedlich und doch teilweise ähnlich: Einige schufen sich vorab etwas Sicherheit, indem sie Unterkünfte buchten oder sich für ein Freiwilligenprogramm anmeldeten. So kannst du schrittchenweise ins Alleine reisen einsteigen und nicht gleich von 0 auf 100. Anderen half es, sich klarzumachen, dass ihre Ängste nur im Kopf sind und wenig mit der Realität zu tun haben.
Wie du es auch machst: Es kommt der Punkt, da musst du irgendwann einfach „Ja“ zu deinem Abenteuer sagen und – mit Schiss! – den Flug buchen und springen. Um zu erfahren, dass du weich landen und wachsen wirst wie ein Hochhaus in Oslo. Diesen letzten Schritt kann dir niemand abnehmen. Mir half da zum Beispiel der Satz eines Lehrers von mir: Mut ist nicht etwas ohne Angst zu machen, sondern Mut ist Angst + 1 Schritt!
Falls du eine Mischung aus Alleine reisen & in einer kleinen Gruppe sein suchst, dann kann die Rucksackreise zu Dir etwas für dich sein: 11 Tage auf dem Jakobsweg an der malerischen Nordküste Spaniens. In diesem neuen Projekt möchte ich meine Reiseerfahrung weitergeben.
Was hat dir geholfen, dich zu deiner ersten großen Reise alleine aufzuraffen? Oder was hält dich noch davon ab? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen und Gedanken, aber auch deine (noch vorhandenen) Ängste in den Kommentaren mit uns teilst.