Für Fische ist Lebendfutter das Beste – ob zur Aufzucht oder als kleiner Leckerbissen zwischendurch, man versucht ja den Speiseplan der Aquarienbewohner abwechslungsreich zu gestalten. Im Mai 2014 haben wir mit unserer Kafi-Zucht (Kampffische) begonnen und es galt, den kleinen Fischen beim Wachsen zu helfen.
Da unser Artemien-Ansatz aus irgendwelchen Gründen nicht sonderlich ertragreich war, mussten wir nach einer Alternative suchen, da die Mückenlarven für unseren Nachwuchs noch zu groß waren. Ein befreundeter Züchter half uns spontan mit einem Mikrowürmer Zuchtansatz (danke an Georg und natürlich an Jutta).
Mikrowürmer sind grundsätzlich ein ideales Aufzuchtfutter für Fischbabys und schnell wachsende Jungfische, werden aber auch von erwachsenen Fischen gern verspeist.
Allerdings sollte man es mit der Fütterung bei den Alttieren nicht übertreiben, da die rund 3,5 mm großen, weißen Mikrowürmer sehr fetthaltig, und als Alleinfutter eher ungeeignet sind.
So ein gesunder Zuchtansatz ist natürlich ideal und die kleinen weißen Mikrowürmchen sind auch leicht zu züchten und zu pflegen, wenn man sich an einige Regeln hält. Im Internet und in diversen Foren gibt es natürlich unterschiedliche „Rezepte“, wir empfehlen folgende Zuchtanleitung und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Zuchtanleitung für Mikrowürmer – Ansetzen einer Kultur
Neben dem Zuchtansatz, den man auch in diversen Aquaristik-Shops oder von privat erwerben kann, benötigt man für die erfolgreiche Zucht noch folgende Zutaten:
- Ein Glas oder eine Plastikdose mit Deckel (im besten Fall transparent)
- Haferflocken
- Ein wenig Milch
- Einige Krümel Hefe (es eignet sich auch Trockenhefe)
- Etwas Spirulina-Pulver (für die Vitamine und Spurenelemente)
Vorgehensweise bei der Zucht:
1. Der Deckel des Zuchtgefäßes sollte mit einigen Löchern versehen werden, um genügend Sauerstoff im Behälter zu gewährleisten. Das Gefäß sollte nicht zu flach, sondern eher hoch sein, da die Mikrowürmchen ja an den Wänden nach oben kriechen. In unserem Fall haben sie es beim ersten Mal bis in den Deckel geschafft. Ist aber nicht weiter tragisch, es kann kein Würmchen so einfach entwischen.
Unser Kafi-Aufzuchtbecken – Anja Bergler
2. Die Hefe wird in einer Schüssel mit etwas Milch aufgelöst und mit den Haferflocken und dem Spirulina-Pulver vermengt, sodass ein weicher Brei entsteht. Nun wird der vorhandene Zuchtansatz untergerührt.
Ich habe bewusst auf Mengenangaben verzichtet, weil man es vor Ort selbst am besten beurteilen kann, wann die richtige Konsistenz erreicht ist. Man kann auch den Löffeltest machen – die Masse sollte vom Löffel gleiten.
3. Jetzt kann die Masse ins Gefäß gefüllt werden – etwa 3 bis 4 cm hoch. Man sollte darauf achten, dass die Oberfläche feucht ist, ein kleiner Wasserfilm stört nicht, denn hier haben die Mikrowürmchen die Möglichkeit zu schwimmen.
4. Deckel auf das Gefäß und abwarten. Bitte beachten: Die Raumtemperatur sollte für den Zuchterfolg mindestens 21 °C betragen. Alternativ kann man den Behälter auch auf die Abdeckung des Aquariums stellen, dann „heizt“ die Beleuchtung.
Nach einigen Tagen kann man bereits an den Wänden des Gefäßes erkennen, wie die ersten Mikrowürmchen sich auf den Weg nach oben machen und an den Seiten hochklettern. Bei genauerer Betrachtung kann man eine Art Netz an der Scheibe erkennen. Jetzt ist der große Moment gekommen – die Mikrowürmchen können für die Fischfütterung entnommen werden.
Mikrowürmchen verfüttern – die Entnahme
Hierfür nimmt man einfach einen kleinen Pinsel oder aber ein Wattestäbchen und streicht damit am Gefäßrand entlang. Eher unsichtbar befinden sich nun in dieser Masse unzählige Würmchen, die erst im Aquarium richtig sichtbar werden, nachdem man das Stäbchen bzw. den Pinsel im Wasser „ausgewaschen“ und die Masse verteilt hat.
Mikrowürmchen am Rand – Anja Bergler
Man sollte vermeiden, die Würmchen direkt aus dem Haferflockenbrei zu entnehmen, da sich hier auch Bakterien befinden, die im Aquarium nichts zu suchen haben – daher nur an den Wänden entlangstreichen.
Sollte nach einigen Tagen noch nichts an dem Seiten erkennbar sein, dann steht der Ansatz entweder zu kühl oder aber der Gärprozess wird durch zu viel Luft verzögert. Dann an einen wärmeren Ort bringen oder den Deckel fester verschließen.
Mikrowürmer sind Nichtschwimmer – sie segeln nach der Eingabe zu Boden, wenn sie nicht sofort von den Fischen gefressen werden oder an Pflanzen hängen bleiben. Im Wasser überleben sie bis zu 2 Tage, dann gehen sie ein.
Mikrowürmchen-Futterspender
Möchte man verhindern, dass die Mikrowürmchen zu schnell sinken, kann man sich mit einem einfachen Trick behelfen.
Futterspender für Mikrowürmchen – Anja Bergler
Man benötigt hierfür eine kleine Styroporplatte und etwas Watte. In das Styropor werden einige Löcher gebohrt und diese mit der Watte verschlossen. Das Konstrukt kann nun auf die Wasseroberfläche des Beckens gelegt werden, sodass sich die Watte mit dem Wasser vollsaugen kann.
Von oben gibt man nun die Mikrowürmchen mit dem Pinsel auf die Watte. Diese kriechen nun nach und nach durch die Watte hindurch und landen im Becken.
Die Fische haben Gefallen am Styropor-Futterspender, werden sie doch so über einen längeren Zeitraum mit frischen Würmchen versorgt. Oft schwimmen sie auch gezielt unter die Platte und warten, bis etwas runterfällt – Fische sind schlau und lernfähig.
Zuchtansatz-Vermehrung
Ein gesunder Zuchtansatz reicht für mehrere Wochen. Wenn die Ergiebigkeit nachlässt, sollte man handeln. Wird der Brei trocken, kann man einige Tropfen Wasser hinzufügen und noch einmal umrühren. Alternativ kann man auch einen neuen Brei ansetzen, damit wieder genügend Nahrung für die Mikrowürmer vorhanden ist und sie sich wieder kräftig vermehren.
Zucktansatz Mikrowürmer – Anja Bergler
Es empfiehlt sich im Übrigen immer zeitversetzt mehrere Ansätze zu haben und anzulegen, damit man stets genügend Würmchen zum Verfüttern hat. So kann man den ersten Zuchtansatz ruhig auf 2 oder 3 Gefäße verteilen und hat dadurch einen gewissen Vorrat.
Grundsätzlich kann man bei der Mikrowürmchenaufzucht nichts falsch machen und einen kompletten Ansatz auszurotten ist fast unmöglich. Einige Würmer überleben immer und erhalten somit einen gewissen Grundstamm aufrecht. Allerdings kann es passieren, dass sich im Gefäß Schimmel bildet oder sich Milben ansiedeln. Dann sollte man schleunigst neue Mikrowürmchen ansetzen und den befallenen Nährbrei entsorgen.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Nachzucht. Sollten noch weitere Fragen auftauchen, bin ich gern bereit in den Kommentaren darauf zu antworten.
Nähere Informationen und Bilder über unsere Wasserbewohner gibt es auch auf FB unter Berla Hobbyaquaristik