Zu Ohren gekommen

Schneller abschieben! Hat neulich eine Nachrichtensprecherin gesagt. Sie meinte, die Regierung feile an einem neuen Asylgesetz. Nach dem würden Asylanträge schneller bearbeitet, um Asylbewerber dann auch wieder schneller abschieben zu können. Ergebnisoffen wird also gar nicht geprüft. Man will nur ein Verfahren entwickeln, dass die Abschiebung verschnellert. Also sagte sie etwas davon, dass man Flüchtlinge schneller abschieben wolle.

Die Sprache verroht. Das ist ein alter Hut. Derzeit tut sie es jedoch wieder stärker. Dieses »schneller abschieben« durchfuhr mich. Mit welcher Lakonie es fiel. Nichts dagegen zu sagen, wenn man Anträge prüft, aber dann Menschen abzuschieben. Und das auch noch schnell ... Klar, die Abschiebung ist ein juristischer Begriff in diesem Land. Man hat sich diese Floskel nicht umgangssprachlich erschaffen, sondern kann auf den Gesetzestext zurückgreifen. Dennoch wirkt es äußerst unmenschlich und kalt. Man schiebt im Deutschen die Schuld auf andere ab. Manchmal auch die Verantwortung. Als die Banken die Folgen ihrer faulen Geschäftspraxis auf die Steuerzahler abgeschoben haben, hat man sich geärgert. Jemand der Schuld oder Verantwortung abschiebt, der gilt ganz allgemein als eine fadenscheinige Person, als halbseidener Charakter, als ein schlechter Mitmensch. Aber in den Nachrichten kann man ganz ohne diesen verurteilenden Unterton erklären, dass man Menschen schneller abschieben könnte.
Wir wundern uns nicht mal mehr über die Praxis: Da werden Gesetzeslagen geändert, nicht um einen Umstand neu zu regeln, sondern um das Gesetz so anwenden zu können, dass es mit der Tendenz, die man hat, nicht zusammenstößt. Man schmiedet nichts mehr Ergebnisoffenes - man ersinnt eine Praxis, die zwangsläufig das Resultat zeitigt, das man haben wollte. Und statt darüber nachzudenken, was Gesetze wert sind, die man je nach Tagesgeschehen auslotet, nehmen wir lieber den Geist dieses Vorhabens in die Sprache auf und sprechen ungeniert davon, Frauen, Kinder und Männer wieder zurück ins Elend zu schicken. Abschieben eben.

Die Abschiebung ist ein häßliches Wort aus dem Aufenthaltsgesetz. Es ist doch komisch, dass man es in der Alltagssprache dennoch gebraucht. In anderen Fällen erfindet sich der Volksmund Bezeichnungen, die so nicht im Gesetz zu finden sind. Umgangssprachliche Abwandlungen sind zum Beispiel das »Knöllchen«, wo der Beamte von der »Zumessung der Geldbuße bei einer Ordnungswidrigkeit« spricht. Wer redet denn schon im Alltag so? Wer begeht Verkehrsordnungswidrigkeiten? Wird man nicht eher geblitzt? Selbst Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigungen haben einen bürgerlichen Namen: Ein-Euro-Jobs. Aber die Abschiebung bleibt umgangssprachlich, weil sie doch so schön beschreibt, was wir eigentlich wollen. Jemanden wegmachen, austilgen aus unserer Mitte, »Hinfort mit ihm!« und so weiter.
Rohe Sprache, die immer roher und verachtender wird. Wenn sich Menschen eben immer stärker als Wettbewerber sehen, dann wird auch der Ton rau. Und wenn der Wettbewerb immer intensiver wird, wenn ein Unterbietungswettbewerb uns alle zwingt, noch mehr als Wettbewerber aufzutreten, um wenigstens einen Hauch von Lebensqualität zu erhalten, dann verschärft sich das. Und exakt noch mehr Wettbewerb soll ja kommen. Auch daher bin ich der Meinung, dass TTIP zerstört werden muss.
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