“Zulu” von Jérôme Salle

Orlando Bloom (links) und Forest Whitaker (rechts) in Jérôme Salles

Orlando Bloom (links) und Forest Whitaker (rechts) in Jérôme Salles “Zulu”

Es ist so ein teils-teils Gefühl, was die martialischen Bilder in der französisch-südafrikanischen Koproduktion Zulu hervorrufen. Auf der einen Seite mag man froh sein, dass es keine Menschen sind, die sich da selbst zerfleischen, auf der anderen Seite bleiben es kleine Labormäuse. Diese werden dabei gezeigt, wie sie sich unter Drogeneinfluss selbst zerfleischen. Durchatmen hilft da auch nicht groß weiter. Man fühlt sich unweigerlich abgestoßen. Vor allem wenn klar wird, dass diese auf Crystal Meth basierende Droge auch an Menschen getestet wird, die sich dann nicht minder brutal zu Tode prügeln. Das war es dann mit dem teils-teils Gefühl.

Unter Einfluss dieser Droge stand auch eine junge weiße Frau, die tot aufgefunden wird und damit das Ermittlertrio in Jérôme Salles Zulu zusammen bringt. Der Fall wird sich als äußerst brutal herausstellen. Nach eher massentauglichen Verfilmungen der belgischen Abenteuerromane Largo Winch, hat Salle in seinem ersten englischsprachigen Film sichtlich seine blutrünstige Ader entdeckt. Zulu ist nichts für leichte Gemüter. Der Filmemacher versucht den immer noch grausam-schockierenden Bandenalltag in Südafrika möglichst unzensiert in seinen Bilder einzufangen. Dafür macht Kameramann Denis Rouden keinen Halt davor, bei jeder noch so abstoßenden Szene draufzuhalten. Das Abschlagen einer Hand, das Hantieren mit einer Machete – solcherlei Momente stehen im Kontrast zu später sehr schönen Landschaftsaufnahmen, bei denen die Nähe zur Brutalität mit der Weite des südafrikanischen Panoramas verknüpft wird.

Orlando Bloom funktioniert hervorragend als versoffener Draufgänger-Cop Brian Epkeen

Orlando Bloom funktioniert hervorragend als versoffener Draufgänger-Cop Brian Epkeen

Basierend auf dem 2010er Roman von Caryl Ferey erzählt Zulu von dem südafrikanischen Cop Ali Sokhela, emotional in der Ära der Apartheid verstrickt. Ali musste als Kind dabei zusehen, wie sein Vater bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Er selbst wurde bei dem Krieg zwischen Nelson Mandelas Anti-Apartheid Partei ANC und den militanten politischen Gegnern um seine Geschlechtsteile gebracht, hat diese Zeit Südafrikas mit seelischen wie körperlichen Narben hinter sich gebracht, wenn auch noch lange nicht vergessen.

Forest Whitaker, der diesen Ali höchst mitfühlend verkörpert, bringt einen Mann zum Vorschein, der auch heute noch an die Werte eines Mandelas glaubt, das gesellschaftliche System niemals in Frage stellt und seine eigens erlebte Vergangenheit hinter eine bessere Gegenwart zurückzustellen versucht. Dass er am Ende all seine Werte vergessen muss, dass er als gebrochener Mann zur Schrotflinte greift um Vergeltung zu üben und sich damit der Hoffnungslosigkeit hingibt, der er zuvor noch durch das Zitieren Nelson Mandelas begegnete, zeigt das wahre Gesicht der fatalen Situation in der man sich in diesem filmischen Südafrika bewegt.

Forest Whitakers Ali Sokhela glaubt an das Gute im südafrikanischen Kapstadt

Forest Whitakers Ali Sokhela glaubt an das Gute im südafrikanischen Kapstadt

Ali arbeitet gleich mit zwei Partner zusammen. Obwohl es Conrad Kemps Dan Fletcher recht früh im Film erwischt. Der Normalste in dem ermittelnden Trio, der auch schon mal zum Afterwork-Grillabend einlädt und ein herkömmliches Leben mit seiner Frau führt, muss sich den herrschenden Extrembedingungen Kapstadts fügen. Hier hat ein normales Leben nichts verloren. Dementsprechend schlägt sich Brian Epkeen weitaus besser. Der von Orlando Bloom abgehalfterte Martin Riggs-Verschnitt gibt den versoffenen und gescheiterten Ehemann und Vater. Selten bis noch nie hat man Bloom bisher so wenig jugendhaft und an einen Milchbubi erinnernd zu Gesicht bekommen. Hier mimt er viel mehr das „You look like hell“-Gegenstück zum immerhin im Anzug agierenden Forest Whitaker.

Dabei werden unweigerlich Erinnerungen an die großartige Lethal Weapon-Reihe geweckt, das Urgestein und Musterbeispiel einer Zwei-Cop-Saga. Abgezogen wird lediglich der Humor. Das ist vor dem Hintergrund der im Film wie auch der Realität immer noch tobenden Bandenkriege, der Brutalität und der Apartheid als nicht unter zu kriegendes Thema keine Schande. Die Nachbeben sind schlicht zu gewaltig, als das Whitaker und Bloom hier die typische Buddy-Komödie hätten abziehen dürfen. Dennoch ist ihr Zusammenspiel passend und gut vollzogen. Mancher Moment mag dabei recht stereotyp wirken, aber die solide Inszenierung täuscht über Mängel hinweg und hebt die Stärken hervor.

 


Zulu_Plakat„Zulu“

Altersfreigabe: ab 18 Jahren
Produktionsland, Jahr: F / ZA, 2013
Länge: ca. 111 Minuten
Regie: Jérôme Salle
Darsteller: Forest Whitaker, Orlando Bloom, Conrad Kemp, Tanya van Graan, Natasha Loring, Roxanne Prentice, Patrick Lyster, Sven Ruygrok, Kelsey Egan

Kinostart: 8. Mai 2014
Im Netz: http://www.zulu-film.de
Bilder © Studio Hamburg Enterprises GmbH


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