Titel: Zu Staub
Autorin: Jane Harper
Übersetzerin & Übersetzer: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
Format: Broschur
Preis: 16,00 €
Seitenzahl: 416 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris
ISBN: 978-3-499-00098-0
Bewertung: 3 Sterne
Rezensionsexemplar
Inhalt
Tief im Outback Australiens sind sich die drei Bright Brüder die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt und wenn sie nicht wollen, müssen sie sich auch nicht begegnen. Nathan und Bub treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt und ihr mittlerer Bruder Cam, der die Familienranch verwaltet, liegt tot zu ihren Füßen. Er ist allein in der unbarmherzigen Hitze gestorben. In der Trauer, die die Familie überschattet wächst jedoch auch das Misstrauen. Was, wenn Cam keines natürlichen Todes gestorben ist? Was, wenn die Isolation und Einsamkeit hier im Nirgendwo die Menschen verändert – zum Bösen?
Im Juni kam eine E-Mail aus dem Rowohlt Verlag bei mir an, die mir „Zu Staub“ von Jane Harper Schmackhaft gemacht hat. Ich wollte längst etwas von der Autorin gelesen haben, da sie hochgelobte Thriller geschrieben hat. Dankend habe ich zugesagt und als ich das Buch Ende Juli dann in den Händen hatte, wollte ich direkt in das Outback Abenteuer eintauchen.
Der Start in die Geschichte hat sich tatsächlich etwas schwierig gestaltet. Ich habe vom australischen Outback keine Ahnung und einige Zeit gebraucht, um alles zu verstehen und mir besser vorstellen zu können, wie die Brights leben. Nathan lebt 4 Stunden vom Rest seiner Familie entfernt und hat eigene Probleme, die nicht nur mit seiner Farm zu tun haben, sondern sich vor allem um sein Privatleben drehen. Cameron und Bub leben auf der Familienfarm der Brights, dort gibt es auch Onkel Harry, der eigentlich nicht der wirkliche Onkel ist, sondern einfach schon immer dort arbeitet und die Mutter der drei Brüder. Außerdem Ilse, Cams Ehefrau und ihre beiden gemeinsamen Töchter. Sie alle leisten ihren Beitrag, arbeiten auf der Farm, Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein. Doch ist es das wirklich? Nathan scheint nicht der einzige zu sein, der enorme private Probleme hat, über die er nicht spricht. Auch Cam und seine Familie scheinen etwas durchleben zu müsse, das vor allem den Familienvater, den alle so gern mochten, beschäftigt hatte. Denn wieso sollte er sonst seinen mit Vorräten befüllten, sicheren Wagen, mitten im Outback verlassen und 9km allein und zu Fuß zurücklegen, um dann zu sterben?
Die Familiendynamik ist sehr spannend und gut ausgearbeitet. Man spürt schon ab der ersten Seite, dass der Tod von Cam auch alte Wunden wieder aufreißt. Egal auf welcher Seite. Die Familie muss sich mit Problemen herumschlagen, die zuvor gekonnt ignoriert oder einfach verdrängt wurden. Jane Harper schafft es, dass man sich eigentlich mit keinem der Charaktere richtig wohl fühlt. Sie alle umgibt etwas geheimnisvolles, das man unbedingt lüften möchte. Man will wissen, was mit dieser Familie nicht stimmt. Eigentlich will man das viel eher wissen, als was es mit dem Tod von Cameron wirklich auf sich hat. Man möchte erkennen, wie alles zusammenhängt. Man will wissen wieso Nathan Ilse immer aus dem Weg geht. Man will wissen wieso Harry vor Cams Tod mit ihm gestritten hat. Man will herausfinden wieso die Hilfsarbeiter auf der Farm vorgeben etwas zu sein, was sie gar nicht sind. Es gibt so viele Fragen und aus diesem Grund bin ich an den Seiten des Buches geklebt. Es war nicht so, dass es unglaublich viel Spannung gab oder blutige actiongeladene Szenen. Ich habe mich nicht gegruselt oder gefürchtet. Ich hatte keine Gänsehaut. Ich war einfach nur gut unterhalten von einer komplett zerrütteten Familie, der etwas dramatisches widerfahren ist und die nun versuchen muss die Trümmer irgendwie wieder zusammen zu setzen.
Jane Harpers Schreibstil hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sie hat locker und leicht geschrieben, mit einem Hang zu etwas poetischem. Manche Beschreibungen haben mich ins Herz getroffen und mir die Geschichte noch näher gebracht auch wenn „Zu Staub“ eigentlich so gar nicht das war, was ich mir davon erwartet habe.
Das Buch ist definitiv kein Thriller und eigentlich auch von einem Spannungsroman entfernt. Es ist mehr ein Roman mit einem großen Familiendrama als Handlung. Die Geschichte ist gut, sie hat mir Spaß gemacht, weil ich gerne über Geheimnisse nachdenke und rätseln möchte, was geschehen ist. Letztlich habe ich aber die Lösung dann doch relativ schnell geahnt und wurde am Ende auch nicht enttäuscht. Ich denke das hätte die Autorin besser und vor allem innovativer ausarbeiten können.
Fazit
Ich mochte den Schreibstil der Autorin und auch die Grundidee hinter dem Buch. Allerdings habe ich mir durch den Klappentext und die Genrezuweisung „Thriller“ dann doch etwas anderes vorgestellt. Dennoch hatte ich viel Spaß mit diesem Buch. Das Familiendrama war toll herausgearbeitet, die Charaktere allesamt irgendwie suspekt und doch ist man ihnen gerne durch die Geschichte gefolgt. Ich mochte wie am Ende letztlich alles einen Sinn ergab und als ich das Buch zugeklappt habe, war ich zufrieden. Für Fans von klassischen Thrillern wird das Buch wohl eher nichts sein, wer aber gerne mal ein Familiendrama durchleben möchte, sollte einen Blick hinein werfen.