Neue Studie: Immer mehr Deutsche verbrennen frisches Waldholz. // AGR: Holzwirtschaft leidet unter dieser Ressourcenverschwendung. Viele Öfen sind alt und ineffizient. Bundesregierung plant mit falschen Zahlen und fördert die Verbrennung weiter.
Berlin, 30. Mai 2012 – Der Holzindustrie geht das Holz aus. Eine neue Studie belegt, dass die Deutschen zu Hause immer mehr Holz verbrennen. Dennoch will die Bundesregierung die Holzverbrennung weiter fördern wie bereits durch das Erneuerbaren-Energien-(EE)-Gesetz, dem Marktanreizprogramm und der bevorstehenden Novellierung des EE-Wärme-Gesetzes. Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e. V. (AGR) schlägt Alarm. „Das ist echte Ressourcenverschwendung“, sagt der Präsident der AGR Ludwig Lehner stellvertretend für einen bedeutenden deutschen Industriezweig. Denn der bekommt den Druck zu spüren: Die zusätzliche Nachfrage nach Holz verschärft den Wettbewerb um den Rohstoff in Deutschland und gefährdet die internationale Konkurrenzfähigkeit einer ganzen Branche.
Die Studie des Hamburger Wissenschaftlers Prof. Dr. Udo Mantau legt offen: In der Zeit von 2001 bis 2010 stieg der Verbrauch von Holz insbesondere in privaten Haushalten von elf Millionen auf 33 Millionen Festmeter (Kubikmeter). Davon kommen 22 Millionen Festmeter frisch aus dem Wald, während sich elf Millionen auf weitere Sortimente wie Schnittholzprodukte, Gebrauchthölzer oder Gartenholz verteilen. Auch hiervon wäre zumindest ein Teil wirtschaftlich und klimaschutzbezogen sinnvoller in Holzprodukten verwertbar.
Besonders paradox an dieser Entwicklung: Nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gelten von den 16 Millionen privaten Öfen Dreiviertel als überaltert. Erschwerend hinzu kommt die schlechte Isolierung vieler Häuser. Da macht auch der Einsatz besonders effizienter Holzöfen keinen Sinn.
Besonders brisant: Die Bundesregierung stützt sich beim Ausbau
Quelle: www.zimmererforum.de">
Quelle: www.zimmererforum.de">
Quelle: www.zimmererforum.de"> der Biomassenutzung nach Einschätzung der AGR auf falsche Zahlen. Erhebungen aus der Zwischenwaldinventur 2008 zeigen, dass die amtlichen Holzeinschlagsstatistiken nicht die tatsächliche Nutzung widerspiegeln. „Mehr als 50 Prozent des geschlagenen Brennholzes werden statistisch gar nicht erfasst“, schätzt Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der AGR.
Der Grund: Energieholz wird häufig von nicht befragten Kleinbetrieben unter zehn Hektar vermarktet oder von Waldbesitzern zur Deckung des Eigenbedarfs verwendet. Die fehlerhafte Statistik ist spätestens seit der Zwischeninventur bekannt, und dennoch ignoriert die Bundesregierung diese Tatsache. Die Folge ist eine drastische Fehleinschätzung des verfügbaren Biomassepotenzials in Deutschland.
Die AGR ist nicht grundsätzlich gegen eine Verbrennung von Holz. Jedoch wird mittlerweile bereits die Hälfte des jährlich in Deutschland verfügbaren Holzaufkommens verbrannt, ohne dass daraus höherwertige Produkte hergestellt werden können. Der knappe Rohstoff sollte jedoch möglichst effizient und wertschöpfend eingesetzt werden.
Dass dies auch in punkto Klimaschutz ein sinnvoller Ansatz ist, hat das Bundesforschungsinstitut von Thünen (vTI) unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Dieter kürzlich in einer Studie belegt: Holzprodukte langfristig zu verwenden, zu recyceln und erst am Ende zu verbrennen, dient dem Klimaschutz und spart allein in Deutschland jährlich bis zu 105 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das sind nach Angaben der Initiative HolzProKlima etwa 13 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.
Von der Bundesregierung fordert die AGR deshalb, die energetische Nutzung von verwertbaren Holzsortimenten nicht weiter zu fördern. Ludwig Lehner: „Die ineffiziente Verbrennung von Holz ist ein Relikt des letzten Jahrtausends und für ein modernes, fortschrittliches Land – das die Nachhaltigkeit vor 300 Jahren erfunden hat – nicht mehr akzeptabel.“ Die deutsche Holzindustrie sieht ihre internationale Führungsposition gefährdet. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind bereits spürbar.(agr)