Viele Leute (mehrheitlich Leutinnen) haben zur Körperpflege ein überaus inniges, ja religöses Verhältnis. Die regelmässige Reinigung ist eine kultische Handlung. Das Spiegelschränkli über dem Waschbecken fungiert sozusagen als Hausaltar. Vollgestellt mit bunten Zauberfläschli und heilversprechenden Töpfchen und Tuben. Zum Schutz vor bösen Einflüssen werden allerhand Chemikalien aufs Gesicht gestrichen. Zudem süssliche Düfte aufgesprüht und einzelne Gesichtspartien mit bunte Farben hervorgehoben. Dies wohl um potentielle Sexualpartner anzulocken oder Eindringlinge ins eigene Revier zu beeindrucken.
Ich kann mich diesem Tun natürlich auch nicht entsagen. Neulich kaufte ich deswegen Shampoo der Marke: «3 für 2». Das stand jedenfalls auf der orangenen Banderole, die die drei Plastik-Flaschen umklammerte. Die Flüssigseife funktioniert tadellos. Allerdings riecht sie herb nach Tabak. Nach abgestandenem Zigarrenrauch.
Erinnert mich an das alte Bahnhofrestaurant in Bratislava. Da trat ich an einem kalten Wintermorgen ein. Und eine Wolke aus Zigarrenrauch, feuchten Stiefeln und Sauerkrautsuppe umhüllte mich. Wer hätte damals geahnt, dass dieser Mief einst Vorlage für ein «Shampoo for men» sein wird.
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