Zu viele fremde Tassen in meinem Schrank

Die Wege des Internets sind kurz? Ha! Von wegen! Sie sind lang, verschlungen und kompliziert. So lang, verschlungen und kompliziert, dass man Stalker-Fähigkeiten braucht, vom Format, wie sie nur Spione im Dienste ihrer Majestät aufzuweisen können. Wer nun findet, dass das alles etwas verrückt klingt und mir unterstellt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank, irrt. Denn aus Gründen des Internets habe ich nun sogar eine Tasse zu viel im Schrank. Eine schwarze Tasse, mit dem Namen eines Mannes draufgedruckt, mit dem ich bisher noch nie eine Tasse Kaffee getrunken habe. Ich weiß nicht mal, ob er Kaffee mag. Oder doch vielleicht lieber Tee?

Wie kommt dieses Geschirr also in meine Küche? Auf Umwegen, wie immer, wenn ich irgendwas per Post bekommen soll. Außer es handelt sich nicht um MEINE Post. Die Post anderer Leute gibt mein Postbote nur zu gerne bei mir ab. MEINE Post aber landet immer in anderen Filialen, Stadtteilen, Ländern… . So auch diesmal. Ich machte mich also mal wieder quer durch Köln auf den Weg ein unbekanntes Paket abzuholen. Ich hasse Überraschungen! Aber ich kann sie nicht ignorieren. Nach zweitätigem Wahnsinnigwerdens, was mir wer denn da schickt, hielt ich also ein Paket in der Hand, mit einer Tasse drin und einem Zettel, auf dem stand, das sei doch mal ein ganz tolles Werbegeschenk. Hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt noch daran erinnert, was ich vor ein paar Wochen gesagt bzw. gebloggt hatte, wäre das eine lustige Nachricht gewesen. Blöderweise merke ich mir aber nicht, was ich sage oder blogge. Bei Sätzen, die mit „Du hast doch mal geschrieben, dass…“ anfangen ist meine Leitung ähnlich weit, wie die des Netzes. Aber jetzt, nur 3 Tage, nachdem ich das Paket aufgemacht habe, schaltete meine mentale Ampel auf Grün. Aha! Die Erkenntnis, Google sei Dank. Denn der Name auf der Tasse gehört zu einem Fotografen, der meinen Blogpost über doofe Werbegeschenke gelesen hat, mir daraufhin in einem Tweet androhte sein tolles Werbegeschenk zuzusenden, auf irgendeine Weise meine Adresse, die nicht mehr meine Adresse ist, herausbekommen hat und dachte es sei eine ganz tolle Idee mir eine Tasse mit seinem Namen drauf zu schicken.

Darum müsste ich jetzt wohl „Danke“ sagen. Und genau das ist das Problem mit Geschenken. Man kriegt Sachen, die man nicht haben will und ist dadurch gezwungen sich freundlich zu bedanken – lernt man ja schon als Kind: „Was sagt man da zum lieben Onkel?“. „Geh weg, du pädophiler Sack!“ sagt man, wenn es nach meiner Erziehung geht, denn meine Mama hat mir beigebracht nix von unbekannten Onkels anzunehmen.

Nun hab ich mir den unbekannten Onkel mal angesehen und was er so macht und das sieht immerhin nicht so verdächtig aus, sogar sehr schick. Sollte ich mir also Sorgen machen? Sollte ich? Ja? Zu spät. Denn längst schlürfe ich schon an der Tasse rum. Das ist auch so ein Problem mit Geschenken: Man will sie nicht, aber wenn’s was umsonst gibt, dann nimmt man’s, bevor es einem wieder weggenommen wird. Apropos, weil der Schrank ja jetzt voll ist, wäre es ganz super, wenn mir jemand als nächstes Werbegeschenk einen größeren Schrank schicken könnte! Und dann vielleicht eine größere Wohnung! Was mit Deckenfenster wäre toll! Das wäre mal ein Werbegeschenk!

 



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