Hören, hinhören, heraushören und zuhören. Darüber hatte ich im letzten Impuls gesprochen. Wie schwer es ist, zu zuhören und nicht das heraushören zu wollen, was mir gerade in mein Weltbild paßt. Das ist keine einfache Aufgabe. Nicht nur im Zuhören des Nächsten, sondern auch auf Gottes Wort.Auf diesen Impuls hin meldete mir eine Person zurück, daß sie nach dem ersten Teil über das Hören, Hinhören, Heraushören und dem Zuhören ein Aufzeigen vermiße, wie Jesus uns hören lehren könne. Oder anders gesagt: Können wir bei Jesus das Zuhören lernen?Dieser Gedankenimpuls hat mich nicht mehr losgelassen und so hat in den letzen Tagen dieser Hinweis immer wieder an die Tür meiner Gedanken geklopft. Wie hat Jesus zugehört? Mußte er überhaupt zuhören, da er doch sowohl ganz Gott als auch ganz Mensch ist? Der zwar manchmal fragt, was soll ich dir tun, aber doch schon weiß, was sein Gegenüber für einen Wunsch hat. Jesus hat in seinem öffentlichen Wirken mit sehr vielen Menschen Umgang gehabt. Manchmal erdrückend vielen Menschen. Wieviele Stimmen müssen da auf ihn eingeredet haben? In so einem Stimmengewirr ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten und die jeweilige Stimme der entsprechenden Person zuzuordnen. Nicht von ungefähr berichten die Evangelien, daß sich Jesus immer wieder in die Stille zum Gebet zurückzieht. Dieses Zurückziehen Jesu in die Stille kann uns einen Hinweis geben, beim Zuhören von Jesus zu lernen. Stille. Den Geist und die Seele zur Ruhe kommen zu lassen. Alle Geräuschquellen für eine gewisse Zeit abstellen: Fernseher, Radio, Handy, CD-Player, Internet. Einfach nur da sein und wahrnehmen, was geht in mir vor. Fühle ich eine Ruhe in mir oder eher ein Unruhe? Welche Gedanken beschäftigen mich? Diese Gedanken aber nicht festhalten, sondern Jesus übergeben. Denn Jesus sagt zu uns: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11, 28) Die Stille und das Gebet kann uns dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und dadurch besser die Geräusche der Welt zu unterscheiden.Jesus wendet sich den Menschen zu. Das ist ein weiterer Hinweis für das Zuhören. Manchmal dreht er sich auch um, um ganz bei dem Menschen zu sein. Erinnern wir uns an die blutflüssige Frau, die voller Glauben und Vertrauen Jesus von hinten berührt. Jesus schenkt ihr aber nicht die Heilung, ohne sich vorher ihr zugewandt zu haben. „Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.“ (Mt 9, 22). Sich dem Nächsten zuwenden, ist ein wichtiges Moment für gutes Zuhören.Und Raum bzw. Zeit geben, daß der Nächste sich äußern kann. Jesus heilt nicht immer sofort und ungefragt. „Was soll ich dir tun?“ (Lk 18, 41) fragt Jesus den blinden Mann, als er vor ihm stand. Jesus wendet sich dem Menschen zu und gibt ihm Gelegenheit, seine Bitte zu äußern. Jesus hätte den Blinden auch direkt heilen können. Da Jesus sowohl ganz Gott als auch ganz Mensch ist, wußte er schon, was der Blinde auf dem Herzen hatte; sein wieder sehen können.
Drei Hinweise für gutes Zuhören können wir an Jesu Handeln erkennen:
1. Sich regelmäßig in die Stille zurückziehen und sich von falschen Geräuscheinwirkungen zu befreien, damit innerlich zur Ruhe gekommen wir uns den Nächsten zuwenden können.
2. Sich dem Nächsten zu wenden. Dem Nächsten die konkrete Aufmerksamkeit schenken.
3. Dem Nächsten Raum und Zeit geben, daß er sich mitteilen kann. Die eigenen Vermutungen hinten anstellen, auch wenn man vermeintlich sieht, was der andere sagen will.
Denn so einfach ist es nicht, auszusprechen, was der andere wirklich gedacht haben könnte. Manche Gespräche sind schwierig, weil der Gesprächspartner ständig versucht, die Sätze des Gegenübers zu vollenden. Dies Vervollständigen der Sätze wird eher nur Jesus gelingen, der unsere Gedanken und unser Herz bis zuinnerst kennt und erkennt. Jesus kann dann den dritten Punkt, dem Nächsten Raum und Zeit zu schenken, um sich mitzuteilen, überspringen. Der kleine Zöllner Zachäus durfte das erfahren, als er auf den Maulbeerbaum kletterte, um Jesus zu sehen. „Jesus schaute hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muß heute in deinem Haus zu Gast sein.“ (Lk 19, 5)Stille und Gebet, Hinwendung zum Gegenüber und Zeit zum Hören nehmen, können wir aus dem Handeln Jesu für gutes Zuhören herauslesen. Bitten wir Gott um seinen Segen, daß er uns die Gnade schenke, gute Zuhörende zu werden.