Zu zweit tut das Herz nur halb so weh
Julie Kibler
Pendo, 2012
978-3866123250
16,99 €
Dorrie und Isabelle sind auf eine komische Art Freundinnen geworden. Manchmal werden sie sogar komisch angeschaut, denn Dorrie ist eine Farbige und Isabelle ist eine Weiße. In Isabelles Vergangenheit in den 1930ern ist viel passiert. Ihre Familie war sehr streng, und als sie sich verliebt, um dem Albtraum zu entfliehen, läuft alles schief.
Jahre später ist es Dorrie, deren Herz hilft weniger weh zu tun …
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Dorrie ist mein erklärter Liebling. Eine gestandene Frau, die sich alleine durchschlägt und dann doch wieder ganz weich und hilflos werden kann. Am sympathischsten ist sie mir, als sie die alte Rostlaube fahren soll oder aus Wut rauchen geht. Sie sind ein süßes Pärchen, die beiden.
Isabelle ist etwas verhärmt vom Leben, trägt aber viel Weisheit mit sich herum. Da entstehen wunderbare Gespräche mit Dorrie, die ich wirklich gemocht habe. Ihr Familiengeheimnisse haute mich schirr von den Socken und oft saß ich da und dachte: Das gibt es doch nicht!
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Erst befinden wir uns in der Jetzt-Zeit, schätzungsweise laut Klappentext um 2000 herum. Wir lernen getrennt die beiden Mädels kennen, die eine etwas ruppig, die andere etwas vom Leben gebeugt. Beide haben ihre eigene “Sprechart”, dadurch fällt es später leichter, die Vergangenheit von der Gegenwart zu unterscheiden. Außerdem sitzt Isabelle nie in einem Auto in den 1930ern.
Die Aufteilung in Vergangenheit und Gegenwart hat mir sehr gut gefallen, weil dabei die Kulisse auch einiges an Spannung gewinnt. Zwar komme ich manchmal ins Schleudern und denke aufgrund von Klamotten und Gesprächen, dass wir uns noch weiter in die Vergangenheit bewegen, aber das hat einfach immer mit dem schwierigen Thema zu tun.
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Es geht um den Rassenkonflikt. Zwar ist es bei dem Buch nicht sofort ersichtlich, wenn der Leser den Klappentext völlig ignoriert, aber das ist das Thema. Ich versuche alles so vorsichtig wie möglich zu formulieren, aber …
Das Schlimme für mich war, dass die Menschen auch viel später und nicht in Isabelles 30ern, die beiden Freundinnen anstarren und komische Bemerkungen machen. Es gibt Momente, da denke ich: Wir müssten schon darüber hinweg sein. Aber auch in diesem Buch ist es nicht so.
Es verweben sich außerdem die tollen Lebensgeschichten von Dorrie, ihrer Familie und Isabelles Vergangenheit. Richtig turbulent wird es zwischendurch und ich liebe es, wenn die alte Dame, dem jungen Hüpfer mal die Meinung sagt.
Ein Road-Movie ist eine schwierige Geschichte, aber hier wird es wirklich gut umgesetzt.
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Immer wieder schaue ich mir an, wie die Bücher im Original aussehen oder wie der englische Titel lautet. Bei diesem Buch ist es tatsächlich so, dass mir das deutsche Cover viel besser gefällt. Es verrät weniger und steckt das Buch in keine Schublade. Der Titel ist für meinen Geschmack zwar etwas zu lang, aber damit kann ich leben.
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“Zu zweit tut das Herz weniger weh” war ein Buch voller Überraschungen und viel Gefühl. Ich bin froh, es endlich gelesen zu haben: