Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine neue. Ich weiß, da ist was Wahres dran. Aber wieso ist es dann so schwer, sich das auch zu Herzen zu nehmen? 13 Jahre bin ich immer zur Schule gegangen. Habe nie etwas Anderes gemacht, musste keine wichtigen Entscheidungen treffen, nicht an die Zukunft denken. Ich hatte mein Zuhause, meine Eltern, die mich unterstützt haben. Alles war gewohnt und das war gut so. Und nun stehe ich hier.
Und ich bin an einem Wendepunkt in meinem Leben, nur weiß ich noch überhaupt nicht, in welche Richtung ich gehen soll. Letztes Jahr war Schluss mit der Schule, aber ein Plan A für die Zukunft, den gab es noch nicht. Also musste Zeit überbrückt werden, möglichst sinnvoll. Ein Freiwilliges Soziales Jahr bot sich irgendwie am Besten an. Erfahrungen sammeln, sich sozial engagieren - kann ja nicht schaden. Ein Jahr, um mir was zu überlegen, das sollte doch wohl genug Zeit sein... dachte ich. Und nun stehe ich hier.
So viele Fragen in meinem Kopf: Erstmal - Jobben oder Praktikum? Ins Ausland - aber welches Land? Und danach - Studium oder Ausbildung? Ein Paar Monate habe ich nach meinem FSJ noch zu überbrücken. Ins Ausland soll es gehen, nur das Land steht noch nicht ganz fest. Und auch mein Leben hier in Deutschland wird nicht still stehen.. Was kann sich alles verändern in drei Monaten? Können die vielen Kilometer vielleicht sogar Freunde trennen, Funkstille erzeugen? So viele Fragen, auf die mir niemand Antworten geben kann.
Auf der einen Seite hänge ich an meinem Leben hier. An meinen Freunden, an meinem Zuhause, an meinem gewohnten Umfeld. Hier kenne ich doch alles, hier finde ich mich doch so gut zurecht. Auf der anderen Seite werde ich getrieben von Abenteuerlust. Ich will die Welt erkunden, meinen Horizont erweitern. Eben nicht immer nur die gleichen Menschen treffen, nicht immer im selben Bett aufwachen. Will vielleicht sogar in eine andere Stadt ziehen. Hamburg, Köln, München oder Berlin. Einfach mal was Neues sehen, neue Erfahrungen machen, neue Leute treffen und so vielleicht sogar ein bisschen mehr über mich selbst erfahren. In meinem Bauch kribbelt es, wenn ich daran denke, was alles auf mich wartet. Das ganze Leben liegt noch vor mir. Das muss ich wohl genießen, jetzt. Mir manchmal vielleicht weniger Gedanken machen und mehr auf mein Bauchgefühl hören, auf das Kribbeln. Den Kopf einfach abschalten und die Zweifel über Bord werfen. Irgendwas muss ja dran sein, an dem was die Erwachsenen erzählen. Meine Eltern, Bekannte, meine älteren Geschwister, die mir alle raten, was zu erleben, solange ich noch die Zeit und den Mut dazu habe. Was kann ich schon verlieren? Ich kann doch nur gewinnen. Nur reicher werden. Reicher an Erlebnissen, an Erkenntnissen über das Leben und reich an Weisheiten. Reich mit dem Herzen werden.
Und dann kann ich irgendwann zurückblicken und sagen: Ich habe alles richtig gemacht und ich will keine meiner Erfahrungen missen, nicht die guten, nicht die schlechten. Dann kann ich die weisen Ratschläge erteilen. Und dann weiß ich sie. All die Antworten auf all die Fragen.